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Krieg in Syrien: 3 Gründe, warum Trumps US-Rückzug eine gute Entscheidung ist

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Es sind Nachrichten, über die sich Donald Trump gefreut haben dürfte: Am Wochenende fiel die letzte IS-Bastion in Syrien. Der Islamische Staat ist militärisch nun also besiegt. Zumindest vorerst.

Das bedeutet auch: Trump hat grünes Licht für den Rückzug der US-Truppen aus Syrien. Zwar wird es wohl keinen vollständigen Rückzug geben. Wie viele Soldaten aber am Ende im Land bleiben werden, ist weiter unklar.

Mit seinem Vorstoß US-Truppen aus Syrien abzuziehen, hat Trump in den Medien viel Kritik geerntet. Nachdem Trump seinen Plan im Dezember verkündete, war die Empörung in den Medien groß:

“In einer chaotischen Welt ist Trumps Beitrag, noch mehr Chaos zu stiften”, kommentierte die “Washington Post”.

“Man kann sich den Kopf darüber zerbrechen, was Trump zu seiner Entscheidung bewogen hat”, meinte die “NZZ” aus Zürich.

“Der Schaden geht weit über Syrien hinaus“, lamentierte die “Welt” aus Berlin.

► ”Der US-Abzug ist unverantwortlich”, kritisierte El Mundo aus Madrid.

Aber wir von The Buzzard haben herausgefunden: Während die Leitmedien sich einig sind, streiten die internationale Nahost-Experten.

Unter anderem darüber, ob Trumps Entscheidung nicht doch vielleicht ganz neue Möglichkeiten für Frieden eröffnet. Denn es gibt sie – Beobachter aus Syrien, Afghanistan und den USA, die Trumps Rückzugspläne loben. Unter ihnen sind Trump-Anhänger und Trump-Gegner, Demokraten und Republikaner, Konservative und Linke.

The Buzzard fasst die wichtigsten Argumente der Optimisten für euch zusammen.

1. In Syrien könnte endlich die UN den Frieden sichern

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Der renommierte amerikanische Ökonom Jeffrey Sachs ist einer von Trumps schärfsten Kritikern. Aber Trumps Entscheidung, US-Truppen aus Syrien zurückzuziehen, lobt er.

Denn für Sachs war der Syrieneinsatz der USA von Beginn an Heuchelei. Vorgeblich sollte der IS bekämpft werden, doch in Wirklichkeit sei es nur um die Verteidigung der US-Interessen im Nahen Osten gegangen. So wie bei jedem US-Einsatz in der Region, die allesamt zu Unruhen, Kriegen und Chaos geführt haben, meint Sachs.

Er schreibt, der Abzug der amerikanischen Truppen sei nun endlich der erste Schritt, diese Außenpolitik zu ändern. Und mehr noch: Der Rückzug biete erstmals die Möglichkeit für Frieden in Syrien.

Denn erst, wenn die USA sich zurückziehen, entsteht die Chance, dass die UN Friedenstrupps einsetzen kann. Sachs glaubt, dass das die Lage in Syrien stabilisieren wird. Er entwirft folgendes Szenario:

  • Die USA ziehen ihre Trupps vollständig aus Syrien zurück
  • Dann macht die UN einen wichtigen strategischen Schritt: Sie erkennt das Assad-Regime aus als offizielle syrische Regierung an
  • Dadurch könnte Russland sein Veto zurücknehmen, das momentan noch den Einsatz von UN-Friedenstruppen in Syrien verhindert
  • Eben diese Friedenstruppen könnten die Kurden schützen, die nach einem US-Abzug Angriffen der Türkei oder dem IS ausgesetzt sein können.
  • Außerdem, meint Sachs, sollten die USA die Sanktionen gegen den Iran aufheben. Damit könnte sich auch der Iran überzeugen lassen, seine Truppen aus Syrien abzuziehen.
  • Schließlich sind alle fremden Mächte aus Syrien abgezogen und die UN kann Mittel zum Wiederaufbau bereitstellen.

Klingt kompliziert. Aber aus Sachs Sicht ist ein solcher Prozess wesentlich aussichtsreicher, als den Einsatz von US-Truppen in Syrien weiter laufen zu lassen. Trumps Entscheidung, die Truppen abzuziehen, sieht er deshalb nicht als den irrsinnigen Alleingang eines US-Präsidenten, der nicht weiß, was er tut. Sondern, als einen politischen Schachzug, der Raum öffnet für neue außenpolitische Möglichkeiten.

Trumps Entscheidung stelle einen Bruch dar, mit dem “Scheuklappen-Denken” bisheriger amerikanischer Außenpolitik, schreibt der Ökonom. Man müsse den Rückzug als Chance begreifen. Wichtig sei aber auch, dass es nicht nur beim Rückzug bleibe, sondern, dass Trump sich stattdessen für UN-Diplomatie und humanitäre Hilfe einsetze. Ob er das tatsächlich tun wird, weiß natürlich keiner.

Auch interessant: Warum nicht nur Putin sich über den US-Rückzug freuen dürfte

2. In Afghanistan wird endlich ein Neuanfang möglich

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Auch aus Afghanistan möchte Trump die US-Truppen so bald wie möglich abziehen und in Afghanistan ist die Lage ähnlich vertrackt wie in Syrien.

