Sprache ist Macht, heißt es. So gesehen müsste Ioannis Ikonomou, 49, Grieche, der mächtigste Mensch Europas sein. Doch er mag solche Superlative nicht.
„Bei mir geht es nicht um Macht”, sagt Ikonomou. „Bei mir geht es um Liebe.” Was er meint, ist die Liebe zu seinem Beruf. Zu seinem Hobby. Zu etwas, was in seinem Leben eine zentrale Rolle spielt: Sprechen.
Ikonomou spricht 32 Sprachen, nahezu perfekt. Für seinen Arbeitgeber, die EU-Kommission, ist er ein Juwel. Denn er kann das, was die meisten seiner 2.500 Kollegen nicht können: mehr Sprachen beherrschen als Europa Staaten hat.
„Ich bin überzeugter Europäer"
Ikonomou ist Übersetzer. Er übersetzt Gesetzestexte vom Englischen ins Französische, vom Englischen ins Deutsche, sogar auf Albanisch kann er Paragraphen richtig wiedergeben.
Etwa zehn Seiten schafft Ikonomou pro Tag, zum Teil hoch komplexe juristische Passagen. Das was er tut, mag für Laien ein scheinbar langweiliger, ja fast schnarchiger Beruf sein. Doch den Griechen erfüllt es mit Stolz, wenn er Menschen auf dem ganzen Kontinent Europa ein Stück näher bringen kann.
„Ich bin glücklich”, sagt er, „wenn nicht nur Anwälte, sondern auch eine alte Hausfrau zu Hause bei mir auf Kreta die europäische Gesetzgebung verstehen kann, ohne dass sie Englisch lernen muss.”
Es sind Beiträge wie diese, mit denen Ikonomou das große Europa jeden Tag ein Stück mit vorantreibt. „Ich bin nur ein ganz kleiner Teil”, sagt er, bescheiden wie er ist. „Doch ich bin überzeugter Europäer.”
Frau Rosi als Deutsch-Lehrerin
Wann er gemerkt habe, dass er ein Sprachgenie sei, will die Huffington Post wissen, als sie ihn telefonisch in seinem Büro in Brüssel erreicht. Genie, auch so ein Superlativ, den Ikonomou nicht mag.
Doch der Mann hat nicht nur ein Faible für Sprachen, er hat auch ein gutes Gedächtnis. „Früher als Kind”, erzählt er, „habe ich die Touristen in Griechenland immer nur sprechen hören. Aber ich habe nicht verstanden, worüber sie reden.”
Aus diesem Zustand ist irgendwann das gewachsen, was Ikonomou bis heute ausmacht: Die Neugier auf alles Unbekannte. „Es gefällt mir, neue Menschen, neue Nationen, neue Kulturen kennenzulernen”, sagt er.
Und neue Sprachen. Griechisch hat Ikonomou von Geburt gelernt. Englisch war seine erste Fremdsprache. Und spätestens als ihm eine Deutsche am Strand von Kreta die Bedeutung von Üs, Ös und Äs beigebracht hat, mutierte Ikonomou zum wandelnden Sprachlexikon.
An den Namen der Frau, kann er sich noch heute erinnern: „Frau Rosi hieß sie.” Frau Rosi hat Ikonomou das gegeben, wonach er sich immer gesehnt hatte: zu verstehen, worüber sich die Urlauber in seiner Heimat unterhalten.
„Trittin war der Horror"
Aus dieser Gabe hat Ikonomou einen Beruf gemacht. Zunächst war er Dolmetscher. Berühmte Politiker hat er wiedergegeben. Helmut Kohl, Tony Blair, Joschka Fischer.
„Einer der schlimmsten war Jürgen Trittin”, erzählt Ikonomou lachend. „Die Art wie er spricht, das ist die Hölle für einen Dolmetscher.”
Nach sechseinhalb an der Seite von Europas bekanntesten Persönlichkeiten ist Ikonomou Übersetzer geworden. Dabei steht er weniger im Rampenlicht. Doch wer Ioannis Ikonomou beim Erzählen zuhört, der erkennt: Das stört ihn nicht im Geringsten. Im Gegenteil.
„Hierbei bin ich unsichtbar”, sagt er. Und das ist die wirkliche Macht von Übersetzern. Dass sie manchmal Dinge erfahren, die weltpolitisch bedeutsam sind, und sie trotzdem für sich behalten.
