Das schöne Ruhrgebiet schrumpft. Während die Region um Köln, Bonn und Düsseldorf kräftig wächst, geht die Einwohnerzahl im Ruhrgebiet stark zurück – 2030 werden dort nur noch 4,3 Millionen Menschen leben. Heute sind es noch über fünf Millionen.
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln zählt das Ruhrgebiet zu den unattraktiven Ballungsräumen Deutschlands, der Paritätische Wohlfahrtsverband spricht über die „armutspolitische Problemregion Nummer 1“ und die „völlig ungebremste Armutsentwicklung" in vielen Stadtteilen. „Wir sind die Schmuddelkinder der Nation“, kommentiert die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung".
Wir meinen: Schluss mit dem Pessimismus! Das Ruhrgebiet, eines der größten Ballungszentren Europas, ist liebenswert und lebenswert.
Glauben Sie nicht? Wir haben 14 Gründe gesammelt, mit denen wir Sie hoffentlich überzeugen werden.
1. Schöne Landschaften:
Ja, tatsächlich, das Ruhrgebiet hat Freizeitoasen. Wer braucht schon den Starnberger See, den Bodensee oder Müritzsee, wenn der Baldeneysee oder der Kemnader See in der Nähe sind. Aus den Halden im Ruhrgebiet sind Freizeitoasen geworden: In Duisburg lockt die begehbare Skulptur „Tiger & Turtle“, die wie eine Achterbahn aussieht. „Film- und Fernsehteams aus allen Teilen der Welt besuchen sie“, schwärmt die Stadt. In Bottrop steht die beeindruckende Stahlkonstruktion „Tetraeder“.
2. Die Sprache:
„Wadde ma“, „Ker, Mensch!“, "Ey, hömma“, „Willze?“ – Hach, Ruhrgebietsdeutsch ist schön. Nachdem die Ruhrpottler malochen, fahren sie mit dem Fahrrat schnell zur Bude umme Ecke, um ein Feierabendbier zu kaufen. Denn so schmeckt die Butterknifte noch besser.
Wenn es regnet und grau ist, ist das Wetter für den Ruhri nicht schlecht, sondern „usselig“ – und wenn die Sonne scheint, ist es „töfte“. Schäbige Frauen heißen „Schabracken“, die Großeltern „Omma“ und „Oppa“. Ruhrgebietsdeutsch zeichnet sich laut Sprachwissenschaftlern durch eine Versimpelung der Grammatik, abgeschliffene Lautung, Mundfaulheit und verkürzte Sprache aus.
3. Spannender Strukturwandel, spannende Industriedenkmäler:
Neben dem Unesco-Welterbe Zeche Zollverein, die allein im Kulturhauptstadtjahr 2010 2,22 Millionen Menschen lockte, entsteht ein riesiger Büro-Komplex. In Dortmund schuf man auf dem Gelände der ehemaligen Unionbrauerei ein riesiges Kreativzentrum („Dortmunder U“). In Duisburg ist neben einem stillgelegten Hüttenwerk ein Landschaftspark angelegt worden. Der Hochofen ist ein Aussichtsturm und in den ehemaligen Werkshallen können Besucher klettern – und sogar tauchen. Der Gasometer in Oberhausen ist ebenfalls ein Industriedenkmal, das weit über die Region ausstrahlt: Zuletzt besuchten dort über 400.000 Menschen eine Installation des Verpackungskünstlers Christo.
4. Schöne Wohnviertel zu günstigen Preisen:
Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb 2012, dass Bochum aussehe "wie die architektonische Phantasie eines besoffenen Frettchens". Wie böse. Bochum hat Charme. Auch Regisseur Leander Haußmann (54) findet das. Seine frühere Intendanten-Wirkungsstätte, das Schauspielhaus Bochum, sei heute schicker als in den 90er-Jahren, sagte Haußmannkürzlich in einem Interview.
Früher habe ihn die Atmosphäre in der Stadt an die DDR erinnert, "doch der Kampf gegen Unternehmertum und Unterdrückung ist passé. Heute ist Bochum schick, das Paris der Region, eine richtige Lichterstadt", sagte Haußmann ("Sonnenallee", "Herr Lehmann").
