Seine Sportart gehört zu den weniger bekannten Olympia-Disziplinen und seine Chancen auf eine Medaille sind gering - das alles ist dem Shorttracker Blake Skjellerup egal. Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi will der Neuseeländer, der einer Spezialdisziplin im Eisschnellauf nachgeht, öffentlich gegen Putins Unterdrückung russischer Homosexueller kämpfen.
Der 28-Jährige, der derzeit noch um seine Qualifikation bangt, hat sich vor vier Jahren nach den Winterspielen in Vancouver geoutet. Dieses Jahr könnte Skjellerup Geschichte schreiben: Er wäre der erste Athlet, der als bekennender Homosexueller an Olympischen Winterspielen teilnimmt.
Im Interview mit der Huffington Post spricht Skjellerup über sein geheimes Treffen mit russischen Homosexuellen-Aktivisten, die Angst von Athleten vor dem Coming-out und seine Erfahrungen als schwuler Profisportler.
Huffington Post: Herr Skjellerup, sagt Ihnen der Name Thomas Hitzlsperger etwas?
Blake Skjellerup: Ja, ich habe von ihm gehört. Erst vor Kurzem habe ich einen Artikel über sein Coming-out gelesen.
HuffPost: Die mediale Aufmerksamkeit in Deutschland war enorm. Sie haben sich 2010 ebenfalls zu ihrer Homosexualität bekannt – unmittelbar nach den Olympischen Spielen in Vancouver. Wie waren die Reaktionen damals?
Skjellerup: Unglaublich. Menschen aus der ganzen Welt haben mich anschließend unterstützt. Es war ermunternd zu wissen, dass wildfremde Menschen an mich und meine Ziele glauben.
HuffPost: Thomas Hitzlsperger hat sich erst nach seiner aktiven Karriere für ein Coming-out entschieden. Warum ist es für Profisportler offenbar immer noch eine Überwindung, sich während ihrer Karriere zu outen?
Skjellerup: Das liegt daran, dass homosexuelle Sportler sofort im Mittelpunkt des Interesses stehen. Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, denn junge Menschen auf der ganzen Welt benötigen Vorbilder, und zwar egal mit welchem gesellschaftlichen Hintergrund. Trotzdem lenkt ein Coming-out von den sportlichen Leistungen eines Athleten ab. Das ist meiner Meinung nach auch der Grund, weshalb sich so wenige Athleten während ihrer aktiven Laufbahn zu ihrer Homosexualität bekennen: Sie wollen sich auf ihren sportlichen Erfolg konzentrieren.
HuffPost: Das Coming-out als Karriereknick – wird sich daran etwas ändern?
Skjellerup: Ich denke, dass sich erst noch viel mehr Sportler bekennen müssen, ehe Homosexualität im Profisport als normal und akzeptiert angesehen wird.
HuffPost: Kennen Sie aktive Athleten, die sich bisher noch nicht getraut haben, ihre Homosexualität öffentlich zu machen?
Skjellerup: Ja, ich kenne einige. Ob und wann sie sich outen, ist aber einzig und allein ihre persönliche Entscheidung. Ich unterstütze sie dabei. Wenn der Tag kommt, an dem sie sich bereit dazu fühlen, wird jeder ihre Entscheidung akzeptieren.
HuffPost: Seit vier Jahren weiß jeder, dass Sie schwul sind. Hat Sie das Thema vorher belastet, als Sie es für sich behalten mussten?
Skjellerup: Es lastete definitiv Druck auf mir, als ich noch jünger war. Ich hatte Probleme damit, mich selbst zu akzeptieren. Ich dachte immer, dass ich nicht schwul und Sportler zugleich sein kann. Es hat einige Jahre gedauert, um herauszufinden, dass das nicht stimmt. Mein Coming-out war dann eine völlig freie Entscheidung, ohne jeglichen Druck. Ich wollte nur meine Geschichte erzählen, um anderen zu zeigen, dass jeder Profisportler werden kann, unabhängig von der Sexualität.
