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Cannabis als Todesursache nachgewiesen - "Nicht die Dosis macht das Gift"

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DÜSSELDORF/MÜNCHEN - Die Studie der Uniklinik Düsseldorf, wonach Rechtsmediziner zum ersten Mal zwei Todesfälle auf den Konsum von Cannabis zurückführen konnten, schlägt hohe Wellen. Die Huffington Post hat den Mitautor der Studie, den Rechtsmediziner Benno Hartung, nach Details gefragt.

Huffington Post: Sie haben Cannabis-Konsum als Todesursache nachgewiesen. Wie kam es dazu?
Benno Hartung: Nach dem Erscheinen eines Berichts in der Zeitschrift "Forensic Science International", den wir zunächst – wie die meisten anderen auch – nicht glauben konnten, haben wir begonnen, unsere Fälle hinsichtlich eines möglichen Todes, der im Zusammenhang mit Cannabis-Einfluss stehen könnte, zu untersuchen.

HuffPost: Was haben Sie herausgefunden?
Hartung: Aus der Zeit von 2011 bis 2012 lagen uns 15 Fälle vor. Bei 13 Fällen war bei den beschriebenen, weiterführenden Untersuchungen - neben Obduktion und Toxikologie - anzunehmen, dass weitere Faktoren den Tod mitverursacht haben könnten. Übrig blieben die beiden beschriebenen Fälle, wobei einer der beiden Männer zusätzlich eine Herzmuskelvergrößerung zeigte, die ebenfalls als Todesursache in Betracht gezogen werden muss.

HuffPost: Müssen wir nach den Ergebnissen Ihrer Studie den Cannabis-Konsum neu bewerten?
Hartung: Ich denke, dass hier seltene Einzelfälle vorliegen. Cannabis-Todesfälle sind allerdings bereits seit längerer Zeit beschrieben. Neu ist bei uns, dass wir eine ungewöhnlich intensive Abklärung anderweitiger Todesursachen betrieben haben. Es gibt aber wohl insgesamt nur sehr wenig Substanzen, die völlig frei von Nebenwirkungen sind. Selbst in Wasser kann man Ertrinken. Man muss aus meiner Sicht das Risiko einer Substanz kennen und dann für sich entscheiden, wie viel Risiko man in Kauf nehmen möchte.

HuffPost: Hin und wieder ein bisschen Gras, das schadet nicht, argumentieren die Befürworter einer Cannabis-Legalisierung. Stimmt das nicht?
Hartung: Es scheint hier jedenfalls so zu sein, als wenn nicht die Dosis das Gift macht, sondern als wenn bestimmte Personen eine „Empfänglichkeit“ für die genannten Herz-Kreislaufstörungen - wir gehen von Herzrhythmusstörungen aus - unter Cannabis aufweisen, andere wiederum nicht.

HuffPost: "Ich rieche Propaganda“, kommentiert einer unserer User Ihre Ergebnisse.
Hartung: Dem muss ich widersprechen. Wir haben keinerlei finanzielle oder politische Interessen in die eine oder die andere Richtung. Wir haben auch keine Sponsoren für diese Untersuchung gehabt, so dass hier die oft gepriesene Unabhängigkeit bestand.

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