“Show ohne Sinn und Verstand”, “Abzocke der Autofahrer”, “Alibi-Aktion” - viele Fachleute halten den Blitzermarathon der Polizei für totalen Unsinn.
Das mag richtig sein. Ich sage trotzdem: Danke, Polizei.
Sicher, 13.000 Polizisten an einem einzigen Tag auf die Jagd nach Autofahrern zu schicken, ist eine Wahnsinns-Aktion. Am Ende klingelt es wahrscheinlich auch schön in den Kassen - auch wenn die Polizei die Liste der Blitzer meist vorher veröffentlicht hat.
Und ja, es wäre total sinnvoll, auf die Jagd nach echten Rasern zu gehen, anstatt alle Autofahrer unter Generalverdacht zu stellen. Die Idioten, die mit 120 durch die Innenstadt brettern, lassen sich von dieser PR-Aktion ganz sicher nicht aufhalten.
Die wirklichen Raser, die speedverliebten Gaspedal-Junkies, die kriegen wir also nicht.
Aber wenn nur ein Bruchteil der Millionen Autofahrer heute daran denkt, dass Geschwindigkeitsbegrenzungen keine Schikane sind, sondern in der Regel sinnvoll, dann ist mit der Aktion schon etwas gewonnen.
In diesem Sinne handelt es sich um PR. Was ist so schlimm daran?
Denjenigen, die sich am Stammtisch über den Personaleinsatz aufregen und der Polizei oder den Gemeinden allen Ernstes unterstellen, nur Geld machen zu wollen, denen rufe ich zu: Geht’s noch? Dann fahr halt langsam!
Es gibt auf dem Weg zu meiner Arbeit eine Stelle, an der ein Blitzer steht. Weil ich das weiß, fahre ich dort nicht 65, sondern genau 50 Stundenkilometer.
Und weil ich weiß, wo heute die Blitzer stehen, tue ich das auch an diesen Radarstellen. Informiert euch halt, liebe Autofahrer, und dann nehmt den Fuß vom Gas. Zu einer Falle gehört einer, der sie aufstellt - aber auch einer, der in sie hinein tappt.
Vor allem, wenn sie so offensichtlich ist.
Worüber regt ihr euch eigentlich auf? Was ist so schlimm daran, wenn die Polizei Kinder fragt, an welchen Stellen sie besonders kontrollieren soll? Wieso sind Polizisten Schuld daran, wenn wir unser Auto nicht etwas langsamer bewegen wollen?
Ihr gebt Gas, ihr gefährdet möglicherweise Kinder - und die Polizei ist Schuld? Ach, komm. Es ist ja nun nicht so, dass man in Deutschland grundsätzlich schleichend durch die Gegend fahren würde. Also bleibt halt mal locker.
Ganz ehrlich: Für mich ist die Polizei das personifizierte schlechte Gewissen. Das nervt mich unendlich. Aber es führt auch dazu, dass ich mich in der Regel an die Verkehrsregeln halte. Und wer zu schnell fährt, fährt zu schnell. Basta.
Mehr noch: Ich persönlich traue mir zu, auch mit eher laxen Verkehrsregeln klarzukommen, wie etwa einer Stadt ohne Ampeln. Ich traue das auch meinen Freunden zu und auch Ihnen.
Aber es gibt eben doch diese kleinen Ausnahmen. Ich schaue zum Beispiel am Steuer ungern aufs Handy. Nicht, weil ich Angst vor einem Unfall hätte. Sondern weil ich weiß, dass diese kleine Sünde im Zweifelsfall teuer werden kann.
Ich gebe nach besagtem Blitzer auch wieder ein bisschen mehr Gas, achte aber darauf, die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht allzu sehr zu überschreiten. Weil’s teuer wird.
Ich bin aber nicht so blöd, die Polizei dafür verantwortlich zu machen, wenn ich erwischt werde, und schon gar nicht den einzelnen Polizisten.
Und wenn Sie mal ausnahmsweise über eine durchgezogene Linie wenden oder in der 30er-Zone 48 fahren müssen: Tun Sie’s halt, wenn keiner hinschaut.
Aber seien Sie sich bewusst, dass wenige Stundenkilometer den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen können.
Und geben Sie nicht der Polizei die Schuld dafür, wenn Sie doch erwischt werden. Der Fehler, der liegt nämlich ganz bei Ihnen, sinnlose Show hin oder her.
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