Verdis ‚Trovatore' singt wieder: Von Liebe, Hass und Rivalität
Nach Salzburg nun auch in Venedig
Der ‚Trovatore' ist wieder ‚en vogue'. Nach der Aufführung mit Starbesetzung an den Festspielen in Salzburg und spielt er momentan in einer soliden Aufführung in Venedig.
Der Trovatore wird gegenwärtig am Opernhaus ‚La Fenice' in Venedig gespielt, alternierend mit ‚La Traviata', die dort ihre Uraufführung hatte.
Den ‚Trovatore', ein lyrisches Drama in vier Teilen schrieb Giuseppe Verdi 1853 auf ein Libretto von Salvatore Cammarano nach einer literarischen Vorlage von Antonio Garcia Gutiérrez. Die Oper wurde noch im gleichen Jahr im Teatro Apollo in Rom uraufgeführt. Sie spielt 1410 während des Thronfolgekriegs in Aragon.
Es geht darin um den Kampf um Macht und die Hand einer Schönen von zwei Brüdern, denen diese Tatsache aber durch eine Verwechslung als Säuglinge unbekannt ist. Der ‚Zigeuner' Manrico und der Graf Luna bekämpfen sich zudem als Gefolgsleute von rivalisierenden spanischen Thronanwärtern. Manrico gewinnt die Hand der Hofdame Leonora, indem er ihr Liebeslieder singt. (Deshalb der Name ‚Troubadour'), was den Grafen so erzürnt, dass er durch eine List zuerst Manricos Mutter Azucena gefangen nehmen lässt und als Hexe verbrennen will.
Dann lässt Luna auch noch Manrico, der seine Mutter befreien will, als gegnerischen Gefangenen zum Tode verurteilen. So verschuldet er den Tod seines eigenen Bruders, dann den von dessen Pflegemutter Azucema, und schliesslich noch den von Leonora, die sich für Manrico opfern wollte.
Verdi war auf der Höhe seines kompositorischen Schaffens und sein ‚Trovatore' in Teilen so ein Ausdruck der italienischen Seele, dass er sogar in Luchino Viscontis eindrücklichen Film ‚Senso', der 1966 ganz in Venedig gedreht wurde, als Filmmusik figuriert.
Am Anfang, als die Kamera die ganze Fassade der ‚Fenice' abfährt, dringt aus dem Opernhaus die Arie Manricos ‚Di quella pira', die vom Chor mit einem Gesang den wütender Proteste italienischer Nazionalisten gegen die Besetzung der Österreicher unterbrochen wird. Diese Aufnahmen der Fassaden dienten nach dem Abbrennen des Opernhauses am 29. Januar 1996 zur dessen Rekonstruktion.
Enrico Caruso soll gesagt haben, eine gelungene Aufführung von "Il trovatore" sei ganz einfach zu bewerkstelligen: ‚Man braucht nur die besten Sänger der Welt'. Und diese werden in ihren Partien stark gefordert.
Bei der Pressekonferenz vor der Aufführung in Salzburg fiel Primadiva Anna Netrebko dem Altmeister Placido Domingo ungewohnt heftig ins Wort. Dieser hatte gerade schwadroniert, dass, wenn er einmal in einer Rolle drin sei, sich diese von alleine singe.
Netrobko hielt dagegen, dass Ihre Rolle als Leonora eine der schwierigsten des Opernrepertoires sei. Sie sei somit jeden Moment so auf das Äusserste angespannt um die richtigen Töne zum Klingen zu bringen, dass sie kaum auf irgendeine Schauspielerei Rücksicht nehmen könne. Geschweige denn, dass sich die Partie von selber singe. Domingo stand etwas erstaunt daneben.
Anna Netrebko spielte und sang dann die Sopranrolle der umworbenen Gräfin Leonara mit Bravour. Placido Domingo als Bariton Graf Luna war sich zwar den Sympathien des Publikums gewiss, Doch wirkte der 78 jährige als feuriger, jungendlicher Liebhaber der Leonora wie auch als leidenschaftlicher Rivale seines Bruders irgendwie seltsam. Seine Stimme, früher im Tenorfach eingesetzt, ist heute sicher im tieferen Bariton besser untergebracht.
