Elektroautos lernen laufen
Lange schon hat man in Deutschland über Elektroautos geredet, verkauft haben sie in homöopathischen Mengen bisher nur die Importeure, sieht man von Opel einmal ab. Das ändert sich nun endlich, nicht nur viele deutsche konventionelle und Plug-in-Hybride kommen auf den Markt, auch die ersten reinen Elektrowagen machen ihre Aufwartung: dabei könnten die drei Hauptvertreter dieser Newcomer bzw. Nachzügler, VW e-Golf und e-Up sowie der BMW i3 unterschiedlicher kaum sein in puncto Konzeption, Reichweite und Marktpositionierung. Neben allen Erwägungen von Alltagstauglichkeit und Reichweiten zeichnet sich erstmalig auch ab, dass der Preiswettbewerb im Elektrosegment nun ernsthaft ausbrechen könnte und nicht mehr nur in Elfenbeintürmen und Redaktionsstuben kalkuliert wird. Opel hat hier mit seinem bereits seit zwei Jahren ausgeliefertem Modell Ampera die Marschrichtung vorgegeben und bietet nach deutlicher Preissenkung derzeit am meisten Elektroauto für's Geld - inkl. Rangeextender. Wo es nicht auf's Geld ankommt, da greift der Kunde doch lieber gleich nach dem Tesla Model S. Die Erfolge dieses Luxus-Elektrowagens mit beschleunigungsbedingter Waffenscheinpflicht sind beeindruckend, kaum ein Tester kommt schnell aus dem Schwärmen heraus und alle verteilen Testpunkte wie sonst nur Kritikpunkte. Wenn ein Fahrzeug den „Iconic Change" in der Branche verkörpert, dann ist es diese „radikale Auslegung des Machbaren", wie die Technik und Motor-Redaktion der FAZ konstatiert. Frage bleibt nur, ob Tesla nicht nur die Schnelllader an deutschen Autobahnen sondern auch die Knöllchen für's zu schnell Fahren bezahlen sollte.
Das Auto wird autonom
Ein wenig aufgesetzt wirkte der aktuelle Hype des Jahres: das autonome Fahren. Nachdem über Jahre hinweg vor allem Google Schlagzeilen beim Thema verbuchen konnte, holte man zur IAA in Untertürkheim zum Gegenschlag aus und ließ den wiedererstarkten Unternehmenschef Zetsche gleich mal fremdgesteuert auf die Bühne rollen in Nachahmung einer werbewirksamen Realtestfahrt nach Pforzheim. Dass man noch einen weiten Weg zu gehen hat, gibt man jedoch gerne zu, nicht zuletzt in Gestalt eines großen roten Not-Aus-Schalters im ansonsten neobarock gehaltenen S-Klasse Cockpit. In den folgenden Wochen und Monaten ließ sich kaum ein Hersteller lumpen und verkündete mehr oder weniger realistische bzw. wünschbare Zeitpunkte zur Einführung des teilautonomen oder vollautonomen Fahrens. Auch dieser Hype wird abklingen, das autonome Fahren wird aber sicher irgendwann kommen. Und in rund 20 Jahren werden sich unsere Nachkommen ob unserer Sorglosigkeit im Umgang mit menschengesteuerten Fortbewegungsmitteln wohl nur noch die Augen reiben...