HuffPost: Am 7. Februar beginnen die Olympischen Winterspiele – in einem Land, in dem Schwulenhass gesetzlich legitimiert ist. Sie haben sich vor einigen Monaten nach einem Weltcup-Event heimlich mit russischen Aktivisten getroffen. Wie ist die Lage von Schwulen und Lesben im Olympia-Land?
Skjellerup: Es ist eine schwierige und schreckliche Zeit für Homosexuelle in Russland. Gewalt und Bedrohungen sind an der Tagesordnung, Schwulenhass ist weit verbreitet. Ich glaube, das hängt auch mit fehlender Bildung der Russen zusammen. Mit dem Anti-Homo-Gesetz versucht die russische Regierung, Homosexualität zu unterdrücken. Es basiert auf reinem Hass. Gesetze, die solche Grausamkeiten beinhalten, haben nicht lange Bestand.
HuffPost: Sind schwule und lesbische Athleten überhaupt sicher in Sotschi?
Skjellerup: Ich denke schon. Die ganze Welt wird ab Februar auf Russland schauen und die Politiker werden alles dafür tun, dass die Spiele ein Erfolg werden. Putin sollte diese Möglichkeit nutzen und die russische Gesellschaft voranbringen, anstatt sie 50 Jahre zurückzuwerfen.
HuffPost: Ein Boykott würde also gar nichts bringen?
Skjellerup: Von einem Boykott halte ich nichts. Die Olympischen Spiele sind eine mächtige Bewegung, mit der wir die Unterschiede in unserer Gesellschaft betonen können. Es ist eine Chance für die Menschheit, Hass und Engstirnigkeit zu besiegen.
HuffPost: Was würden Sie Wladimir Putin sagen, falls er Ihnen in Sotschi begegnet?
Skjellerup: Ich würde ihm sagen, dass er seine Bürger daran hindert, ihr Leben in Würde und Respekt zu führen. Außerdem würde ich ihm mitteilen, dass er sein Volk und sein Land im Stich lässt und dass die Welt sein Verhalten nicht weiter zulassen wird.
Der 28-Jährige, der derzeit noch um seine Qualifikation bangt, hat sich vor vier Jahren nach den Winterspielen in Vancouver geoutet. Dieses Jahr könnte Skjellerup Geschichte schreiben: Er wäre der erste Athlet, der als bekennender Homosexueller an Olympischen Winterspielen teilnimmt.
Im Interview mit der Huffington Post spricht Skjellerup über sein geheimes Treffen mit russischen Homosexuellen-Aktivisten, die Angst von Athleten vor dem Coming-out und seine Erfahrungen als schwuler Profisportler.
Huffington Post: Herr Skjellerup, sagt Ihnen der Name Thomas Hitzlsperger etwas?
Blake Skjellerup: Ja, ich habe von ihm gehört. Erst vor Kurzem habe ich einen Artikel über sein Coming-out gelesen.
HuffPost: Die mediale Aufmerksamkeit in Deutschland war enorm. Sie haben sich 2010 ebenfalls zu ihrer Homosexualität bekannt – unmittelbar nach den Olympischen Spielen in Vancouver. Wie waren die Reaktionen damals?
Skjellerup: Unglaublich. Menschen aus der ganzen Welt haben mich anschließend unterstützt. Es war ermunternd zu wissen, dass wildfremde Menschen an mich und meine Ziele glauben.
"Ein Coming-out beeinträchtigt die Ambitionen eines Sportlers"
HuffPost: Thomas Hitzlsperger hat sich erst nach seiner aktiven Karriere für ein Coming-out entschieden. Warum ist es für Profisportler offenbar immer noch eine Überwindung, sich während ihrer Karriere zu outen?