Da schätzt man seine Technik und seine Bühnenerfahrung. Charismatisch mag Domingo ja sein, doch überzeugt er wirklich noch als Graf Luna in der leidenschaftlichsten aller Verdi-Opern ? Was hätte er als früherer künstlerischer Direktor der Metropolitan Opera in New York wohl zu sich selbst gesagt ?
Mit gemischten Gefühlen hörte man auch den Grafen Luna in Venedig. Doch aus ganz anderen Gründen. Tenor Artur Rucinski hatte zwar ein paar gute Töne aufzuweisen. Diese kostete er dann auch weidlich aus um über seine schwächeren Passagen deutlich leiser hinwegzueilen. Auch als Mann, der solcher Leidenschaft fähig sein soll, dass davon schlussendlich drei Tote zeugen, überzeugte er nicht. Immerhin kann man bezeugen, dass er sich redlich darum bemühte.
Dieses konnte man aber ‚Il Soprano', der Sängerin Kristin Lewis, nicht zugute halten, die zwar im letzten Jahrzehnt als Sängerin einige mindere Preise gewonnen hatte, sonst aber unbemerkt blieb. Sie hatte die Rolle der ‚Leonara' gerade von der exzellenten Sängerin Carmen Giannattasio übernommen. Dies bedauerte das hochgebildete venezianische Publikum so heftig, das es sich kopfschüttelnd kritische gesangstechnische Fachbegriffe zuzischte.
Denn Lewis war nicht nur eine Ernttäuschung, sondern ein Ärgernis. Nicht nur, dass sie weder die Stimme noch die Technik für diese Rolle hatte, sie brachte auch weder die Motivation noch die Intensität mit, die für Verdirollen notwendig sind. Meist stand sie leblos, scheinbar uninteressiert, herum und markierte ihre Arien bloss - wie wenn sie diese für eine Kostüm- oder Stellprobe nur kurz ansingen würde -mit kleiner Stimme.
Sogar in der ersten Reihe Parkett des Opernhauses waren nur knapp ein Drittel der erwarteten Noten zu hören. Wie muss es erst in den Logen gewesen sein, wo man sich sogar in der ersten Reihe über die Brüstung hängen muss um eine adäquate Akustik zu haben ? Wahrscheinlich wie beim Anhören einer alten defekten Schellackplatte.
Im Gegensatz dazu gab sich das Ensemble mehrheitlich Mühe der verdischen Dramatik gerecht zu werden und kreierte dabei auch magische Momente. Hervorstechend dabei war vor allem Gregory Kunde, sehr dem Belcanto verpflichtet, der den Part von Manrico, stimmlich wie darstellerisch beeindruckend und inbrünstig herüberbrachte.
Darstellerisch übertroffen wurde er nur noch von der Mezzosopranistin Veronica Simeoni, die ihre Rolle der zigeunerischen Zauberin und vermeintlichen Mutter von Manrico, buchstäblich lebte. Die Duette der beiden, reich an lyrischen wie dramatischen Momenten, gehörten zu den Höhepunkten der Aufführung.
Die Produktion von Lorenzo Mariani war konservativ, doch solide; wahrscheinlich so wie von Verdi zu seiner Zeit gedacht und gewollt. Die Sets und Kostüme von William Orlandi hatten Zeitkolorit, waren jedoch zugunsten der Funktionalität wenig opulent. Die inventive Lichtführung von Christian Pinaud verdichtete das Spiel atmosphärisch. Etwas mehr Spielregie für die Darsteller hätte der Aufführung allerdings sicher gut getan.
Die Vorstellungen in Venedig gehen noch bis zum 28. September
Die Salzburger Produktion soll wegen der grossen Nachfrage nach Karten vielleicht im nächsten Jahr wieder aufgenommen werden.