Gesetzgebung zwischen den Fronten
Ein weiterer Trend war deutlich erkennbar in 2013: die zunehmende Verwirrung in Bezug auf die regulatorischen Voraussetzungen auf nationaler und internationaler Ebene. Es begann mit der Posse um das Klimamittel R1234yf (Auto-Bild nennt es nur „Killer-Kältemittel"), bei der Daimler die versammelte Industrie samt VDA düpierte - das Thema ist bis heute ungelöst, auch weil man schon vor Jahren die Entwicklung einer Alternativtechnologie vertagt hatte. Weiter ging es mit dem Alleingang Deutschlands gegen den bereits ausgehandelten Klimagas-Kompromiss, in dem sich kaum ein Akteur mit Ruhm bekleckerte, so mancher von eigenen Interessen Geleiteter verwechselte gleich alle Begriffe und sprach von einer Unterminierung von vermeintlichen „Abgasnormen", die die böse Industrie da betreibe, und das nur um Ihre Spritschlucker zu rechtfertigen. Dass gerade die besagten „Abgasnormen" von der Industrie mit Euro 6 bereits vorbildlich vorerfüllt werden, findet dagegen keinerlei Erwähnung. Das Zauberwort von Matthias Wissmann, die „Konsumentensouveränität", drang leider auch nicht durch in der Debatte, auch ein entsprechender „Disclaimer"-Satz im gemeinsamen Statement von Volkswagen-Chef Winterkorn und Greenpeace („Voraussetzung dafür ist aber auch, dass die Kunden unsere modernen, alternativen Antriebe annehmen werden.") wurde höchst selten zitiert. Stattdessen wurde das Thema zum Kulturkampf stilisiert, der sich beinahe zum Industriekonflikt mit daraus resultierenden europäischen Verstimmungen auswuchs. Dieses Szenario wurde zum Glück nun verhindert, wohl schlicht weil die Zeit den Unterhändlern davonlief und die neue Koalition noch nicht wirklich beschlussfähig ist. Eine ähnlich elegante Lösung wird wohl dem Thema Maut, bei der man ganz den Pkw-Besitzer entlasten und genauso selbstverständlich und unbemerkt den Lkw-Besitzer weiter belasten will, versagt bleiben - und wird sich so auch zu einem bajuwarisch gefärbten Highlight in 2014 entwickeln.
Multimodal und flexibel ist in
Ein positiver Trend der letzten fünf Jahre hat sich weiter verstärkt: Mobilität wird immer multimodaler. Der große Erfolg der Free-Floating-Carsharing-Angebote wie Car2Go und DriveNow, der fulminante Start der Fernbuslinien unmittelbar nach der lange überfälligen gesetzlichen Freigabe sowie der Start von intelligenten Mobilitäts-Plattformen wie moovel von Daimler und Qixxit von der Deutschen Bahn zeigen deutlich, dass die Fixierung auf den alleinigen Autobesitz ausgedient hat. Nicht dass die Faszination Auto verschwunden wäre, die ist so lebendig wie eh und je, aber der reine Besitz-Ansatz weicht zunehmend einem „Shareconomy"-Ansatz der „Collaborative Consumption". Der mobile Mensch von heute baut sich seine Mobilität zunehmend aus vielen Bausteinen selbst und flexibel zusammen, wie auch das AIM in seinem aktuellen Carsharing-Barometer unter Nutzern zeigen konnte: demnach haben sich rund 30 Prozent der Carsharingnutzer bei mehr als einem Dienstleister registriert. Dazu kommt ein erkennbarer Wandel in der Wahrnehmung gerade unter jungen Leuten der Generation Y: unflexible, stationsgebundene Angebote werden kaum noch als relevant eingestuft.
Opel kommt wieder
Das Comeback des Jahres geht eindeutig auf das Konto der Kollegen in Rüsselsheim. Jahrelang von den amerikanischen Managern gepiesackt und von der Presse gebetsmühlenartig totgeschrieben, musste man sich lange Zeit fast schon schämen, sich zaghaft zu einem hessischen Modell mit einem -a am Ende zu bekennen. Diese dunkeln Zeiten scheinen vorbei zu sein, dabei kommen gleich mehrere Faktoren selbstverstärkend zusammen: der zupackende, authentische neue Chef Neumann (KTN) mit der gebotenen „Beinfreiheit", nachhaltige Verlustreduktionen, die Rückkehr in Motorsport und Sportsponsoring und nicht zuletzt attraktive neue Modelle wie der klassenlose Cascada und das bildschöne Monza Concept. Obendrein schicken sich die Hessen mit IntelliLink an, die Connectivity zu demokratisieren. Die Voraussetzungen sind also durchaus gut, jetzt muss die Marke verlorenes Vertrauen wieder aufbauen - und das dauert bekanntlich länger als das Gegenteil. Denn auch hier gilt: Image ist alles. Der aktuell angekündigte Rückzug der Marke Chevrolet aus Europa ist ein weiteres, sehr positives Zeichen für die Rüsselsheimer.