Das Blog „Ruhrbarone“ bescheinigt dem Bochumer Kneipenviertel Bermudadreieck in den Sommermonaten sogar ein mediterranes Flair: „Das Bermudadreieck macht keine Pause. Hier kann man morgens um acht seinen ersten Kaffee trinken und nachts, kurz vor sechs, bekommt man das letzte Bier.“
Nicht nur Bochum hat schöne Ecken. Vor allem das Dortmunder Kreuzviertel und Essen-Rüttenscheid sind schöne Wohngebiete im Ruhrgebiet – und im Vergleich zum Hamburger Schanzenviertel oder Münchner Glockenbackviertel sind die Mieten geradezu spottbillig.
5. Die Ruhrgebietsmetropolen sind ein Paradies für Shopping-Queens:
Gerade die Jüngeren lieben die Shopping-Tour ins Ruhrgebiet. Denn die irische Billig-Modekette Primark hat hier gleich drei Filialen: in Gelsenkirchen, Essen und Dortmund. (Zugegeben: Die Modestadt Düsseldorf hat nun auch eine Filiale und bald zieht auch Köln nach. Trotzdem: Das Ruhrgebiet war schneller dran.) Freunde der großen Shopping-Tempel werden im Bochumer Ruhrpark, dem Limbecker Platz in Essen oder der Thier-Galerie in Dortmund glücklich. Wer braucht schon die Designerläden auf der Düsseldorfer Kö?
6. Das Revier ist grüner, als man denkt:
Das Klischee hält sich hartnäckig: Angeblich ist das Ruhrgebiet ja immer noch dreckig, staubig. „Hat man da tagsüber eigentlich Licht?“, sticheln Freunde aus Berlin oder München. Auf nicht ganz ernst gemeinten Postkarten-Motiven grüßen Bergbauleute mit Grubenlampe. Das ist natürlich großer Quatsch.
Das Ruhrgebiet ist grüner, als man denkt. Zwei Drittel des Ruhrgebiets bestehen aus Wäldern, Wiesen, Feldern und Weiden.
7. Die besten Komiker kommen aus dem Ruhrgebiet:
Helge Schneider kommt aus Mülheim an der Ruhr. Bastian Pastweka ist in Bochum geboren, Hape Kerkeling in Recklinghausen. Frank Goosen, Herbert Knebel, Hans-Werner Olm: Sie alle kommen aus dem Pott. Noch Fragen? (Über Atze Schröder verlieren wir jetzt einfach mal kein Wort.)
8. Der spannendste „Tatort“-Ermittler:
Das Ruhrgebiet hat nach "Schimmi" wieder seinen eigenen „Tatort“. Die Freude darüber ist in der Region groß.
Kommissar Faber ermittelt in Dortmund. Jörg Hartmann, gebürtiger Hagener, spielt diesen krassen Typ, eine Mischung aus Doctor House, Sherlock Holmes und Monk, ergänzt um eine gehörige Portion Aggression: Faber reißt gerne mal ein Waschbecken aus der Wand oder schlägt mit einem Baselball-Schläger Autos kaputt. Die Qualität der drei bisher ausgestrahlten Episoden ist extrem hoch. Das Dortmunder „Tatort“-Team gehört zu den besten der Republik.
9. Metal-Zentrum:
Das Ruhrgebiet ist auch überraschend musikalisch – auf seine ganz eigene Art. Neben Hamburg gilt der Pott als kulturelles Zentrum des Metal. Connaisseure finden hier selbst die seltenste Unterkategorie der etwas härteren Musikrichtung, allem voran natürlich IBM: Industrial Black Metal. Wem die Frauen in den Schweißerbrillen und in hautengen Lack- und Lederkostümen Angst machen, dem sei gesagt: Die schrillen Figuren sind nichts anderes als die Ruhrpottvariante der aufgestylten Münchnerin. Bis die Klamotten sitzen, die Schminke stimmt und die Haare vorbereitet sind, vergehen auch gern mal Stunden.
10. Das Ruhrgebiet liebt und lebt den Fußball ...
... und hat mit Borussia Dortmund und Schalke 04 Fußballvereine mit den besten Fans (die Pyro-Krawallmacher zählen wir da natürlich nicht mit). Wo bitte ist die Stimmung in der Bundesliga besser als im Signal Iduna Park und in der Arena auf Schalke? Wer darauf eine plausible Antwort hat, war sicher noch nie in den beiden Stadien.
11. Das Ruhrgebiet war schon vor über 100 Jahren international:
Nicht nur, dass die Grenze zwischen Rheinland und Westfalen quer durch das Revier verläuft: Das Ruhrgebiet war schon früh multikulturell. Bottrop etwa war um das Jahr 1900 herum eine mehrheitlich polnisch bewohnte Stadt. In anderen Städten wie Dortmund oder Bochum gab es bedeutende polnische Bevölkerungsminderheiten. Von der Zuwanderung haben damals wie heute beide Seiten profitiert.
