Sie ist gewagt aber nie billig. Sie ist kokett aber total unabhängig. Sie ist erotisch aber nicht nicht plump, ein Blickfang sowohl für den Teenager-Cousin als auch für die sonst etwas prüde Mutter. Sie ist das Pin-up Mädchen. Ein natürliches, typisch amerikanisches Mäuschen, ins Leben gerufen um von Männern im ganzen Land bewundert zu werden.
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By Alberto Vargas (c) the Max Vargas Collection
Sie würden sie erkennen, wenn Sie sie treffen würden. Die rosigen Wangen, die Korkenzieherlocken, die Sanduhr-Figur und ihr Hang zu spezieller Unterwäsche würden sie sofort verraten - aber wie ist sie eigentlich dazu geworden? Kommen Sie mit uns mit auf eine Zeitreise, in der wir die Ursprünge des Pin-ups erkunden, mit Hilfe des neu erschienenen Buchs "The Art of the Pin-up". Es ist ein langer Weg, die sowohl die Befreiung der Frau, als auch deren Objektifizierung streift. Unsere Reise beginnt - so seltsam das auch klingt - mit Erfindung des "Safety Bicycle" um 1800.
Anfang 1800: Der Durchbruch des Fahrrads
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Ein Damenrad von 1889, via Wikipedia Commons
Hier erstmal etwas Hintergrundwissen, bevor wir uns in die Historie stürzen: "Safety Bicycles", wie man sie damals nannte, sorgten zu Beginn des 19. Jahrhunderts für ziemlichen Wirbel unter Frauen der westlichen Welt. Ärzte und Minister rieten von den neumodischen Räder dringend ab und behaupteten, sie könnten durch die Erschütterungen den zarten Organen der Frau schaden - und durch die Reibungen des Sattels könnten sie leicht erregt werden. Für Frauenrechtlerinnen war das Fahrrad die "Freiheits-Maschine", die Frauen vom Begleitzwang des Mannes erlöste.
Anfang 1800: Frauen haben die Hosen an
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1897 Werbung, via Wikipedia Commons
Kurz nachdem sie das Fahrrad für sich entdeckt hatten, tauschten Frauen ihre Petticoats und Schichten von Röcken gegen Pumphosen und Stiefel. Diese modische Wende entblößte nun die Beine der Frau und damit ihren Körper in der Mainstream-Kultur so sehr wie noch nie zuvor. Frauen waren gleichzeitig maskuliner und sexueller. Es wurde langsam interessant.
1889: Der erste Kalender
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Von Rolf Armstrong (c) Brown & Bigelow, via Taschen Books
Thomas Murphy und Edmond Osborne drucken den ersten Kalender mit Werbung unter den Bildern. Das Konzept war genial.Ein Kalender bietet ein volles Jahr Werbefläche. Der erste Kalender zeigte George Washington und kam erwartungsgemäß nicht so toll an. Tatsächlich lief es im Kalender-Gewerbe nicht so rosig - bis 1903 unter dem Namen "Cosette" der erste Kalender mit Mädchen erschien.
1895: Das Gibson Girl
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Original Stift und Tinte-Zeichnung für "The Weaker Sex," Illustration von Charles Dana Gibson, via Wikipedia Commons
Charles Dana Gibson, Illustrator beim "Life Magazine", rüttelte mit seinen Cover-Zeichnungen, die vollbusige, kurvige Frauen mit dunklen Haarmähnen und vollen Lippen zeigten, die Mode der Frauen auf. Teilweise inspiriert von Gibsons Frau und deren Familie, wurde die nationale Ikone unter dem Namen "Gibson Girl" bekannt, die gleichzeitig für ihre Sinnlichkeit und Unabhängigkeit bekannt war und von Amerika geliebt wurde. In gewisser Weise war sie die erste "Traumfrau", unerreichbar - bis auf das Foto von ihr an der Wand.
1895-1932: Die Gibson-Nachmacher
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Nach dem Erfolg des "Gibson Girls" taten es viele weitere Magazine dem "Life Magazine" gleich. Howard Chandler Christy erfand 1895 das "Christy Girl" für das Century Magazin und Harrison Fishers "Fischer Girl" zierte die Cover des "Puck Magazine" und der "Cosmopolitan" von 1912 bis 1932. All diese Frauen waren gleichermaßen schön und distanziert.
1917: Pin-up-Propaganda
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Während des Ersten Weltkriegs rief Präsident Woodrow Wilson eine Sparte für illustrierte Werbung ins Leben, um den Patriotismus anzufeuern und die Männer für die Armee zu begeistern. Eines der Hauptmotive für die besagten Bilder und Poster waren hübsche Frauen in sexy Militär-Kleidung, die Sprüche wie "Man, wenn ich ein Mann wäre, würde ich zur Navy gehen", oder "Sei ein Mann und tu es" verbreiteten. Subtil war das nicht wirklich.