Skjellerup: Das liegt daran, dass homosexuelle Sportler sofort im Mittelpunkt des Interesses stehen. Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, denn junge Menschen auf der ganzen Welt benötigen Vorbilder, und zwar egal mit welchem gesellschaftlichen Hintergrund. Trotzdem lenkt ein Coming-out von den sportlichen Leistungen eines Athleten ab. Das ist meiner Meinung nach auch der Grund, weshalb sich so wenige Athleten während ihrer aktiven Laufbahn zu ihrer Homosexualität bekennen: Sie wollen sich auf ihren sportlichen Erfolg konzentrieren.
HuffPost: Das Coming-out als Karriereknick – wird sich daran etwas ändern?
Skjellerup: Ich denke, dass sich erst noch viel mehr Sportler bekennen müssen, ehe Homosexualität im Profisport als normal und akzeptiert angesehen wird.
HuffPost: Kennen Sie aktive Athleten, die sich bisher noch nicht getraut haben, ihre Homosexualität öffentlich zu machen?
Skjellerup: Ja, ich kenne einige. Ob und wann sie sich outen, ist aber einzig und allein ihre persönliche Entscheidung. Ich unterstütze sie dabei. Wenn der Tag kommt, an dem sie sich bereit dazu fühlen, wird jeder ihre Entscheidung akzeptieren.
HuffPost: Seit vier Jahren weiß jeder, dass Sie schwul sind. Hat Sie das Thema vorher belastet, als Sie es für sich behalten mussten?
Skjellerup: Es lastete definitiv Druck auf mir, als ich noch jünger war. Ich hatte Probleme damit, mich selbst zu akzeptieren. Ich dachte immer, dass ich nicht schwul und Sportler zugleich sein kann. Es hat einige Jahre gedauert, um herauszufinden, dass das nicht stimmt. Mein Coming-out war dann eine völlig freie Entscheidung, ohne jeglichen Druck. Ich wollte nur meine Geschichte erzählen, um anderen zu zeigen, dass jeder Profisportler werden kann, unabhängig von der Sexualität.
"Gewalt und Hass sind in Russland an der Tagesordnung, Schwulenhass verbreitet"
HuffPost: Am 7. Februar beginnen die Olympischen Winterspiele – in einem Land, in dem Schwulenhass gesetzlich legitimiert ist. Sie haben sich vor einigen Monaten nach einem Weltcup-Event heimlich mit russischen Aktivisten getroffen. Wie ist die Lage von Schwulen und Lesben im Olympia-Land?
Skjellerup: Es ist eine schwierige und schreckliche Zeit für Homosexuelle in Russland. Gewalt und Bedrohungen sind an der Tagesordnung, Schwulenhass ist weit verbreitet. Ich glaube, das hängt auch mit fehlender Bildung der Russen zusammen. Mit dem Anti-Homo-Gesetz versucht die russische Regierung, Homosexualität zu unterdrücken. Es basiert auf reinem Hass. Gesetze, die solche Grausamkeiten beinhalten, haben nicht lange Bestand.
HuffPost: Sind schwule und lesbische Athleten überhaupt sicher in Sotschi?
Skjellerup: Ich denke schon. Die ganze Welt wird ab Februar auf Russland schauen und die Politiker werden alles dafür tun, dass die Spiele ein Erfolg werden. Putin sollte diese Möglichkeit nutzen und die russische Gesellschaft voranbringen, anstatt sie 50 Jahre zurückzuwerfen.
HuffPost: Ein Boykott würde also gar nichts bringen?
Skjellerup: Von einem Boykott halte ich nichts. Die Olympischen Spiele sind eine mächtige Bewegung, mit der wir die Unterschiede in unserer Gesellschaft betonen können. Es ist eine Chance für die Menschheit, Hass und Engstirnigkeit zu besiegen.
HuffPost: Was würden Sie Wladimir Putin sagen, falls er Ihnen in Sotschi begegnet?
Skjellerup: Ich würde ihm sagen, dass er seine Bürger daran hindert, ihr Leben in Würde und Respekt zu führen. Außerdem würde ich ihm mitteilen, dass er sein Volk und sein Land im Stich lässt und dass die Welt sein Verhalten nicht weiter zulassen wird.