12. Tolles Bier:
Wer trinkt schon Altbier oder Kölsch, wenn er süffiges Stauder, Fiege-Pils oder DAB trinken kann?
13. Ein deutscher Kult-Film aus dem Pott:
Peter Thorwarth aus Unna hat die Komödie „Bang Boom Bang“ gedreht. Der Film über Kleinganoven im östlichen Ruhrgebiet wurde häufig als deutsche Antwort auf „Pulp Fiction“ gelobt. Der Film hat eine treue Fangemeinde – und läuft auch 15 Jahre nach dem Kinostart noch immer als Spätvorstellung in einem Bochumer Kino. Auch „Nicht mein Tag“, der neueste Film von Regisseur Thorwarth, spielt wieder im Ruhrgebiet.
14. Der Klassiker:
"Pommes Currywurst" ist für alle Fleischesser das perfekte Gericht. Im Pott schmeckt es am besten - besser als in Berlin, wo die Currywurst ja angeblich erfunden wurde. Aber das ist doch wurscht. Entscheidend ist das auf dem Teller.
Okay, gut. Einige Punkte können wir nicht verschweigen ...
Die S-Bahn-Linie 1 zwischen Solingen und Dortmund fällt häufig aus. Der RE1 ist im Feierabendverkehr viel zu voll. Und die S6, die zwischen Essen und Düsseldorf verkehrt, toppt alles. Sie ist beim Anfahren dermaßen laut, dass man es kurz nicht fassen kann, dass die Nahverkehrs-Verantwortlichen nicht rot vor Scham werden, diese ächzende Bimmelbahn in einem hochindustrialisierten Land einzusetzen.
Die Alternative Auto ist nicht wirklich attraktiv. Der Ruhrschnellweg, die Autobahn A 40, ist die größte Staugemeinschaft in Nordrhein-Westfalen. Fast 100.000 Fahrzeuge sind täglich auf der A 40 unterwegs – und kaum ein Morgen vergeht auf dem Ruhrschnellweg ohne Stau.
Und natürlich hat das Ruhrgebiet auch nicht nur schöne Ecken:
Und trotzdem hat Herbert Grönemeyer recht:
Sie mögen das Ruhrgebiet? Welchen Grund haben wir vergessen? Schreiben Sie es uns in den Kommentaren!
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln zählt das Ruhrgebiet zu den unattraktiven Ballungsräumen Deutschlands, der Paritätische Wohlfahrtsverband spricht über die „armutspolitische Problemregion Nummer 1“ und die „völlig ungebremste Armutsentwicklung" in vielen Stadtteilen. „Wir sind die Schmuddelkinder der Nation“, kommentiert die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung".
Wir meinen: Schluss mit dem Pessimismus! Das Ruhrgebiet, eines der größten Ballungszentren Europas, ist liebenswert und lebenswert.
Glauben Sie nicht? Wir haben 14 Gründe gesammelt, mit denen wir Sie hoffentlich überzeugen werden.
1. Schöne Landschaften:
Ja, tatsächlich, das Ruhrgebiet hat Freizeitoasen. Wer braucht schon den Starnberger See, den Bodensee oder Müritzsee, wenn der Baldeneysee oder der Kemnader See in der Nähe sind. Aus den Halden im Ruhrgebiet sind Freizeitoasen geworden: In Duisburg lockt die begehbare Skulptur „Tiger & Turtle“, die wie eine Achterbahn aussieht. „Film- und Fernsehteams aus allen Teilen der Welt besuchen sie“, schwärmt die Stadt. In Bottrop steht die beeindruckende Stahlkonstruktion „Tetraeder“.
2. Die Sprache:
„Wadde ma“, „Ker, Mensch!“, "Ey, hömma“, „Willze?“ – Hach, Ruhrgebietsdeutsch ist schön. Nachdem die Ruhrpottler malochen, fahren sie mit dem Fahrrat schnell zur Bude umme Ecke, um ein Feierabendbier zu kaufen. Denn so schmeckt die Butterknifte noch besser.
Wenn es regnet und grau ist, ist das Wetter für den Ruhri nicht schlecht, sondern „usselig“ – und wenn die Sonne scheint, ist es „töfte“. Schäbige Frauen heißen „Schabracken“, die Großeltern „Omma“ und „Oppa“. Ruhrgebietsdeutsch zeichnet sich laut Sprachwissenschaftlern durch eine Versimpelung der Grammatik, abgeschliffene Lautung, Mundfaulheit und verkürzte Sprache aus.