1920s: Die schillernden 20er
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Wo Rauch ist, ist auch Feuer von Russell Patterson, via Wikipedia Commons
Als Ihre Männer im Krieg waren, waren die Frauen in den 20er Jahren auf den Geschmack der Freiheit gekommen und wollten den nicht so schnell wieder loslassen. Die Ära des Jazz brachte gekürzte Säume, illegalen, aufgeputschten Alkohol, Bob-Frisuren und einen feineren Sinn für jugendliche Rebellion. Die Generation der freigeistigen "Flapper" war wild, frei und bereit, etwas Haut zu zeigen. Künstler wie Rolf Armstrong reagierten auf diesen Trend und kleideten ihre Pin-ups auch sofort spärlicher an.
1940s: Psychologisch perfektionierte Propaganda
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Von Earl Moran (c) Brown & Bigelow, via Taschen Books
Der Zweite Weltkrieg brachte den Höhepunkt für die Pin-ups. Die Regierung entwarf sie extra so sexy, um die Moral der Soldaten zu heben. Sie vermittelten ihnen das Bild des typisch amerikanischen süßen Mädchens, das Zuhause auf sie wartet - das Mädchen, für das es sich lohnt zu kämpfen. Diese Pin-up-Bilder fand man an den Wänden in den Baracken, in Unterwasserbooten und in den Taschen der Soldaten.
1950s: Den Menschen wird klar: Sex Sells
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Von Peter Driben, via Taschen Books
Bald wurde die Erotik-Taktik aus der Kriegswerbung für alle Bereiche der Werbung übernommen, wie Madison Avenue in den 1950er und 1960er Jahre es zuerst tat.
1953: Der Playboy ist geboren
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Von Gil Elvgren (c) Brown & Bigelow, via Taschen Books
Hugh Hefner brachte sein berüchtigtes Nackt-Heftchen auf den Markt, das von den Pin-up-Zeichnungen inspiriert wurde. Dennoch wusste er, dass die Zukunft der weiblichen Darstellung in der Fotografie lag. 1955 dann sahen fast alle Magazine eher wie der Playboy aus und nicht mehr wie die Pin-up-Zeichnungen von vor noch 10 Jahren. Sobald die Zeitschrift die Pin-up-Bilder an Beliebtheit überstiegen hatte, gab es keinen Anlass mehr, an der Unschuld der Frau festhalten. Die Bilder hingen nun nicht mehr nur über dem Bett, sondern in der Garage.
1978: Das Sammeln beginnt
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Zoe Mozert. Mitchell Mehdy Collection, via Taschen Books
Genau als der Großteil der Popkultur anfing, sein Interesse an Pin-ups zu verlieren, war Charles Martignette endlich alt genug, sie zu kaufen. Martignette, der sich bereits mit acht Jahren nach den Pin-ups verzehrte, kaufte sich sein erstes Heft mit 27 und verbrachte die 1980er Jahre damit, alles zu kaufen, was er konnte. Der besessene Fan hat eine Sammlung von 4.300 Bildern angehäuft. Er bewahrte sie in großen Lagern auf und sie wurden nie ausgestellt.
1980er und 1890er: Pin-Ups werden künstlerisch
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Zoe Mozert painting Jane Russell for The Outlaw film poster, via Taschen Books
Die Pin-ups wurden ihren zweifelhaften Ruf danke einer Ausstellung los, die Louis Meisen 1982 organisierte und dem Buch "The Great American Pin-up" von 1996.
2008: The Sammlung verteilt sich
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By Enoch Bolles, via Taschen Books
Martignette starb 2008 überraschend an einem Herzinfarkt, woraufhin seine gewaltige, 4300 Stück umfassende Sammlung an das Auktionshaus "Heritage Auctions" in Dallas, Texas weitergegeben wurde. Es brauchte 12 Auktionen über vier Jahre hinweg, um das riesige Kompendium, die größte Sammlung originaler, überlieferte Pin-up-Kunst zu verteilen. Die Bilder wurden aus der Lagerhalle geholt, um sie dort hinzubringen, wohin sie gehörten: Dorthin, wo man sie aufhängen kann.
Informationen und Bilder dieses Artikels stammen aus dem Buch The Art of Pin-up von Taschen."
Der Artikel erschien ursprünglich in der amerikanischen Huffington Post und wurde von Nina Damsch aus dem Englischen übersetzt.

