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Schwule und Lesben: Politik bei den Simpsons

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Die erfolgreiche Zeichentrickserie Simpsons richtet sich mit ihren Beiträgen auch an Erwachsene. Unter Bezug auf sein Buch "Hinter den schwulen Lachern. Homosexualität bei den Simpsons" geht der Autor Erwin In het Panhuis in einer Reihe für die Huffington-Post der Frage nach, wie sich die Simpsons in Bezug auf Homosexualität zu Themen wie Politik und Religion positionieren.


Die schwulenpolitischen Satiren, die sich erkennbar an Erwachsene richten, sind vielfältig. Sie behandeln Aspekte der sexuellen Denunziation und spiegeln u.a. parteipolitische Auseinandersetzungen wider. Lesben, denen auch bei den Simpsons weniger gesellschaftliche Relevanz unterstellt wird, sind nur in einzelnen Beiträgen zur Homo-Ehe präsent.

Sexuelle Denunzierung

Das Wissen um die Homosexualität eines Politikers wird in politischen Auseinandersetzungen gezielt ausgenutzt. Bei den Simpsons wurde ein Beitrag über das angebliche Liebesverhältnis zwischen einem republikanischen Präsidentschaftskandidaten und einem Terroristen (19/10) nicht zufällig während der (realen) Präsidentschaftsvorwahlen von 2008 ausgestrahlt. In einer anderen Szene drohen die Republikaner damit, Ted Kennedy als schwul zu outen, falls ihre Forderungen nicht durchkommen (7/18). Auch diese Szene wirkt unschuldig und verspielt, setzt sich aber ebenfalls ernsthaft mit dem Missbrauch politischer Macht auseinander.

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Demokraten und Republikaner

Der schwule Smithers betont, dass politisch-konservative Ansichten im Gegensatz zu seinem homogenen Leben stehen (Staffel 6/ Folge 5). Mit dieser unscheinbar wirkenden Formulierung nahmen die Produzenten bewusst eine politische Kontroverse zwischen Republikanern und Schwulen auf und machten damit aus Smithers privater sexueller Orientierung erstmals auch eine politische Angelegenheit. Später wird es deutlicher, als auch die schwulen Republikaner von Springfield vorgestellt werden.

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Sie sind auf der Suche nach einem Symbol für ihre Politik, ignorieren dabei aber Lisas rosa Elefanten-Luftballon (11/16). In den USA ist der Elefant das Wappentier der Republikaner und Rosa wie in Deutschland eine schwulenpolitische Signalfarbe. Der Humor entsteht hier aus dem Umstand, dass Pink elephant nur eine spöttische Fremdbezeichnung und keine Selbstbezeichnung der schwulen Republikaner ist.

US-Präsidenten

Auf Abraham Lincoln wird im schwulen Zusammenhang mehrfach eingegangen, weil über seine sexuelle Orientierung viel spekuliert wird. Er hat ein Gedicht über eine eheähnliche Verbindung zwischen zwei Männern geschrieben und ein Leibwächter durfte in seinem Bett übernachten, wenn seine Frau nicht zuhause war. Aus diesem Grund ist in der Serie von Gaybraham Lincoln (22/13) die Rede. In einer Folge heiratet Abraham Lincoln George Washington und greift später Homer ungeniert an seinen Hintern (20/4).

Anspielungen auf US-Präsidenten sind nicht immer so direkt. Die naiv anmutende Frage von Marge: Wusstest du, dass jeder US-Präsident ein heterosexueller, weißer Mann war? (19/11) ist nur in einem politisch-subversiven Sinn ein emanzipatorisches Statement für Schwule, Schwarze und Frauen. Kann man sich eigentlich einen schwulen US-Präsidenten vorstellen? Die Simpsons haben auch dafür eine satirische Antwort: Hier setzen sich Schwule für einen schwulen US-Präsidenten im Jahre 2084 mit den Kommentar: Wir sind Realisten (11/16) ein. Auch in die aktuelle Politik wird sich bei den Simpsons eingemischt. Einige Tage vor der Präsidentschaftswahl 1996 werden die Kandidaten Bill Clinton und Bob Dole händchenhaltend gezeigt (8/1). Diese Satire bezog sich jedoch weniger auf Schwule, sondern darauf, dass die beiden großen Parteien nur selten Hand in Hand arbeiten.


Schwule in der US-Navy und US-Army


Über Homosexualität in der Armee wird in vielen Ländern leidenschaftlich diskutiert. Eine Satire über die Don´t ask, don´t tell-Richtlinie behandelt die Angst der Streitkräfte vor schwulen Soldaten (9/19). Sie ist überzeugend, weil sie politische Kritik konstruktiv mit guter Unterhaltung verbindet und eine innere Sensibilität aufzeigt. Mit Lisa Simpsons und dem schwulen Kadetten Franklin (8/25) wird parallel die Rolle von Frauen und von Schwulen in der US-Army behandelt. Auch hier wird - trotz des Klischees eines tuntigen Kadetten - deutlich, dass nicht Homosexualität, sondern nur der Umgang mit Schwulen ein Problem darstellt.

Fazit

Bei dem kritischen Blick auf das politische System der USA werden Schwule sowohl als Opfer einer konservativen Politik als auch von sexueller Denunziation angesehen. Es wird deutlich, dass sich die Serie politisch nicht neutral verhält, sondern sich in einem links-liberalen Sinn für Schwule einsetzt. Die Situation von Lesben wird dabei leider vollständig übersehen und auch HIV/Aids nahezu ausgeblendet. Insgesamt sind die politischen Satiren jedoch gelungen. Der Begriff Satire wird leider auch in Deutschland - wie bei Harald Schmidt und Stefan Raab - oft auf humoristische Beiträge bezogen, die schon bei oberflächlicher Betrachtung keine Satire sind.

Erwin In het Panhuis ist Autor des Buches "Hinter den schwulen Lachern: Sexualität bei den Simpsons". Sein Beitrag basiert aus Auszügen daraus.

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