3. Spannender Strukturwandel, spannende Industriedenkmäler:
Neben dem Unesco-Welterbe Zeche Zollverein, die allein im Kulturhauptstadtjahr 2010 2,22 Millionen Menschen lockte, entsteht ein riesiger Büro-Komplex. In Dortmund schuf man auf dem Gelände der ehemaligen Unionbrauerei ein riesiges Kreativzentrum („Dortmunder U“). In Duisburg ist neben einem stillgelegten Hüttenwerk ein Landschaftspark angelegt worden. Der Hochofen ist ein Aussichtsturm und in den ehemaligen Werkshallen können Besucher klettern – und sogar tauchen. Der Gasometer in Oberhausen ist ebenfalls ein Industriedenkmal, das weit über die Region ausstrahlt: Zuletzt besuchten dort über 400.000 Menschen eine Installation des Verpackungskünstlers Christo.
4. Schöne Wohnviertel zu günstigen Preisen:
Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb 2012, dass Bochum aussehe "wie die architektonische Phantasie eines besoffenen Frettchens". Wie böse. Bochum hat Charme. Auch Regisseur Leander Haußmann (54) findet das. Seine frühere Intendanten-Wirkungsstätte, das Schauspielhaus Bochum, sei heute schicker als in den 90er-Jahren, sagte Haußmannkürzlich in einem Interview.
Früher habe ihn die Atmosphäre in der Stadt an die DDR erinnert, "doch der Kampf gegen Unternehmertum und Unterdrückung ist passé. Heute ist Bochum schick, das Paris der Region, eine richtige Lichterstadt", sagte Haußmann ("Sonnenallee", "Herr Lehmann").
Das Blog „Ruhrbarone“ bescheinigt dem Bochumer Kneipenviertel Bermudadreieck in den Sommermonaten sogar ein mediterranes Flair: „Das Bermudadreieck macht keine Pause. Hier kann man morgens um acht seinen ersten Kaffee trinken und nachts, kurz vor sechs, bekommt man das letzte Bier.“
Nicht nur Bochum hat schöne Ecken. Vor allem das Dortmunder Kreuzviertel und Essen-Rüttenscheid sind schöne Wohngebiete im Ruhrgebiet – und im Vergleich zum Hamburger Schanzenviertel oder Münchner Glockenbackviertel sind die Mieten geradezu spottbillig.
5. Die Ruhrgebietsmetropolen sind ein Paradies für Shopping-Queens:
Gerade die Jüngeren lieben die Shopping-Tour ins Ruhrgebiet. Denn die irische Billig-Modekette Primark hat hier gleich drei Filialen: in Gelsenkirchen, Essen und Dortmund. (Zugegeben: Die Modestadt Düsseldorf hat nun auch eine Filiale und bald zieht auch Köln nach. Trotzdem: Das Ruhrgebiet war schneller dran.) Freunde der großen Shopping-Tempel werden im Bochumer Ruhrpark, dem Limbecker Platz in Essen oder der Thier-Galerie in Dortmund glücklich. Wer braucht schon die Designerläden auf der Düsseldorfer Kö?
6. Das Revier ist grüner, als man denkt:
Das Klischee hält sich hartnäckig: Angeblich ist das Ruhrgebiet ja immer noch dreckig, staubig. „Hat man da tagsüber eigentlich Licht?“, sticheln Freunde aus Berlin oder München. Auf nicht ganz ernst gemeinten Postkarten-Motiven grüßen Bergbauleute mit Grubenlampe. Das ist natürlich großer Quatsch.
Das Ruhrgebiet ist grüner, als man denkt. Zwei Drittel des Ruhrgebiets bestehen aus Wäldern, Wiesen, Feldern und Weiden.
7. Die besten Komiker kommen aus dem Ruhrgebiet:
Helge Schneider kommt aus Mülheim an der Ruhr. Bastian Pastweka ist in Bochum geboren, Hape Kerkeling in Recklinghausen. Frank Goosen, Herbert Knebel, Hans-Werner Olm: Sie alle kommen aus dem Pott. Noch Fragen? (Über Atze Schröder verlieren wir jetzt einfach mal kein Wort.)
8. Der spannendste „Tatort“-Ermittler:
Das Ruhrgebiet hat nach "Schimmi" wieder seinen eigenen „Tatort“. Die Freude darüber ist in der Region groß.