Nach Salzburg nun auch in Venedig
Der ‚Trovatore' ist wieder ‚en vogue'. Nach der Aufführung mit Starbesetzung an den Festspielen in Salzburg und spielt er momentan in einer soliden Aufführung in Venedig.
Der Trovatore wird gegenwärtig am Opernhaus ‚La Fenice' in Venedig gespielt, alternierend mit ‚La Traviata', die dort ihre Uraufführung hatte.
Den ‚Trovatore', ein lyrisches Drama in vier Teilen schrieb Giuseppe Verdi 1853 auf ein Libretto von Salvatore Cammarano nach einer literarischen Vorlage von Antonio Garcia Gutiérrez. Die Oper wurde noch im gleichen Jahr im Teatro Apollo in Rom uraufgeführt. Sie spielt 1410 während des Thronfolgekriegs in Aragon.
Es geht darin um den Kampf um Macht und die Hand einer Schönen von zwei Brüdern, denen diese Tatsache aber durch eine Verwechslung als Säuglinge unbekannt ist. Der ‚Zigeuner' Manrico und der Graf Luna bekämpfen sich zudem als Gefolgsleute von rivalisierenden spanischen Thronanwärtern. Manrico gewinnt die Hand der Hofdame Leonora, indem er ihr Liebeslieder singt. (Deshalb der Name ‚Troubadour'), was den Grafen so erzürnt, dass er durch eine List zuerst Manricos Mutter Azucena gefangen nehmen lässt und als Hexe verbrennen will.
Dann lässt Luna auch noch Manrico, der seine Mutter befreien will, als gegnerischen Gefangenen zum Tode verurteilen. So verschuldet er den Tod seines eigenen Bruders, dann den von dessen Pflegemutter Azucema, und schliesslich noch den von Leonora, die sich für Manrico opfern wollte.
Verdi war auf der Höhe seines kompositorischen Schaffens und sein ‚Trovatore' in Teilen so ein Ausdruck der italienischen Seele, dass er sogar in Luchino Viscontis eindrücklichen Film ‚Senso', der 1966 ganz in Venedig gedreht wurde, als Filmmusik figuriert.
Am Anfang, als die Kamera die ganze Fassade der ‚Fenice' abfährt, dringt aus dem Opernhaus die Arie Manricos ‚Di quella pira', die vom Chor mit einem Gesang den wütender Proteste italienischer Nazionalisten gegen die Besetzung der Österreicher unterbrochen wird. Diese Aufnahmen der Fassaden dienten nach dem Abbrennen des Opernhauses am 29. Januar 1996 zur dessen Rekonstruktion.
Enrico Caruso soll gesagt haben, eine gelungene Aufführung von "Il trovatore" sei ganz einfach zu bewerkstelligen: ‚Man braucht nur die besten Sänger der Welt'. Und diese werden in ihren Partien stark gefordert.
Bei der Pressekonferenz vor der Aufführung in Salzburg fiel Primadiva Anna Netrebko dem Altmeister Placido Domingo ungewohnt heftig ins Wort. Dieser hatte gerade schwadroniert, dass, wenn er einmal in einer Rolle drin sei, sich diese von alleine singe.
Netrobko hielt dagegen, dass Ihre Rolle als Leonora eine der schwierigsten des Opernrepertoires sei. Sie sei somit jeden Moment so auf das Äusserste angespannt um die richtigen Töne zum Klingen zu bringen, dass sie kaum auf irgendeine Schauspielerei Rücksicht nehmen könne. Geschweige denn, dass sich die Partie von selber singe. Domingo stand etwas erstaunt daneben.
Anna Netrebko spielte und sang dann die Sopranrolle der umworbenen Gräfin Leonara mit Bravour. Placido Domingo als Bariton Graf Luna war sich zwar den Sympathien des Publikums gewiss, Doch wirkte der 78 jährige als feuriger, jungendlicher Liebhaber der Leonora wie auch als leidenschaftlicher Rivale seines Bruders irgendwie seltsam. Seine Stimme, früher im Tenorfach eingesetzt, ist heute sicher im tieferen Bariton besser untergebracht.
