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Nordkorea: Gigantische FOTOS einer irren Diktatur

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Nordkorea, so beschreibt es die Fotojournalistin Julia Leeb, wirkt auf sie wie ein anderer Planet. Und zu diesem Planeten ist sie gereist, als Touristin. Herausgekommen sind beeindruckende Fotos, die sie in ihrem Buch „North Korea. Anonymous Country“
veröffentlicht hat.

Leeb fängt die gigantische Propagandamaschinerie des Landes in ihren Bildern ein. Die Monumentalbauten, die Sterilität der öffentlichen Plätze, die Künstlichkeit der offiziellen Feiern.


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U-Bahn-Station in Pjöngjang



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Mitten in den Wohnsilos liegt das Monument zur Gründung der Partei der Arbeit, mit Hammer und Sichel als Symbol für Arbeiter und Bauern und Pinsel für die Intellektuellen.



1953, im Koreakrieg, war das Land vollkommen zerstört und dann mit Hilfe der kommunistischen Partner wieder aufgebaut worden. Die Hauptstadt Pjöngjang wurde neu errichtet, „nach einem eigenwillig symmetrischen Gesamtplan“. „In die Hauptstadt wurde viel Geld investiert“, schreibt Leeb, „nicht nur in die potemkinschen Häuserfassaden, sondern auch in die kolossale Architektur der Millionenstadt.“


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Der Triumphbogen am Moran-Hügel in Pjöngjang - drei Meter höher als das Original in Frankreich



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Das Ryugyong-Hotel in Pjöngjang sollte das höchste der Welt werden - und steht heute leer.



Zur Propaganda gehört auch das Arirang-Festival mit seinen Massentänzen und etwa 100.000 Mitwirkenden. Als Leeb das Festival mit seinen etwa 100.000 Mitwirkenden besuchte, fühlte sie sich „wie auf einer überdimensionalen Galeere“. „Das voluminöse Menschenmosaik und die minutiös kalkulierten Wellenbewegungen sind weltweit einzigartig.“


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Massenszene mit Mädchen beim Arirang-Festival


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Massenszene beim Arirang-Festival, mit der eigenen Flagge und der Flagge der Schutzmacht China


Die große Distanz, mit der viele dieser Fotos entstanden, verstärkt den Eindruck eines entmenschlichten Systems noch. Das Gefühl, nur Oberfläche zu sehen.

Das Menschliche hat in der offiziellen Version Nordkoreas keinen Platz. Man besucht „ein Land, in dem man nicht auffallen soll. Nicht auffallen will. Nicht auffallen darf“, schreibt Leeb.



Wer die Bilder in der Printausgabe des Buches scannt, gelangt zu interaktiven Videos wie diesem.


Und doch sieht die Fotografin hinter der „perfekten Uniformität“ „ganz normale Menschen“ durchblitzen. Und einige ihrer Fotos zeigen Menschen auf der Straße, bei Straßenbauarbeiten, ein Brautpaar beim Fotoshooting, Kinder beim Fußball.


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Ein Brautpaar in Kaesong



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Aufführung im Kinderpalast Mangyongdae in Pjöngjang



Doch selbst in vielen – wenn auch nicht allen - dieser Aufnahmen bleibt das Gefühl unüberwindlicher Distanz, die Leeb auch in ihren spannenden, weil detailreichen Texten beschreibt. Das mag an der extrem sterilen Szenerie hinter den Menschen liegen. An den Uniformen, die sie tragen. An der Farbintensität der Bilder, die die Aufnahmen teils wie Werbeplakate oder Kunst wirken lassen. An der Tatsache, dass viele Menschen nicht direkt in die Kamera schauen.


männer
Männer vor dem Minsok-Folk-Hotel in Kaesong



Es ist das Spannungsverhältnis zwischen Monumentalem und Persönlichem, das dieses Buch auszeichnet.
Und die Beschreibungen der irrwitzigen Demutsbezeugungen, die das Regime verlangt.

„Noch im Auto wird uns geraten, keine Zeitungen zu knicken, da ungewollt ein Bild vom ,Geliebten Führer’ zerknittert werden könnte“, schreibt Leeb.


gummistiefel
Diese Gummistiefel haben den Status einer Reliquie, weil der "Geliebte Führer" sie betrachtet hatte.



Leeb erzählt von einer Gemeinschaft mit 300 Haushalten, die vom „Geliebten Führer“ besucht wurde. Die gelben Gummistiefel, die er betrachtete, haben nun einen Ehrenplatz.

Und sie schreibt davon, dass offiziell Religionsfreiheit herrscht in dem Land. Ein Mönch bestätigte das. Aber: „Vorsichtshalber hat er den Buddha jedoch Kim Jong-il getauft.“


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Video: Der Kim-Clan: Kitt und Katastrophe Nordkoreas






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