Lange schon hat man in Deutschland über Elektroautos geredet, verkauft haben sie in homöopathischen Mengen bisher nur die Importeure, sieht man von Opel einmal ab. Das ändert sich nun endlich, nicht nur viele deutsche konventionelle und Plug-in-Hybride kommen auf den Markt, auch die ersten reinen Elektrowagen machen ihre Aufwartung: dabei könnten die drei Hauptvertreter dieser Newcomer bzw. Nachzügler, VW e-Golf und e-Up sowie der BMW i3 unterschiedlicher kaum sein in puncto Konzeption, Reichweite und Marktpositionierung. Neben allen Erwägungen von Alltagstauglichkeit und Reichweiten zeichnet sich erstmalig auch ab, dass der Preiswettbewerb im Elektrosegment nun ernsthaft ausbrechen könnte und nicht mehr nur in Elfenbeintürmen und Redaktionsstuben kalkuliert wird. Opel hat hier mit seinem bereits seit zwei Jahren ausgeliefertem Modell Ampera die Marschrichtung vorgegeben und bietet nach deutlicher Preissenkung derzeit am meisten Elektroauto für's Geld - inkl. Rangeextender. Wo es nicht auf's Geld ankommt, da greift der Kunde doch lieber gleich nach dem Tesla Model S. Die Erfolge dieses Luxus-Elektrowagens mit beschleunigungsbedingter Waffenscheinpflicht sind beeindruckend, kaum ein Tester kommt schnell aus dem Schwärmen heraus und alle verteilen Testpunkte wie sonst nur Kritikpunkte. Wenn ein Fahrzeug den „Iconic Change" in der Branche verkörpert, dann ist es diese „radikale Auslegung des Machbaren", wie die Technik und Motor-Redaktion der FAZ konstatiert. Frage bleibt nur, ob Tesla nicht nur die Schnelllader an deutschen Autobahnen sondern auch die Knöllchen für's zu schnell Fahren bezahlen sollte.
Das Auto wird autonom
Ein wenig aufgesetzt wirkte der aktuelle Hype des Jahres: das autonome Fahren. Nachdem über Jahre hinweg vor allem Google Schlagzeilen beim Thema verbuchen konnte, holte man zur IAA in Untertürkheim zum Gegenschlag aus und ließ den wiedererstarkten Unternehmenschef Zetsche gleich mal fremdgesteuert auf die Bühne rollen in Nachahmung einer werbewirksamen Realtestfahrt nach Pforzheim. Dass man noch einen weiten Weg zu gehen hat, gibt man jedoch gerne zu, nicht zuletzt in Gestalt eines großen roten Not-Aus-Schalters im ansonsten neobarock gehaltenen S-Klasse Cockpit. In den folgenden Wochen und Monaten ließ sich kaum ein Hersteller lumpen und verkündete mehr oder weniger realistische bzw. wünschbare Zeitpunkte zur Einführung des teilautonomen oder vollautonomen Fahrens. Auch dieser Hype wird abklingen, das autonome Fahren wird aber sicher irgendwann kommen. Und in rund 20 Jahren werden sich unsere Nachkommen ob unserer Sorglosigkeit im Umgang mit menschengesteuerten Fortbewegungsmitteln wohl nur noch die Augen reiben...
