MÜNCHEN - Die Schauspielerin Franka Potente hat mit "Allmählich wird es Tag" ihren ersten Roman vorgelegt. Sachlich doch zugleich gefühlvoll ist darin ein Mann in den Endvierzigern beschrieben, der auf einen Schlag seinen Job und seine Ehefrau verliert: Benommen von Schmerz, Alkohol und Drogen sucht er nach Antworten. Die Autorin wirft ein Schlaglicht auf die Folgen der Finanzkrise und verwebt das mit der Lebenswelt der Mittelklasse-Schicht in Los Angeles. Es ist aber auch eine Geschichte über die Kraft der Veränderung. Potente, die im Juli 40 Jahre alt wird, macht Hoffnung, dass es nicht bei diesem einen Roman bleiben wird.
"Wie ein gefällter Baum lag er da" - das ist die erste Beschreibung von Protagonist Tim Wilkins. Ein 49 Jahre alter Investmentberater, der seit fast 30 Jahren in seinem Haus in Los Angeles lebt. Irgendwann hatten er und seine Ehefrau Liz einen Pool anbauen lassen. Freunde und Golfen. Ihr gemeinsamer Sohn Derek wuchs hier auf, heute erfolgreich im Filmgeschäft tätig. Das ist das Leben an der Oberfläche.
Alkohol, Drogen, Sex, laute Musik
Darunter? Tim muss kramen, lange kramen, bevor er vordringt. Er ist betäubt vom Alltag, kann sich an vieles nicht erinnern, und die Ehe - Alltag eben. Jetzt ist Liz seit Tagen weg: "Am Sonntag war sie in das große Auto gestiegen. Er selbst hatte am Küchenfenster gestanden. Das Bild einer gebräunten Männerhand, souverän und ruhig auf dem Steuer ruhend, hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt." Lähmender Schmerz überkommt Tim, aber er beginnt nicht, um Liz zu kämpfen. Stattdessen: Alkohol, Drogen, Sex, laute Musik. Fertigsuppen und Chips. Die Sprache wird härter. "Verdammt, er war ein echtes Arschloch gewesen." Es beginnt zu stinken - seine Wäsche ("Er konnte Sauberes nicht mehr von Dreckigem unterscheiden."), sein Auto (unter dem Sitz findet er schimmliges Essen), er "kotzt" in die Badewanne.
Nach und nach wird klar: Tim leidet unter Wutausbrüchen. Liz schlug er auch. Seine Frau vertraute sich seinem Freund an - es begann vor Jahren eine kurzzeitige Affäre. Potente, die vor dem jetzigen Roman bereits die Erzählungen "Zehn" (2010), das Brieftagebuch "Berlin - Los Angeles" (2005) und ein Fitnessbuch veröffentlicht hatte, beschreibt ihren Protagonisten auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa so: "Tim Wilkins war ein durchschnittlicher Ehemann, Familienvater, Mensch. Als er in kurzer Zeit alles verliert, redigiert er in einen fast pubertären, haltlosen Zustand. Eine Lebenskrise. "Allmählich wird es Tag" ist die Geschichte einer zweiten Chance in der Lebensmitte. Eine "coming of age" Geschichte eines Endvierzigjährigen."
"Gebrochene männliche Figuren sprechen mich zur Zeit grade mehr an."
Ob sich die Autorin, die in Nordrhein-Westfalen geboren wurde und in den USA lebt, hätte vorstellen können, einen Roman mit einer weiblichen Protagonistin zu schreiben? "Diesen Roman nicht, nein. Gebrochene männliche Figuren sprechen mich zur Zeit grade mehr an. Keine Ahnung wieso."
Tims Swimmingpool steht als Sinnbild für die Finanzkrise. Im Roman heißt es: "Früher war er jeden Morgen eine Runde geschwommen. California living. Seit zwei Jahren aber war der Pool bis auf das gelegentliche Regenwasser im Winter leer geblieben." An anderer Stelle: "Vor zwei Jahren hatte er das Wasser aus dem Pool gelassen. Er erinnerte sich genau an den Tag. Nach der Finanzkrise hatte er sofort mit Sparmaßnahmen begonnen."
Potente spannt ihre Leser auf die Folter
Potente, bekannt aus Tom Tykwers Film "Lola rennt" und der Literaturverfilmung "Elementarteilchen", arbeitet mit Zeitsprüngen und vielen Spannungsbögen. Der Roman wird mit einem Vorgriff eingeleitet, der aus dem hinteren Teil entlehnt ist. Als Tim regungslos am Pool liegt, nachdem er die Möbel hineingeworfen und angezündet hat. Verwirrung, ist er tot? Weiterer Spannungstrick: Der Leser erwartet eine Begegnung zwischen Tim und seiner Frau - Potente spannt ihn auf die Folter. Nach und nach lässt sie ihren Protagonisten so in einer Art Zwischenwelt zwischen dem Gestern und dem Morgen eine Entwicklung durchleben - Tim beginnt zu begreifen und irgendwann schöpft er Hoffnung auf bessere Zeiten.
