BERLIN - Wer am deutschen Supermarkt-Kühlregal zum Schnitzel greift, schadet womöglich Kleinbauern in Südamerika. Und weil auch immer mehr Chinesen gern Schnitzel essen, sprießen aus deutschen Äckern Mastfabriken. Solche Schlüsse legen aktuelle Berichte nahe, in denen Umwelt- und Tierschützer den weltweit wachsenden Fleischkonsum anprangern. Viele der Warnungen klingen schrill, einige sind stark vereinfacht. Doch manches hat einen ernstzunehmenden Kern.
Wie viel Fleisch isst die Menschheit?
Immer mehr. 2012 waren es rund 300 Millionen Tonnen, bis 2050 kommen etwa 50 Prozent hinzu, schätzt die Welternährungsorganisation, die bei ihrer Prognose allerdings davon ausgeht, dass der aktuelle Trend anhält. In den Industrieländern wächst der Verzehr nicht mehr, dafür greifen die Menschen in Schwellenländern immer häufiger zum Fleisch. Steigende Einkommen und Verstädterung tragen dort dazu bei. Ein Deutscher isst durchschnittlich 60 Kilogramm Fleisch im Jahr - in den 1980er Jahren waren es laut Bauernverband noch 67 Kilogramm.
Welche Folgen hat der wachsende Hunger auf Fleisch?
Die Folgen sind vielfältig. Nur zwei Beispiele: In Ländern wie China wächst die industrialisierte Produktion - mit großen Ställen und Schlachthöfen, wie der "Fleischatlas" beschreibt. Kleinproduzenten und die als Fotomotiv beliebten Händler auf Fahrrädern seien dagegen auf dem Rückzug, heißt es in der Zahlensammlung von Umweltschützern.
In Südamerika wachsen die Anbauflächen für energiereiche Sojabohnen, die als Tierfutter in alle Welt verschifft werden. Das gehe auf Kosten des Regenwalds und entziehe ansässigen Kleinbauern die Lebensgrundlage, heißt es im "Kritischen Agrarbericht", der auf der Agrar- und Ernährungsmesse Grüne Woche vorgestellt werden soll.
Aus der Diskussion "Tank versus Teller" wird der Streit "Trog versus Teller": Auf 70 Prozent der weltweiten Anbaufläche wachse inzwischen Tierfutter, kritisiert die Agrarexpertin der Umweltschutzorganisation BUND, Reinhild Benning. Sie gesteht aber zu, dass sich nicht jede Weide zu Ackerland umbrechen lässt - etwa in der Steppe. Dennoch: Auch Mais und Weizen würden immer häufiger zu Tierfutter, moniert der "Fleischatlas": "Sie wären effizienter direkt als Nahrung für die Menschen zu verwenden."
Was hat das alles mit Deutschland zu tun?
Weil der heimische Markt gesättigt ist, setzt die deutsche Ernährungsindustrie auf die steigende Nachfrage im Ausland. Jährlich freuen sich Bauern und Weiterverarbeiter über wachsende Exporte. Dafür haben sie in den vergangenen Jahren Millionen neuer Mastplätze gebaut - vor allem für Schweine, Hähnchen und Puten.
Das sichert Arbeitsplätze, aber gegen die "Tierfabriken" gibt es auch Widerstand. Mehrere hundert Bürgerinitiativen wenden sich bundesweit gegen Güllegestank und den Verkehr, der von den Ställen ausgeht. Sie kritisieren auch die Haltungsbedingungen der Tiere. Niedriglöhne in Schlachthöfen beschäftigen inzwischen auch die Bundesregierung. Am Rande der Grünen Woche in Berlin werden in der nächsten Woche wieder tausende Demonstranten gegen die "Agrarindustrie" erwartet.
Deutschland habe sich zum "Exportland von Billigfleisch" entwickelt, kritisiert der Eberswalder Agrarökonom Bernhard Hörning. "Billigfleisch aus Deutschland ist ein Mythos", hält Bauernverbands-Generalsekretär Bernhard Krüsken dagegen. Die Preise lägen über dem EU-Durchschnitt. Zudem gingen drei Viertel der Exporte in EU-Länder.
Sollten die Deutschen also weniger Fleisch essen?
Unter Medizinern gilt das als Gemeingut. Fleisch enthält zwar wertvolle Nährstoffe, wie es in den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung heißt. 300 bis 600 Gramm pro Woche sollten es demnach aber nicht werden - was bedeuten würde, dass die Deutschen ihren Verbrauch mindestens halbieren müssten. Barbara Unmüßig, als Vorsitzende der Böll-Stiftung Mitinitiatorin des "Fleischatlas", hält den Fleischkonsum einmal pro Woche für ausreichend und rät: "Zurück zum Sonntagsbraten."