Sie würden sie erkennen, wenn Sie sie treffen würden. Die rosigen Wangen, die Korkenzieherlocken, die Sanduhr-Figur und ihr Hang zu spezieller Unterwäsche würden sie sofort verraten - aber wie ist sie eigentlich dazu geworden? Kommen Sie mit uns mit auf eine Zeitreise, in der wir die Ursprünge des Pin-ups erkunden, mit Hilfe des neu erschienenen Buchs "The Art of the Pin-up". Es ist ein langer Weg, die sowohl die Befreiung der Frau, als auch deren Objektifizierung streift. Unsere Reise beginnt - so seltsam das auch klingt - mit Erfindung des "Safety Bicycle" um 1800.
Anfang 1800: Der Durchbruch des Fahrrads

Hier erstmal etwas Hintergrundwissen, bevor wir uns in die Historie stürzen: "Safety Bicycles", wie man sie damals nannte, sorgten zu Beginn des 19. Jahrhunderts für ziemlichen Wirbel unter Frauen der westlichen Welt. Ärzte und Minister rieten von den neumodischen Räder dringend ab und behaupteten, sie könnten durch die Erschütterungen den zarten Organen der Frau schaden - und durch die Reibungen des Sattels könnten sie leicht erregt werden. Für Frauenrechtlerinnen war das Fahrrad die "Freiheits-Maschine", die Frauen vom Begleitzwang des Mannes erlöste.
Anfang 1800: Frauen haben die Hosen an

Kurz nachdem sie das Fahrrad für sich entdeckt hatten, tauschten Frauen ihre Petticoats und Schichten von Röcken gegen Pumphosen und Stiefel. Diese modische Wende entblößte nun die Beine der Frau und damit ihren Körper in der Mainstream-Kultur so sehr wie noch nie zuvor. Frauen waren gleichzeitig maskuliner und sexueller. Es wurde langsam interessant.
1889: Der erste Kalender

Thomas Murphy und Edmond Osborne drucken den ersten Kalender mit Werbung unter den Bildern. Das Konzept war genial.Ein Kalender bietet ein volles Jahr Werbefläche. Der erste Kalender zeigte George Washington und kam erwartungsgemäß nicht so toll an. Tatsächlich lief es im Kalender-Gewerbe nicht so rosig - bis 1903 unter dem Namen "Cosette" der erste Kalender mit Mädchen erschien.
1895: Das Gibson Girl

Charles Dana Gibson, Illustrator beim "Life Magazine", rüttelte mit seinen Cover-Zeichnungen, die vollbusige, kurvige Frauen mit dunklen Haarmähnen und vollen Lippen zeigten, die Mode der Frauen auf. Teilweise inspiriert von Gibsons Frau und deren Familie, wurde die nationale Ikone unter dem Namen "Gibson Girl" bekannt, die gleichzeitig für ihre Sinnlichkeit und Unabhängigkeit bekannt war und von Amerika geliebt wurde. In gewisser Weise war sie die erste "Traumfrau", unerreichbar - bis auf das Foto von ihr an der Wand.
1895-1932: Die Gibson-Nachmacher

Nach dem Erfolg des "Gibson Girls" taten es viele weitere Magazine dem "Life Magazine" gleich. Howard Chandler Christy erfand 1895 das "Christy Girl" für das Century Magazin und Harrison Fishers "Fischer Girl" zierte die Cover des "Puck Magazine" und der "Cosmopolitan" von 1912 bis 1932. All diese Frauen waren gleichermaßen schön und distanziert.
1917: Pin-up-Propaganda