Kommissar Faber ermittelt in Dortmund. Jörg Hartmann, gebürtiger Hagener, spielt diesen krassen Typ, eine Mischung aus Doctor House, Sherlock Holmes und Monk, ergänzt um eine gehörige Portion Aggression: Faber reißt gerne mal ein Waschbecken aus der Wand oder schlägt mit einem Baselball-Schläger Autos kaputt. Die Qualität der drei bisher ausgestrahlten Episoden ist extrem hoch. Das Dortmunder „Tatort“-Team gehört zu den besten der Republik.
9. Metal-Zentrum:
Das Ruhrgebiet ist auch überraschend musikalisch – auf seine ganz eigene Art. Neben Hamburg gilt der Pott als kulturelles Zentrum des Metal. Connaisseure finden hier selbst die seltenste Unterkategorie der etwas härteren Musikrichtung, allem voran natürlich IBM: Industrial Black Metal. Wem die Frauen in den Schweißerbrillen und in hautengen Lack- und Lederkostümen Angst machen, dem sei gesagt: Die schrillen Figuren sind nichts anderes als die Ruhrpottvariante der aufgestylten Münchnerin. Bis die Klamotten sitzen, die Schminke stimmt und die Haare vorbereitet sind, vergehen auch gern mal Stunden.
10. Das Ruhrgebiet liebt und lebt den Fußball ...
... und hat mit Borussia Dortmund und Schalke 04 Fußballvereine mit den besten Fans (die Pyro-Krawallmacher zählen wir da natürlich nicht mit). Wo bitte ist die Stimmung in der Bundesliga besser als im Signal Iduna Park und in der Arena auf Schalke? Wer darauf eine plausible Antwort hat, war sicher noch nie in den beiden Stadien.
11. Das Ruhrgebiet war schon vor über 100 Jahren international:
Nicht nur, dass die Grenze zwischen Rheinland und Westfalen quer durch das Revier verläuft: Das Ruhrgebiet war schon früh multikulturell. Bottrop etwa war um das Jahr 1900 herum eine mehrheitlich polnisch bewohnte Stadt. In anderen Städten wie Dortmund oder Bochum gab es bedeutende polnische Bevölkerungsminderheiten. Von der Zuwanderung haben damals wie heute beide Seiten profitiert.
12. Tolles Bier:
Wer trinkt schon Altbier oder Kölsch, wenn er süffiges Stauder, Fiege-Pils oder DAB trinken kann?
13. Ein deutscher Kult-Film aus dem Pott:
Peter Thorwarth aus Unna hat die Komödie „Bang Boom Bang“ gedreht. Der Film über Kleinganoven im östlichen Ruhrgebiet wurde häufig als deutsche Antwort auf „Pulp Fiction“ gelobt. Der Film hat eine treue Fangemeinde – und läuft auch 15 Jahre nach dem Kinostart noch immer als Spätvorstellung in einem Bochumer Kino. Auch „Nicht mein Tag“, der neueste Film von Regisseur Thorwarth, spielt wieder im Ruhrgebiet.
14. Der Klassiker:
"Pommes Currywurst" ist für alle Fleischesser das perfekte Gericht. Im Pott schmeckt es am besten - besser als in Berlin, wo die Currywurst ja angeblich erfunden wurde. Aber das ist doch wurscht. Entscheidend ist das auf dem Teller.
Okay, gut. Einige Punkte können wir nicht verschweigen ...
Die S-Bahn-Linie 1 zwischen Solingen und Dortmund fällt häufig aus. Der RE1 ist im Feierabendverkehr viel zu voll. Und die S6, die zwischen Essen und Düsseldorf verkehrt, toppt alles. Sie ist beim Anfahren dermaßen laut, dass man es kurz nicht fassen kann, dass die Nahverkehrs-Verantwortlichen nicht rot vor Scham werden, diese ächzende Bimmelbahn in einem hochindustrialisierten Land einzusetzen.
Die Alternative Auto ist nicht wirklich attraktiv. Der Ruhrschnellweg, die Autobahn A 40, ist die größte Staugemeinschaft in Nordrhein-Westfalen. Fast 100.000 Fahrzeuge sind täglich auf der A 40 unterwegs – und kaum ein Morgen vergeht auf dem Ruhrschnellweg ohne Stau.
Und natürlich hat das Ruhrgebiet auch nicht nur schöne Ecken:
Und trotzdem hat Herbert Grönemeyer recht:
„Tief im Westen,
wo die Sonne verstaubt,
ist es besser,
viel besser, als man glaubt.
Tief im Westen.“
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