Da schätzt man seine Technik und seine Bühnenerfahrung. Charismatisch mag Domingo ja sein, doch überzeugt er wirklich noch als Graf Luna in der leidenschaftlichsten aller Verdi-Opern ? Was hätte er als früherer künstlerischer Direktor der Metropolitan Opera in New York wohl zu sich selbst gesagt ?
Mit gemischten Gefühlen hörte man auch den Grafen Luna in Venedig. Doch aus ganz anderen Gründen. Tenor Artur Rucinski hatte zwar ein paar gute Töne aufzuweisen. Diese kostete er dann auch weidlich aus um über seine schwächeren Passagen deutlich leiser hinwegzueilen. Auch als Mann, der solcher Leidenschaft fähig sein soll, dass davon schlussendlich drei Tote zeugen, überzeugte er nicht. Immerhin kann man bezeugen, dass er sich redlich darum bemühte.
Dieses konnte man aber ‚Il Soprano', der Sängerin Kristin Lewis, nicht zugute halten, die zwar im letzten Jahrzehnt als Sängerin einige mindere Preise gewonnen hatte, sonst aber unbemerkt blieb. Sie hatte die Rolle der ‚Leonara' gerade von der exzellenten Sängerin Carmen Giannattasio übernommen. Dies bedauerte das hochgebildete venezianische Publikum so heftig, das es sich kopfschüttelnd kritische gesangstechnische Fachbegriffe zuzischte.
Denn Lewis war nicht nur eine Ernttäuschung, sondern ein Ärgernis. Nicht nur, dass sie weder die Stimme noch die Technik für diese Rolle hatte, sie brachte auch weder die Motivation noch die Intensität mit, die für Verdirollen notwendig sind. Meist stand sie leblos, scheinbar uninteressiert, herum und markierte ihre Arien bloss - wie wenn sie diese für eine Kostüm- oder Stellprobe nur kurz ansingen würde -mit kleiner Stimme.
Sogar in der ersten Reihe Parkett des Opernhauses waren nur knapp ein Drittel der erwarteten Noten zu hören. Wie muss es erst in den Logen gewesen sein, wo man sich sogar in der ersten Reihe über die Brüstung hängen muss um eine adäquate Akustik zu haben ? Wahrscheinlich wie beim Anhören einer alten defekten Schellackplatte.
Im Gegensatz dazu gab sich das Ensemble mehrheitlich Mühe der verdischen Dramatik gerecht zu werden und kreierte dabei auch magische Momente. Hervorstechend dabei war vor allem Gregory Kunde, sehr dem Belcanto verpflichtet, der den Part von Manrico, stimmlich wie darstellerisch beeindruckend und inbrünstig herüberbrachte.
Darstellerisch übertroffen wurde er nur noch von der Mezzosopranistin Veronica Simeoni, die ihre Rolle der zigeunerischen Zauberin und vermeintlichen Mutter von Manrico, buchstäblich lebte. Die Duette der beiden, reich an lyrischen wie dramatischen Momenten, gehörten zu den Höhepunkten der Aufführung.
Die Produktion von Lorenzo Mariani war konservativ, doch solide; wahrscheinlich so wie von Verdi zu seiner Zeit gedacht und gewollt. Die Sets und Kostüme von William Orlandi hatten Zeitkolorit, waren jedoch zugunsten der Funktionalität wenig opulent. Die inventive Lichtführung von Christian Pinaud verdichtete das Spiel atmosphärisch. Etwas mehr Spielregie für die Darsteller hätte der Aufführung allerdings sicher gut getan.
Die Vorstellungen in Venedig gehen noch bis zum 28. September
Die Salzburger Produktion soll wegen der grossen Nachfrage nach Karten vielleicht im nächsten Jahr wieder aufgenommen werden.