Seit 17 Jahren sind die USA dort im Einsatz. Der Krieg dauert länger als der Amerikanische Bürgerkrieg, der Spanisch-Amerikanische Krieg, der Erste und Zweite Weltkrieg und der Koreakrieg zusammen. Bald ist es möglich, dass ein Soldat in den Afghanistankrieg geht, der zu Kriegsbeginn noch nicht geboren war, bemerkt Doug Bandow, ein amerikanischer Politik-Berater und Nahost-Experte.

Jedes Jahr pulvern die USA rund 40 Milliarden Dollar in den Einsatz.

Und das Ergebnis? Chaos, Krieg, Unruhen und Selbstmordanschläge. 

Die Taliban kontrollieren mittlerweile den Großteil des Landes. Bandow rechnet vor, dass sich seit Beginn des US-Einsatzes die Zahl der Taliban-Kämpfer in Afghanistan vervierfacht hat.

Paradoxerweise sind die Taliban also mittlerweile wesentlich stärker als noch zu Beginn des US-Einsatzes.

Und die offizielle afghanische Regierung? Gilt als korrupt, zerstritten und inkompetent. Bandow schreibt: Das gebe SIGAR, die Prüfstelle, die die USA gegründet haben, um den Fortschritt der Afghanistan-Mission zu messen, mittlerweile freimütig zu.   

Auch die Opium-Krise konnten die USA nicht besiegen. Im Gegenteil, Afghanistan ist nach wie vor der größte Opium-Produzent weltweit, schreibt Nahost-Experte Bandow. Kein Land der Welt hat 2018 mehr Opium angebaut und verkauft als Afghanistan.

Kurzum: Was auch immer die USA in Afghanistan bewirken wollten, sie sind gescheitert. Politikberater wie Bandow meinen deshalb: Der Abzug der US-Truppen ist der einzig logische und richtige Schritt. Die USA müssen sich ihr Scheitern endlich eingestehen und raus aus dem Land. Nur so komme auch Afghanistan aus der Abwärtsspirale, schreibt Bandow.

Denn wenn die USA abziehen, eröffnet das die Möglichkeit, dass andere Staaten zwischen Regierung und Taliban verhandeln. Staaten wie Pakistan oder Indien, denen die Taliban weniger feindlich gegenüberstehen.

Mehr zum Thema: Warum die Taliban in Afghanistan wieder so mächtig geworden sind

3. Trumps Rückzug könnte ein positives Signal sein, für eine Wende hin zu einer friedlichen US-Außenpolitik

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Wenn es eine Lektion gibt, die die USA aus dem Einsätzen in Afghanistan und Syrien lernen können, dann ist es diese: Heutzutage lassen sich Konflikte nicht mehr mit militärischen Interventionen zu lösen – davon ist der demokratische Kongressabgeordnete Ro Khanna überzeugt.

Die USA haben in den vergangenen 17 Jahren im Nahen Osten vor allem Chaos und Gewalt produziert, betont er in einem Gastbeitrag für die “Washington Post”. Und Milliarden Dollar an Steuergeldern verschwendet.

Es sei Zeit, dass sich das ändere. Khanna ist ein scharfer Kritiker des US-Präsidenten und doch lobt er Trump für seinen Mut: Es sei außergewöhnlich, dass Trump sich gegen die Kriegstreiber in seinen Reihen durchsetze.

Auch interessant: Die Buzzard-Debatte zum Krieg der Türkei gegen die Kurden in Syrien

Der Rückzug der US-Truppen bedeute nun endlich die Abkehr von der Rolle der USA als Weltpolizei. Anstatt Weltpolizei zu spielen, was Khanna scheinheilig findet, können die USA sich nun als diplomatischer Vermittler zwischen den Konfliktparteien beweisen. Und humanitäre Hilfe in Krisenregionen verstärken.

Demokraten wie Khanna werten Trumps Schritt deshalb als ein wichtiges und positives Signal an die Welt: Statt Milliarden in Truppen-Einsätze in Afghanistan und Syrien zu pulvern, wenden sich die USA nun besseren, diplomatischeren Lösungen zu – und sichern den Frieden im Nahen Osten.

Wie genau das mit dem Frieden funktionieren soll, darauf geben Nahost-Experten zwar bisher nur vage Antworten. Aber diese Antworten regen eine neue Debatte an. Sie regen dazu an, darüber nachzudenken, wie eine moderne US-Außenpolitik aussehen könnte. Eine Außenpolitik, die zu weniger Krieg, Gewalt und Chaos führt. Und wer weiß, vielleicht sickert die ein oder andere Idee am Ende dann sogar durch bis ins Weiße Haus.

Zu jeder Debatte gehören zwei Seiten. Auf TheBuzzard.org zeigen wir aktuell die wichtigsten Positionen von Nahost-Experten, amerikanischen Journalisten und Politikwissenschaftlern im Überblick. Nicht alle loben den Rückzug der Truppen. Viele warnen davor, dass jetzt nach Trumps Entscheidung, im Nahen Osten der nächste große Krieg beginnen könnte. Ihr wollt wissen warum? 

Schaut auf TheBuzzard.org

 


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