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Kanadische Prostituierte wehren sich gegen Sex-Gesetz, das Freier kriminalisiert

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Terri-Jean Bedford ist Kanadas bekannteste Prostituierte. Mit ihrer Klage sorgte sie dafür, dass der Supreme Court im Dezember 2013 ein Prostitutionsgesetz kippte, das Bordelle und öffentliche Werbung für Prostitution verbieten sollte.

Dieser Sieg wurde von ihren Kolleginnen gefeiert - aber ihr Kampf ist noch nicht vorbei. Das kanadische Parlament diskutiert derzeit über ein neues Gesetz, das zum ersten Mal in der Geschichte des Landes die Prostitution verbieten soll.

Eine Entscheidung muss auf Weisung des Obersten Gerichtshofes des Landes noch vor Weihnachten fallen. Bestraft werden sollen nach dem Gesetzesvorschlag nur die Freier, nicht die Prostituierten.

"Kanada wird zur Lachnummer der Welt"

"Kanada wird zur Lachnummer der Welt! Wo kann man etwas legalerweise verkaufen, aber nicht legal kaufen?", hatte die Ex-Domina Bedford bereits im September bei einer Anhörung in einem Senatsausschuss gesagt. Und sie ging noch weiter und sorgte für einen Eklat im Parlament: Bedford drohte, eine Liste der Politiker zu veröffentlichen, die alle ihre Dienste in Anspruch genommen hätten.

So wolle sie die Scheinheiligkeit der Parlamentarier entlarven, die mit der Abstimmung für das Gesetz für die eigene Kriminalisierung votierten. Dabei überschritt die Ex-Domina ihre Redezeit und musste schließlich von Sicherheitsleuten aus dem Saal eskortiert werden.

Den kanadischen Konservativen zufolge soll das Gesetz die Prostitution eindämmen. "Wenn der kleine Anteil von Leuten, die behaupten, aus freier Entscheidung Prostitution als ihren Beruf zu wählen, dies durch das Gesetz nicht mehr tun können, ist das die notwendige Folge davon, dass die übergroße Mehrheit geschützt wird, die durch Prostitution ausgebeutet werden", sagte die konservative Senatorin Denise Batters.

"Gesetz provoziert Stereotypen über Prostituierte"

Julie Grant von der Prostituierten-Organisation Sex Professionals of Canada (SPOC) will diesen ihrer Ansicht nach aufgedrängten Schutz nicht. "Wir sind 100 Prozent gegen einen Gesetzesvorschlag, der Sexarbeiter in die Opferrolle drängt, und unsere Klienten, zu denen insbesondere behinderte und ältere Menschen gehören, kriminalisiert", sagte sie der Nachrichtenagentur DPA. Dieses Modell provoziere Stereotypen über Prostituierte, die so nicht stimmten.

Ex-Domina Bedford hadert nach eigenen Angaben noch, ob sie ihre ehemaligen Klienten aus dem Parlament tatsächlich verraten soll. In einem Brief hat sie ihre Kolleginnen um Stellungnahmen dazu gebeten. Dafür spricht ihrer Meinung nach: So könne eine weitere öffentliche Diskussion garantiert und außerdem die Heuchelei der konservativen Politiker bewiesen werden. Aber Bedford nennt in dem Brief auch Bedenken: «Würde die Veröffentlichung insgesamt einen schlechten Präzedenzfall für den Sexhandel setzen?»

Julie Grant von SPOC kann sich nicht entscheiden, ob sie für oder gegen Bedfords Vorhaben ist. "Aber ich weiß, dass viele Sexarbeiterinnen in Ottawa sehr beunruhigt sind, weil ihre Klienten aus Angst vor fehlender Diskretion wegbleiben könnten."





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