BERLIN - Es ist ein Abschied, der Thomas de Maizière sichtlich schwerfällt. Als das Stabsmusikkorps der Bundeswehr am Mittwochabend bei Fackelschein den Gassenhauer "Live is Life" zum Besten gibt, verzieht sich seine ernste Miene dennoch ganz kurz zu einem Lächeln. Das Lied habe ihn, seine Frau, seine Familie ein ganzes Erwachsenenleben lang begleitet, hat er die Musikauswahl vor dem Zapfenstreich begründet. "Für mich war und ist das Leben eben immer live, bis in die letzten Tage hinein."
Für den eigentlichen Paukenschlag sorgt an diesem Abend allerdings nicht das Stabsmusikkorps, sondern de Maizière selbst. Im Gästekasino des Bendlerblocks hält er vor der Zeremonie eine Rede, die es in sich hat. Es ist wohl die eindringlichste, die er seit seinem Amtsantritt als Verteidigungsminister vor knapp drei Jahren gehalten hat - ziemlich emotional und völlig undiplomatisch.
"Das hat mir zuweilen Ärger gebracht"
"Ich wollte stets auch ein kritischer Chef sein", sagt er zu den geladenen Gästen. "Das hat mir zuweilen Ärger gebracht, auch innerhalb der Bundeswehr. Das gehört nach meinem Amtsverständnis aber dazu."
In der Bundeswehr hat es in den vergangenen Monaten massive Kritik an seiner Haupterrungenschaft, der Bundeswehrreform, gegeben. Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass die Zahl der Beschwerden von Soldaten beim Wehrbeauftragten des Bundestags im vergangenen Jahr auf einen historischen Höchststand gestiegen ist.
"Ziel der Neuausrichtung war es nicht und konnte es nicht sein, die Zufriedenheit der Soldaten und Mitarbeiter zu erhöhen", sagt de Maizière zum Frust in der Truppe. Ziel sei es, den Auftrag der Bundeswehr zu erfüllen. Die Bundeswehr zu führen verlange eben "Herz und Härte".
"Deutschland braucht keine Belehrungen - auch nicht aus Frankreich"
Auch mit den europäischen Bündnispartnern geht de Maizière in seiner Rede hart ins Gericht. "Deutschland braucht von niemandem in Europa Belehrungen über Art und Ausmaß unserer internationalen Einsätze - auch nicht aus Frankreich und Großbritannien", sagt er. Als Verteidigungsminister hätte er das so nicht gesagt, fügt er noch hinzu. Jetzt aber bricht der Frust über die Kritik am Ausscheren Deutschlands aus dem internationalen Libyen-Einsatz 2011 aus ihm heraus.
Die Selbstkritik geht dem 59-Jährigen allerdings nicht ganz so leicht über die Lippen. Den "Euro Hawk" erwähnt de Maizière in seiner Rede nicht. Die Skandal-Drohne hätte ihn kurz vor der Bundestagswahl fast das Amt gekostet. Allerdings räumt er ein, dass in der Bundeswehr "natürlich vieles nicht in Ordnung" sei - nicht nur im Rüstungsbereich. Allerdings fügt er schnell hinzu: "Das ist normal für Institutionen dieser Größenordnung."
Zurückgetreten sei er der Soldaten wegen nicht, die ihn von einem solchen Schritt abgehalten hätten, sagt de Maizière. Der Wahl-Dresdener hätte in seinem bisherigen Amt gerne weiter gemacht. Aber wie schon 2011, als er vom Innenressort in das Verteidigungsministerium wechseln musste, fügte er sich pflichtbewusst dem Wunsch seiner Chefin. "Die Bundeskanzlerin hat es damals anders entschieden, so wie jetzt auch", sagt er. So einfach ist das für ihn.
Seine Nachfolgerin Ursula von der Leyen (CDU) beschreibt die Haltung ihres Kabinettskollegen so: "Thomas, Du bist im vornehmsten Sinne des Wortes ein Staatsdiener." Auf sie kommt keine leichte Aufgabe zu. De Maizière wünscht ihr dafür beim Zapfenstreich "Erfolg, Glück und Fortune". Und von den Soldaten verabschiedet er sich halb emotional, halb militärisch mit den Worten: "Die Bundeswehr ist mir ans Herz gewachsen. Das bleibt über meine Amtszeit hinaus. Ich melde mich ab."
