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Klima gegenüber ignoranten Regierungen und der Ölindustrie ändert sich

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Bürgerprotest gegen Ölexploration vor den Balearen erreicht historische Ausmaße

In diesen Tagen finden weltweit Proteste der Zivilgesellschaft statt, um die Entscheidungsträger zum Handeln für eine Verlangsamung des Klimawandels zu bewegen. Indem als Ziel die „Verlangsamung des Klimawandels" genannt wird, finden wir uns bereits damit ab, dass es zu spät ist, um durch eine Reduktion der CO2-Emissionen - unabhängig davon, wie deutlich und schnell sie erfolgt - die vom Menschen in Gang gesetzten Veränderungen zu stoppen oder gar umzukehren.

Vielleicht liegt es an einer Kombination aus dieser Unabwendbarkeit, Ignoranz und profitorientierter Eigensüchtigkeit, dass manche - vor allem Entscheidungsträger in Regierungen und der Privatwirtschaft - weiterhin ihre Augen vor einer Notwendigkeit verschließen, die von der Wissenschaft nicht mehr infrage gestellt wird.

Ein weiterer Umstand mag sein, dass diese wenigen Menschen einen hohen Lebensstandard und Sicherheit genießen und nicht den brutalen Konsequenzen ausgesetzt sind, die eine Veränderung des Klimas diesem Planeten auferlegen wird. Sonst würden sie wohl anders denken und handeln. Aber selbstverständlich ist nicht alles schwarz/weiß.

Die Kraft jedes Einzelnen

Es ist niemand Geringerer als UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon, der ein eindrucksvolles Statement abgibt, indem er sich den Protestierenden bei einem der hunderten Märsche anschließt, die am Wochenende vor dem UNO-Klimagipfel in New York am 23. September stattfanden.

Ein solches Statement ist wichtig und absolut lobenswert, aber das wirklich beeindruckende Signal kommt von der Öffentlichkeit, den Millionen Menschen, die sich engagieren. Und während weltweit Millionen Menschen an den Märschen teilnehmen, Protest-E-Mails schicken und zuhause an ihrem Lebensstil arbeiten, findet ein spezieller Bürgerprotest von historischer Tragweite statt, der hier eine nähere Beschreibung verdient:

Mehr als 125.000 Menschen erhoben offiziell ihren persönlichen Einspruch im Bewilligungsverfahren für das Vorhaben von Cairn Energy und anderen Ölfirmen, vor den Balearen nach Öl und Gas zu suchen. Davon kamen 117.000 direkt von Einwohnern der Balearen, einer Inselgruppe mit 1,1 Mio. Einwohnern, zu der die wichtigen Tourismusdestinationen Ibiza und Mallorca gehören.

Das ist einfach - phantastisch. Bahnbrechend. Wenn ... wenn es dabei nicht um so viel Geld ginge und der Druck nicht von einer Industrie käme, die weltweit zu den stärksten, und nach meiner Ansicht auch zu den „ignorantesten" zählt: der Öl- und Gasindustrie.

Die Einwendungen der Bewohner der Balearen reflektieren eine Vielzahl an Sorgen und Meinungen, darunter
  • Sorgen über fortgesetzte Investitionen in eine unglaublich riskante Technologie, welche die Gefahr einer Ölpest mit sich bringt;

  • Widersprüche zu nationalem und EU-Umweltschutzrecht, da Teile der Gebiete unter strengem Schutz stehen;

  • die Widersinnigkeit, in Zeiten des Klimawandels die alte, falsche Energiepolitik fortzuführen;

  • Sorgen über die Auswirkungen intensiver Lärmverschmutzung, die eine enorme Gefahr für die Biodiversität der Meere darstellt;

  • eine Gefahr für den regionalen Tourismus und damit für das langfristige wirtschaftliche Fundament der Inseln; und vieles mehr.


Und während die Öl- und Gaslobby die EU-Kommission unter Druck setzt, nicht einmal Meeresschutzgebiete von der Öl- und Gasexploration auszunehmen, wurde enthüllt, dass 2013 ein Forschungsschiff seismische Aktivitäten zur Suche nach Kohlenwasserstoffen im Balearen-Meer ohne Genehmigung durchführte!

Bis dato weiß ich von keiner offiziellen Reaktion oder Stellungnahme des betreffenden Unternehmens, und die Politiker sind nicht bereit, solchen Aktivitäten entschieden entgegenzutreten. Eine solche Nicht-Reaktion ist wirklich ein Skandal, denn es wurden schon Berichte veröffentlicht, welche Folgen diese seismischen Aktivitäten für das Leben in den Meeren haben, z.B. für Pottwale, die während der genannten Untersuchungen Abweichungen in Verhalten und Verbreitung zeigten.

Die Reaktion auf solche extrem lauten Tätigkeiten ist tosende Stille

Eine solche inakzeptable Situation ist nicht auf die beantragte Ölexploration im Balearen-Meer beschränkt, sondern kann im ganzen Mittelmeerraum und, da habe ich keine Zweifel, darüber hinaus angetroffen werden. Woher also den Optimismus nehmen, dass sich die Dinge zum Besseren ändern können?

Nun, aus den genannten Aktivitäten der Zivilgesellschaft und aus den demokratischen Prinzipien, die (zumindest in Vorwahlzeiten) die Entscheidungsträger dazu anhalten sollten, auf jene zu hören, die sie repräsentieren. Na ja, zumindest „so zu tun", als würden sie zuhören. Auf den Balearen wird es im Frühjahr 2015 Wahlen geben, gefolgt von nationalen Wahlen später in diesem Jahr. Und die Öffentlichkeit schaut nicht nur zu, sondern hat ihre Meinung und Kritik kundgetan und wird dies auch weiterhin tun.

Die Bewegung auf den Balearen geht Hand in Hand mit den weltweiten Bemühungen für Veränderungen. Für Veränderungen in unserer Energiepolitik hin zu einem neuen Trend, der eine Senkung des Energieverbrauchs, erneuerbare Energien und eine Vermindung der CO2-Emissionen fördert.

Weitere Informationen finden Sie auf folgenden Websites:
  • Alianza Mar Blava, eine Koalition aus NGOs, Unternehmen des Privatsektors sowie Institutionen, welche die beantragten Öl- und Gasexplorationen im Balearen-Meer kritisiert: www.alianzamarblava.org/de

  • Silent Oceans, eine von OceanCare koordinierte Kampagne zur Verminderung des Unterwasserlärms: www.oceancare.org/de/notruf_aus_ibiza.cfm

  • NRDC, eine NGO, die sich international für eine Reduktion des Unterwasserlärms einsetzt: www.nrdc.org

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