Während des Ersten Weltkriegs rief Präsident Woodrow Wilson eine Sparte für illustrierte Werbung ins Leben, um den Patriotismus anzufeuern und die Männer für die Armee zu begeistern. Eines der Hauptmotive für die besagten Bilder und Poster waren hübsche Frauen in sexy Militär-Kleidung, die Sprüche wie "Man, wenn ich ein Mann wäre, würde ich zur Navy gehen", oder "Sei ein Mann und tu es" verbreiteten. Subtil war das nicht wirklich.
1920s: Die schillernden 20er

Als Ihre Männer im Krieg waren, waren die Frauen in den 20er Jahren auf den Geschmack der Freiheit gekommen und wollten den nicht so schnell wieder loslassen. Die Ära des Jazz brachte gekürzte Säume, illegalen, aufgeputschten Alkohol, Bob-Frisuren und einen feineren Sinn für jugendliche Rebellion. Die Generation der freigeistigen "Flapper" war wild, frei und bereit, etwas Haut zu zeigen. Künstler wie Rolf Armstrong reagierten auf diesen Trend und kleideten ihre Pin-ups auch sofort spärlicher an.
1940s: Psychologisch perfektionierte Propaganda

Der Zweite Weltkrieg brachte den Höhepunkt für die Pin-ups. Die Regierung entwarf sie extra so sexy, um die Moral der Soldaten zu heben. Sie vermittelten ihnen das Bild des typisch amerikanischen süßen Mädchens, das Zuhause auf sie wartet - das Mädchen, für das es sich lohnt zu kämpfen. Diese Pin-up-Bilder fand man an den Wänden in den Baracken, in Unterwasserbooten und in den Taschen der Soldaten.
1950s: Den Menschen wird klar: Sex Sells

Bald wurde die Erotik-Taktik aus der Kriegswerbung für alle Bereiche der Werbung übernommen, wie Madison Avenue in den 1950er und 1960er Jahre es zuerst tat.
1953: Der Playboy ist geboren

Hugh Hefner brachte sein berüchtigtes Nackt-Heftchen auf den Markt, das von den Pin-up-Zeichnungen inspiriert wurde. Dennoch wusste er, dass die Zukunft der weiblichen Darstellung in der Fotografie lag. 1955 dann sahen fast alle Magazine eher wie der Playboy aus und nicht mehr wie die Pin-up-Zeichnungen von vor noch 10 Jahren. Sobald die Zeitschrift die Pin-up-Bilder an Beliebtheit überstiegen hatte, gab es keinen Anlass mehr, an der Unschuld der Frau festhalten. Die Bilder hingen nun nicht mehr nur über dem Bett, sondern in der Garage.
1978: Das Sammeln beginnt

Genau als der Großteil der Popkultur anfing, sein Interesse an Pin-ups zu verlieren, war Charles Martignette endlich alt genug, sie zu kaufen. Martignette, der sich bereits mit acht Jahren nach den Pin-ups verzehrte, kaufte sich sein erstes Heft mit 27 und verbrachte die 1980er Jahre damit, alles zu kaufen, was er konnte. Der besessene Fan hat eine Sammlung von 4.300 Bildern angehäuft. Er bewahrte sie in großen Lagern auf und sie wurden nie ausgestellt.
1980er und 1890er: Pin-Ups werden künstlerisch

Die Pin-ups wurden ihren zweifelhaften Ruf danke einer Ausstellung los, die Louis Meisen 1982 organisierte und dem Buch "The Great American Pin-up" von 1996.
2008: The Sammlung verteilt sich

Martignette starb 2008 überraschend an einem Herzinfarkt, woraufhin seine gewaltige, 4300 Stück umfassende Sammlung an das Auktionshaus "Heritage Auctions" in Dallas, Texas weitergegeben wurde. Es brauchte 12 Auktionen über vier Jahre hinweg, um das riesige Kompendium, die größte Sammlung originaler, überlieferte Pin-up-Kunst zu verteilen. Die Bilder wurden aus der Lagerhalle geholt, um sie dort hinzubringen, wohin sie gehörten: Dorthin, wo man sie aufhängen kann.
Informationen und Bilder dieses Artikels stammen aus dem Buch The Art of Pin-up von Taschen."
Der Artikel erschien ursprünglich in der amerikanischen Huffington Post und wurde von Nina Damsch aus dem Englischen übersetzt.
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Video: Dessous-Clip von Agent Provocateur:
Ist das noch Werbung oder ist es schon Porno?