Die Ernährungsindustrie hält indes nichts von Vorgaben für die Verbraucher: "Sie entscheiden selbstbestimmt an den Kassen der Supermärkte, was sie essen möchten", heißt es beim Branchenverband BVE.
Wie viel Fleisch isst die Menschheit?
Immer mehr. 2012 waren es rund 300 Millionen Tonnen, bis 2050 kommen etwa 50 Prozent hinzu, schätzt die Welternährungsorganisation, die bei ihrer Prognose allerdings davon ausgeht, dass der aktuelle Trend anhält. In den Industrieländern wächst der Verzehr nicht mehr, dafür greifen die Menschen in Schwellenländern immer häufiger zum Fleisch. Steigende Einkommen und Verstädterung tragen dort dazu bei. Ein Deutscher isst durchschnittlich 60 Kilogramm Fleisch im Jahr - in den 1980er Jahren waren es laut Bauernverband noch 67 Kilogramm.
Welche Folgen hat der wachsende Hunger auf Fleisch?
Die Folgen sind vielfältig. Nur zwei Beispiele: In Ländern wie China wächst die industrialisierte Produktion - mit großen Ställen und Schlachthöfen, wie der "Fleischatlas" beschreibt. Kleinproduzenten und die als Fotomotiv beliebten Händler auf Fahrrädern seien dagegen auf dem Rückzug, heißt es in der Zahlensammlung von Umweltschützern.
In Südamerika wachsen die Anbauflächen für energiereiche Sojabohnen, die als Tierfutter in alle Welt verschifft werden. Das gehe auf Kosten des Regenwalds und entziehe ansässigen Kleinbauern die Lebensgrundlage, heißt es im "Kritischen Agrarbericht", der auf der Agrar- und Ernährungsmesse Grüne Woche vorgestellt werden soll.
Aus der Diskussion "Tank versus Teller" wird der Streit "Trog versus Teller": Auf 70 Prozent der weltweiten Anbaufläche wachse inzwischen Tierfutter, kritisiert die Agrarexpertin der Umweltschutzorganisation BUND, Reinhild Benning. Sie gesteht aber zu, dass sich nicht jede Weide zu Ackerland umbrechen lässt - etwa in der Steppe. Dennoch: Auch Mais und Weizen würden immer häufiger zu Tierfutter, moniert der "Fleischatlas": "Sie wären effizienter direkt als Nahrung für die Menschen zu verwenden."
Was hat das alles mit Deutschland zu tun?
Weil der heimische Markt gesättigt ist, setzt die deutsche Ernährungsindustrie auf die steigende Nachfrage im Ausland. Jährlich freuen sich Bauern und Weiterverarbeiter über wachsende Exporte. Dafür haben sie in den vergangenen Jahren Millionen neuer Mastplätze gebaut - vor allem für Schweine, Hähnchen und Puten.
Das sichert Arbeitsplätze, aber gegen die "Tierfabriken" gibt es auch Widerstand. Mehrere hundert Bürgerinitiativen wenden sich bundesweit gegen Güllegestank und den Verkehr, der von den Ställen ausgeht. Sie kritisieren auch die Haltungsbedingungen der Tiere. Niedriglöhne in Schlachthöfen beschäftigen inzwischen auch die Bundesregierung. Am Rande der Grünen Woche in Berlin werden in der nächsten Woche wieder tausende Demonstranten gegen die "Agrarindustrie" erwartet.
Deutschland habe sich zum "Exportland von Billigfleisch" entwickelt, kritisiert der Eberswalder Agrarökonom Bernhard Hörning. "Billigfleisch aus Deutschland ist ein Mythos", hält Bauernverbands-Generalsekretär Bernhard Krüsken dagegen. Die Preise lägen über dem EU-Durchschnitt. Zudem gingen drei Viertel der Exporte in EU-Länder.
Sollten die Deutschen also weniger Fleisch essen?
Unter Medizinern gilt das als Gemeingut. Fleisch enthält zwar wertvolle Nährstoffe, wie es in den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung heißt. 300 bis 600 Gramm pro Woche sollten es demnach aber nicht werden - was bedeuten würde, dass die Deutschen ihren Verbrauch mindestens halbieren müssten. Barbara Unmüßig, als Vorsitzende der Böll-Stiftung Mitinitiatorin des "Fleischatlas", hält den Fleischkonsum einmal pro Woche für ausreichend und rät: "Zurück zum Sonntagsbraten."
Die Ernährungsindustrie hält indes nichts von Vorgaben für die Verbraucher: "Sie entscheiden selbstbestimmt an den Kassen der Supermärkte, was sie essen möchten", heißt es beim Branchenverband BVE.