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Burgerwehr - warum die Stadt Brackenheim gegen McDonald's kämpft

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Die Bürger von Brackenheim, einer Kleinstadt mit 15.000 Einwohnern in Baden-Württemberg, haben Angst vor Burgern. Angst davor, dass die Kinder nicht in der Schulmensa bleiben, sondern Burger kaufen. Angst, dass ihre Stadt mit Pommesschalen und Burgerschachteln zugemüllt wird.

Die Angst begann, als der Fast-Food-Riese Mc Donald’s kürzlich bekannt gegeben hatte, gerne eine Filiale in der Stadt zu eröffnen. Jetzt bekommt der Brackenheimer Bürgermeister Rolf Kieser den Protest der Initiative „Bürger gegen Burger“ zu spüren.

Die Fläche, auf die McDonald’s will, gehört nämlich der Stadt. Und die Bürger finden die Vorstellung einer McDonald's-Ansiedlung schrecklich. „Ich wohne in Brackenheim, weil ich die ländliche Umgebung schätze, ich brauche kein Großstadtflair“, kommentiert ein Brackenheimer in einem Online-Forum.

brackenheim
(Marktplatz von Brackenheim, Foto: flickr/aivo2010)

Die Brackenheimer sind stolz, die größte Rotweingemeinde Deutschlands zu sein. Dass ausgerechnet hier, wo volle und runde Rotweine wie Lemberger, Trollinger und Spätburgunder gedeihen, ein McDonald’s fettige Kalorienbomben wie Big Mäcs verkaufen könnte, macht etliche Bürger wütend. 1600 Brackenheimer haben bereits der Anti-McDonald's-Initiative ihre Stimme gegeben.

Im Forum der Stadt Brackenheim meckert - stellvertretend für viele - der User „robert hohn“: „Das MC eine Weltmacht ist, wissen alle Beteiligten. Und genau darum geht es mir. Es gibt weltweit wirklich genug Filialen. Wieso auch noch in Brackenheim?“. Er sei selbst mit diesem „Mist“ groß geworden. „Ab und zu einen Burger kann gewiss jeder vertragen, aber messt doch mal nach einem Menü euren Insulinspiegel und ihr werdet euch wundern.“

"M-Masten verschandelt die Landschaft"

Ein McDonald's im direkten Lebensumfeld „erschwert die Erziehung in Sachen gesunder Ernährung massiv“, klagt ein anderer Nutzer im Diskussionsforum. Josef Festl, der Vorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion, ist ebenfalls wütend: „Diese Restaurants verwenden Einweggeschirr, Einwegbesteck und Einweg-Getränkebecher. So entstehen Unmengen von vermeidbarem Müll. Muss das sein in Brackenheim?" Und der SPD-Politiker hat noch ein Ärgernis: „Ein McDonald’s-Standort nur wenige Gehminuten entfernt vom Schulzentrum und der mit viel Geld eingerichteten und ehrenamtlich betriebenen Mensa kommt für die SPD-Fraktion nicht in Frage. Wenn schon McDonald’s, dann vielleicht im Gewerbegebiet in Dürrenzimmern. Die meisten McDonald’s liegen in Gewerbegebieten außerhalb der Kernstädte.“

Andere Nutzer sorgen sich, dass ein überragender „M“-Masten die Landschaft „verschandeln“ könnten. Auch ein Rückschlag für den Wein-Tourismus wird befürchtet. Außerdem werde der Lärmpegel steigen, "wenn „Tag und Nacht unzählige LKWs hier Rast machen“, befürchtet eine Brackenheimerin. McDonalds-Filialen seien zudem „besonders an Wochenenden Sammelpunkt für betrunkene Jugendliche, die nicht selten randalieren und die Nachtruhe der Anwohner missachten“.

Bürgermeister: "Mc Donald's wäre für die Stadt ein Gewinn"

Bürgermeister Rolf Kieser bemüht sich darum, die Debatte zu versachlichen. "Wenn McDonald's bei der Stadt anklopft, dann hat es mit der Attraktivität von Brackenheim zu tun", sagte Kieser der „Heilbronner Stimme“. Das mit W-Lan ausgestattete McCafé könne als Treffpunkt für Geschäftspartner dienen.

Er sei keineswegs ein McDonald’s-Fan, aber für die Stadt wäre die Ansiedlung "ein Gewinn“. Die Angst, die Schüler könnten jetzt die Schulmensa-Essen boykottieren, teilt er nicht. Die Schulen würden mit einem „hochwertigen Drei-Gänge-Menü für 3,50 Euro“ beliefert.

Bürgerinitiativen gegen Mc Donald's sind kein neues Phänomen. In Xanten stoppten 5400 Bürger eine McDonald's-Ansiedlung.

Auch auf HuffPost: Pizza-Lieferung per Luftpost




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