Für den eigentlichen Paukenschlag sorgt an diesem Abend allerdings nicht das Stabsmusikkorps, sondern de Maizière selbst. Im Gästekasino des Bendlerblocks hält er vor der Zeremonie eine Rede, die es in sich hat. Es ist wohl die eindringlichste, die er seit seinem Amtsantritt als Verteidigungsminister vor knapp drei Jahren gehalten hat - ziemlich emotional und völlig undiplomatisch.
"Das hat mir zuweilen Ärger gebracht"
"Ich wollte stets auch ein kritischer Chef sein", sagt er zu den geladenen Gästen. "Das hat mir zuweilen Ärger gebracht, auch innerhalb der Bundeswehr. Das gehört nach meinem Amtsverständnis aber dazu."
In der Bundeswehr hat es in den vergangenen Monaten massive Kritik an seiner Haupterrungenschaft, der Bundeswehrreform, gegeben. Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass die Zahl der Beschwerden von Soldaten beim Wehrbeauftragten des Bundestags im vergangenen Jahr auf einen historischen Höchststand gestiegen ist.
"Ziel der Neuausrichtung war es nicht und konnte es nicht sein, die Zufriedenheit der Soldaten und Mitarbeiter zu erhöhen", sagt de Maizière zum Frust in der Truppe. Ziel sei es, den Auftrag der Bundeswehr zu erfüllen. Die Bundeswehr zu führen verlange eben "Herz und Härte".
"Deutschland braucht keine Belehrungen - auch nicht aus Frankreich"
Auch mit den europäischen Bündnispartnern geht de Maizière in seiner Rede hart ins Gericht. "Deutschland braucht von niemandem in Europa Belehrungen über Art und Ausmaß unserer internationalen Einsätze - auch nicht aus Frankreich und Großbritannien", sagt er. Als Verteidigungsminister hätte er das so nicht gesagt, fügt er noch hinzu. Jetzt aber bricht der Frust über die Kritik am Ausscheren Deutschlands aus dem internationalen Libyen-Einsatz 2011 aus ihm heraus.
Die Selbstkritik geht dem 59-Jährigen allerdings nicht ganz so leicht über die Lippen. Den "Euro Hawk" erwähnt de Maizière in seiner Rede nicht. Die Skandal-Drohne hätte ihn kurz vor der Bundestagswahl fast das Amt gekostet. Allerdings räumt er ein, dass in der Bundeswehr "natürlich vieles nicht in Ordnung" sei - nicht nur im Rüstungsbereich. Allerdings fügt er schnell hinzu: "Das ist normal für Institutionen dieser Größenordnung."
Zurückgetreten sei er der Soldaten wegen nicht, die ihn von einem solchen Schritt abgehalten hätten, sagt de Maizière. Der Wahl-Dresdener hätte in seinem bisherigen Amt gerne weiter gemacht. Aber wie schon 2011, als er vom Innenressort in das Verteidigungsministerium wechseln musste, fügte er sich pflichtbewusst dem Wunsch seiner Chefin. "Die Bundeskanzlerin hat es damals anders entschieden, so wie jetzt auch", sagt er. So einfach ist das für ihn.
Seine Nachfolgerin Ursula von der Leyen (CDU) beschreibt die Haltung ihres Kabinettskollegen so: "Thomas, Du bist im vornehmsten Sinne des Wortes ein Staatsdiener." Auf sie kommt keine leichte Aufgabe zu. De Maizière wünscht ihr dafür beim Zapfenstreich "Erfolg, Glück und Fortune". Und von den Soldaten verabschiedet er sich halb emotional, halb militärisch mit den Worten: "Die Bundeswehr ist mir ans Herz gewachsen. Das bleibt über meine Amtszeit hinaus. Ich melde mich ab."