Können die Leser hoffen, dass es nach dem beachtenswerten Werk einen weiteren Roman geben wird? Potente dazu: "Bestimmt! Wenn wieder Zeit und eine Idee da sind auf jeden Fall!"
"Wie ein gefällter Baum lag er da" - das ist die erste Beschreibung von Protagonist Tim Wilkins. Ein 49 Jahre alter Investmentberater, der seit fast 30 Jahren in seinem Haus in Los Angeles lebt. Irgendwann hatten er und seine Ehefrau Liz einen Pool anbauen lassen. Freunde und Golfen. Ihr gemeinsamer Sohn Derek wuchs hier auf, heute erfolgreich im Filmgeschäft tätig. Das ist das Leben an der Oberfläche.
Alkohol, Drogen, Sex, laute Musik
Darunter? Tim muss kramen, lange kramen, bevor er vordringt. Er ist betäubt vom Alltag, kann sich an vieles nicht erinnern, und die Ehe - Alltag eben. Jetzt ist Liz seit Tagen weg: "Am Sonntag war sie in das große Auto gestiegen. Er selbst hatte am Küchenfenster gestanden. Das Bild einer gebräunten Männerhand, souverän und ruhig auf dem Steuer ruhend, hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt." Lähmender Schmerz überkommt Tim, aber er beginnt nicht, um Liz zu kämpfen. Stattdessen: Alkohol, Drogen, Sex, laute Musik. Fertigsuppen und Chips. Die Sprache wird härter. "Verdammt, er war ein echtes Arschloch gewesen." Es beginnt zu stinken - seine Wäsche ("Er konnte Sauberes nicht mehr von Dreckigem unterscheiden."), sein Auto (unter dem Sitz findet er schimmliges Essen), er "kotzt" in die Badewanne.
Nach und nach wird klar: Tim leidet unter Wutausbrüchen. Liz schlug er auch. Seine Frau vertraute sich seinem Freund an - es begann vor Jahren eine kurzzeitige Affäre. Potente, die vor dem jetzigen Roman bereits die Erzählungen "Zehn" (2010), das Brieftagebuch "Berlin - Los Angeles" (2005) und ein Fitnessbuch veröffentlicht hatte, beschreibt ihren Protagonisten auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa so: "Tim Wilkins war ein durchschnittlicher Ehemann, Familienvater, Mensch. Als er in kurzer Zeit alles verliert, redigiert er in einen fast pubertären, haltlosen Zustand. Eine Lebenskrise. "Allmählich wird es Tag" ist die Geschichte einer zweiten Chance in der Lebensmitte. Eine "coming of age" Geschichte eines Endvierzigjährigen."
"Gebrochene männliche Figuren sprechen mich zur Zeit grade mehr an."
Ob sich die Autorin, die in Nordrhein-Westfalen geboren wurde und in den USA lebt, hätte vorstellen können, einen Roman mit einer weiblichen Protagonistin zu schreiben? "Diesen Roman nicht, nein. Gebrochene männliche Figuren sprechen mich zur Zeit grade mehr an. Keine Ahnung wieso."
Tims Swimmingpool steht als Sinnbild für die Finanzkrise. Im Roman heißt es: "Früher war er jeden Morgen eine Runde geschwommen. California living. Seit zwei Jahren aber war der Pool bis auf das gelegentliche Regenwasser im Winter leer geblieben." An anderer Stelle: "Vor zwei Jahren hatte er das Wasser aus dem Pool gelassen. Er erinnerte sich genau an den Tag. Nach der Finanzkrise hatte er sofort mit Sparmaßnahmen begonnen."
Potente spannt ihre Leser auf die Folter
Potente, bekannt aus Tom Tykwers Film "Lola rennt" und der Literaturverfilmung "Elementarteilchen", arbeitet mit Zeitsprüngen und vielen Spannungsbögen. Der Roman wird mit einem Vorgriff eingeleitet, der aus dem hinteren Teil entlehnt ist. Als Tim regungslos am Pool liegt, nachdem er die Möbel hineingeworfen und angezündet hat. Verwirrung, ist er tot? Weiterer Spannungstrick: Der Leser erwartet eine Begegnung zwischen Tim und seiner Frau - Potente spannt ihn auf die Folter. Nach und nach lässt sie ihren Protagonisten so in einer Art Zwischenwelt zwischen dem Gestern und dem Morgen eine Entwicklung durchleben - Tim beginnt zu begreifen und irgendwann schöpft er Hoffnung auf bessere Zeiten.
Können die Leser hoffen, dass es nach dem beachtenswerten Werk einen weiteren Roman geben wird? Potente dazu: "Bestimmt! Wenn wieder Zeit und eine Idee da sind auf jeden Fall!"
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