Gesetzgebung zwischen den Fronten
Ein weiterer Trend war deutlich erkennbar in 2013: die zunehmende Verwirrung in Bezug auf die regulatorischen Voraussetzungen auf nationaler und internationaler Ebene. Es begann mit der Posse um das Klimamittel R1234yf (Auto-Bild nennt es nur „Killer-Kältemittel"), bei der Daimler die versammelte Industrie samt VDA düpierte - das Thema ist bis heute ungelöst, auch weil man schon vor Jahren die Entwicklung einer Alternativtechnologie vertagt hatte. Weiter ging es mit dem Alleingang Deutschlands gegen den bereits ausgehandelten Klimagas-Kompromiss, in dem sich kaum ein Akteur mit Ruhm bekleckerte, so mancher von eigenen Interessen Geleiteter verwechselte gleich alle Begriffe und sprach von einer Unterminierung von vermeintlichen „Abgasnormen", die die böse Industrie da betreibe, und das nur um Ihre Spritschlucker zu rechtfertigen. Dass gerade die besagten „Abgasnormen" von der Industrie mit Euro 6 bereits vorbildlich vorerfüllt werden, findet dagegen keinerlei Erwähnung. Das Zauberwort von Matthias Wissmann, die „Konsumentensouveränität", drang leider auch nicht durch in der Debatte, auch ein entsprechender „Disclaimer"-Satz im gemeinsamen Statement von Volkswagen-Chef Winterkorn und Greenpeace („Voraussetzung dafür ist aber auch, dass die Kunden unsere modernen, alternativen Antriebe annehmen werden.") wurde höchst selten zitiert. Stattdessen wurde das Thema zum Kulturkampf stilisiert, der sich beinahe zum Industriekonflikt mit daraus resultierenden europäischen Verstimmungen auswuchs. Dieses Szenario wurde zum Glück nun verhindert, wohl schlicht weil die Zeit den Unterhändlern davonlief und die neue Koalition noch nicht wirklich beschlussfähig ist. Eine ähnlich elegante Lösung wird wohl dem Thema Maut, bei der man ganz den Pkw-Besitzer entlasten und genauso selbstverständlich und unbemerkt den Lkw-Besitzer weiter belasten will, versagt bleiben - und wird sich so auch zu einem bajuwarisch gefärbten Highlight in 2014 entwickeln.
Multimodal und flexibel ist in
Ein positiver Trend der letzten fünf Jahre hat sich weiter verstärkt: Mobilität wird immer multimodaler. Der große Erfolg der Free-Floating-Carsharing-Angebote wie Car2Go und DriveNow, der fulminante Start der Fernbuslinien unmittelbar nach der lange überfälligen gesetzlichen Freigabe sowie der Start von intelligenten Mobilitäts-Plattformen wie moovel von Daimler und Qixxit von der Deutschen Bahn zeigen deutlich, dass die Fixierung auf den alleinigen Autobesitz ausgedient hat. Nicht dass die Faszination Auto verschwunden wäre, die ist so lebendig wie eh und je, aber der reine Besitz-Ansatz weicht zunehmend einem „Shareconomy"-Ansatz der „Collaborative Consumption". Der mobile Mensch von heute baut sich seine Mobilität zunehmend aus vielen Bausteinen selbst und flexibel zusammen, wie auch das AIM in seinem aktuellen Carsharing-Barometer unter Nutzern zeigen konnte: demnach haben sich rund 30 Prozent der Carsharingnutzer bei mehr als einem Dienstleister registriert. Dazu kommt ein erkennbarer Wandel in der Wahrnehmung gerade unter jungen Leuten der Generation Y: unflexible, stationsgebundene Angebote werden kaum noch als relevant eingestuft.
Opel kommt wieder
Das Comeback des Jahres geht eindeutig auf das Konto der Kollegen in Rüsselsheim. Jahrelang von den amerikanischen Managern gepiesackt und von der Presse gebetsmühlenartig totgeschrieben, musste man sich lange Zeit fast schon schämen, sich zaghaft zu einem hessischen Modell mit einem -a am Ende zu bekennen. Diese dunkeln Zeiten scheinen vorbei zu sein, dabei kommen gleich mehrere Faktoren selbstverstärkend zusammen: der zupackende, authentische neue Chef Neumann (KTN) mit der gebotenen „Beinfreiheit", nachhaltige Verlustreduktionen, die Rückkehr in Motorsport und Sportsponsoring und nicht zuletzt attraktive neue Modelle wie der klassenlose Cascada und das bildschöne Monza Concept. Obendrein schicken sich die Hessen mit IntelliLink an, die Connectivity zu demokratisieren. Die Voraussetzungen sind also durchaus gut, jetzt muss die Marke verlorenes Vertrauen wieder aufbauen - und das dauert bekanntlich länger als das Gegenteil. Denn auch hier gilt: Image ist alles. Der aktuell angekündigte Rückzug der Marke Chevrolet aus Europa ist ein weiteres, sehr positives Zeichen für die Rüsselsheimer.