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Die unendliche Kostbarkeit der Frauen - Kapitel 2: München

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© Copyright 2014 Ernst-Günther Tietze

Aus Kapitel 2 „München"
Eine Woche nach ihrer Ernennung übernachtete Anke während einer Tagung bei ihrem Bruder Sven in München. Nach langer Zeit saßen die Geschwister abends bei einem Glas Wein zusammen. „Jetzt bist du wieder an mir vorbeigezogen, und im Gegensatz zu unserer Kinderzeit freue ich mich darüber." sinnierte Sven. „Damals merkte ich plötzlich, dass du außer einer Intelligenzbestie auch ein schönes Mädchen mit weiblichen Reizen warst, und bald eine Frau sein würdest. Ich wollte dich für mich gewinnen und musste deshalb lieb zu dir sein, und wenn du nicht meine Schwester wärst, hätte ich längst um dich geworben."

Anke nahm im Scherz den Faden auf: „Ich versuche gerade, mir vorzustellen, es gäbe nicht die Inzestschranke und wir dürften heiraten - oder zumindest miteinander schlafen - und Kinder bekommen. Also, meine Phantasie reicht dafür nicht aus." Beide lachten. „So weit bin ich sogar in meinen kühnsten Träumen nicht gegangen", antwortete Sven, „aber es wäre sicherlich reizvoll, dich grenzenlos zu lieben, denn du bist eine attraktive und bestimmt auch leidenschaftliche Frau." „Ich empfinde es als große Ehre für mich, dass ich überhaupt noch einen Mann erregen kann und dann sogar den eigenen Bruder", antwortete Anke. „Ich überlege gerade, welche Eigenschaften unsere gemeinsamen Kinder, wenn wir denn welche hätten, von uns vererbt bekämen."

Nach einem Moment stockte sie und starrte Sven an. „Was ist los?", fragte er. „Seit Monaten suche ich einen Schlüssel zur Lösung des ,Problems' und eben habe ich ihn gefunden", stieß sie aufgeregt hervor. „Jetzt ist mir bei diesen beiden Stämmen klar, die das Ereignis unbeschadet überstanden haben, warum sie normal fortpflanzungsfähig geblieben sind: Die Fliegen in der Heliumatmosphäre konnten nicht mit dem auslösenden Element in Berührung kommen, das offenbar über die Luft die ganze Erde verseucht hat. Doch bei dem anderen Stamm ist mir eben klargeworden, dass es sich nur um unkontrollierte Geschwisterzeugung handeln kann.

Jetzt begreife ich, warum weltweit die monogamen Tierarten größere Probleme hatten, wieder eine normale Population aufzubauen, als die polygamen, bei denen Geschwisterzeugung häufiger vorkommt." „Das hieße also", nahm Sven nachdenklich den Faden auf, „dass die obskure Sperre zwischen Geschwistern nicht besteht."

„Genau das meine ich." Anke dachte bereits über die Konsequenzen ihrer Erkenntnis nach. Keinesfalls durfte vorläufig von dieser Vermutung, die für sie schon eine Gewissheit war, etwas an die Öffentlichkeit dringen. Zunächst mussten hieb- und stichfeste Beweise gefunden werden, und das ging nur durch Befruchtungsversuche zwischen Keimzellen von Geschwistern. Aber wenn diese Versuche erfolgreich wären, stünde sie irgendwann in gar nicht so ferner Zukunft vor der Aufgabe, das Ergebnis zu veröffentlichen.

Sie ahnte, was ihr dabei bevor stand, denn in aller Regel wird der Bote geprügelt, wenn die Botschaft nicht genehm ist. „Ich muss es tun", stieß sie schließlich hervor, „selbst wenn sie mich dafür als Hexe verbrennen. Wenn mein Wissen erst einmal verifiziert ist, darf ich es den Menschen nicht vorenthalten."

Sven setzte sich neben seine Schwester und legte ihr ehrfürchtig den Arm um den Nacken. „Ich habe dich schon immer bewundert", sagte er zärtlich und strich ihr über das Haar, „aber jetzt weiß ich, dass du eine Heilige bist. Ich verspreche dir: Was ich tun kann, um dir zu helfen, das will ich tun. Du kannst dich immer auf mich verlassen." Anke war bewegt von seinen Worten. „Ich danke dir sehr", sagte sie leise, „ich werde deine Hilfe brauchen." Die halbe Nacht saßen die Geschwister und überlegten, wie Anke jetzt am besten vorgehen sollte. Nur wenn die Veröffentlichung auf viele Schultern verteilt würde, ließ sich vermeiden, dass Anke allein in der Schusslinie stünde. Mit Hilfe von Svens Erfahrungen in der Strategieplanung entwickelten sie ein mehrstufiges Programm mit Einschluss einer Reihe renommierter Institute in der ganzen Welt.

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Notwendig waren als nächstes streng geheime Befruchtungsversuche zwischen Keimzellen von Geschwistern in vitro mit einem möglichst kleinen Kreis von Eingeweihten. Anke wusste, dass sie Heinz von Gassner und seinen engsten Mitarbeitern blind vertrauen konnte. Schwierig war es, Keimzellen eines Geschwisterpaares zu bekommen, ohne den Grund zu erklären. Sven sah seine Schwester an. „Es ist doch nicht das erste Mal, dass Forscher Selbstversuche machen.

Ich weiß zwar nicht, wie man an deine Eizellen kommt, aber meine Spermien habe ich schnell bei der Hand." „Ja, machst du denn auch mit?", fragte Anke, doch dann fiel ihr ein, dass er ihr bedingungslose Hilfe versprochen hatte. Da beschloss sie, ihm ihre Dankbarkeit auf ganz besondere Weise zu zeigen und besorgte aus einem nahen Krankenhaus eine Kühlbox. Wieder zurück, goss sie die Gläser noch einmal voll und sie stießen auf das Gelingen des Planes an.

Dann legte sie die Hand in Svens Schoß und sagte leise, weil es ihr nun doch etwas peinlich war: „Du hast vorhin gesagt, dass du deine Spermien schnell bei der Hand hast. Ich denke, es ist schöner für dich, wenn ich die Sache in meine Hände nehme." Ehe Sven antworten konnte, öffnete sie seine Hose und streichelte ihn zärtlich, bis er aufstöhnte und der warme Strahl in den Behälter zuckte. Erst als seine Erregung nachließ, löste sie sich von ihm und strich ihm über die Haare. Sven konnte kein Wort sagen.

Er hatte erkannt, dass Anke ganz genau wusste, was sie tat, und es war unsagbar schön für ihn. Er nahm sie in den Arm und küsste sie. „Du bist ein wunderbarer Mensch", stammelte er schließlich. „Wärst du doch nur nicht meine Schwester." Auch Anke war tief bewegt. Sie wusste, dass sie den Abend und Svens Worte nie vergessen würde.

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Der Roman „Die unendliche Kostbarkeit der Frauen" beschreibt auf 200 Seiten die dramatischen Auswirkungen einer Fiktion, in der weltweit keine Mädchen geboren werden. Er wird gedruckt bei epubli und kann im Internet und in jeder Buchhandlung bestellt werden:
Als Taschenbuch für 14,95 Euro mit ISBN-Nr. 978-3-8442-8213-9
Als e-Book für 5,49 Euro mit ISBN-Nr. 978-3-7375-0491-1
Das vorliegende Kapitel 2 umfasst im Buch 9 Seiten. Ausschnitte aus den folgenden Kapitel des Romans werden nacheinander an dieser Stelle vorgestellt.

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