Ikonomou weiß, was Putin im Schilde führt
So wie in der Ukraine-Krise. Die Dokumente, die Ikonomou mitunter einsieht und übersetzen muss, „sind spannender als alle Zeitungsartikel. Ich weiß mehr über Putin als viele andere”, sagt er.
Wenn Russlands Präsident vor die Kamera tritt, etwas sagt oder auch verschweigt, dann erkennt Ikonomou, welche Strategie dahinter steckt. Es hilft ihm, Weltgeschehen besser einzuordnen, zu deuten. Darüber reden mag er nicht.
Das tut er stattdessen über Sprachen. Japanisch zu lernen, das hat sich der Grieche fest vorgenommen. „Aber das ist eine Frage der Zeit”, sagt er.
Als nächstes steht erst einmal Hebräisch an. „Nächste Woche fahre ich nach Israel”, erzählt Ikonomou, „Urlaub machen.”
Selbst da lässt ihn seine Liebe, seine Leidenschaft nicht los. „Ich muss das auffrischen, was ich vergessen habe”, sagt er. Es wäre Sprache Nummer 33, die Ikonomou in seinem Repertoire hätte.
„Bei mir geht es nicht um Macht”, sagt Ikonomou. „Bei mir geht es um Liebe.” Was er meint, ist die Liebe zu seinem Beruf. Zu seinem Hobby. Zu etwas, was in seinem Leben eine zentrale Rolle spielt: Sprechen.
Ikonomou spricht 32 Sprachen, nahezu perfekt. Für seinen Arbeitgeber, die EU-Kommission, ist er ein Juwel. Denn er kann das, was die meisten seiner 2.500 Kollegen nicht können: mehr Sprachen beherrschen als Europa Staaten hat.
„Ich bin überzeugter Europäer"
Ikonomou ist Übersetzer. Er übersetzt Gesetzestexte vom Englischen ins Französische, vom Englischen ins Deutsche, sogar auf Albanisch kann er Paragraphen richtig wiedergeben.
Etwa zehn Seiten schafft Ikonomou pro Tag, zum Teil hoch komplexe juristische Passagen. Das was er tut, mag für Laien ein scheinbar langweiliger, ja fast schnarchiger Beruf sein. Doch den Griechen erfüllt es mit Stolz, wenn er Menschen auf dem ganzen Kontinent Europa ein Stück näher bringen kann.
„Ich bin glücklich”, sagt er, „wenn nicht nur Anwälte, sondern auch eine alte Hausfrau zu Hause bei mir auf Kreta die europäische Gesetzgebung verstehen kann, ohne dass sie Englisch lernen muss.”
Es sind Beiträge wie diese, mit denen Ikonomou das große Europa jeden Tag ein Stück mit vorantreibt. „Ich bin nur ein ganz kleiner Teil”, sagt er, bescheiden wie er ist. „Doch ich bin überzeugter Europäer.”
Frau Rosi als Deutsch-Lehrerin
Wann er gemerkt habe, dass er ein Sprachgenie sei, will die Huffington Post wissen, als sie ihn telefonisch in seinem Büro in Brüssel erreicht. Genie, auch so ein Superlativ, den Ikonomou nicht mag.
Doch der Mann hat nicht nur ein Faible für Sprachen, er hat auch ein gutes Gedächtnis. „Früher als Kind”, erzählt er, „habe ich die Touristen in Griechenland immer nur sprechen hören. Aber ich habe nicht verstanden, worüber sie reden.”
Aus diesem Zustand ist irgendwann das gewachsen, was Ikonomou bis heute ausmacht: Die Neugier auf alles Unbekannte. „Es gefällt mir, neue Menschen, neue Nationen, neue Kulturen kennenzulernen”, sagt er.
Und neue Sprachen. Griechisch hat Ikonomou von Geburt gelernt. Englisch war seine erste Fremdsprache. Und spätestens als ihm eine Deutsche am Strand von Kreta die Bedeutung von Üs, Ös und Äs beigebracht hat, mutierte Ikonomou zum wandelnden Sprachlexikon.
An den Namen der Frau, kann er sich noch heute erinnern: „Frau Rosi hieß sie.” Frau Rosi hat Ikonomou das gegeben, wonach er sich immer gesehnt hatte: zu verstehen, worüber sich die Urlauber in seiner Heimat unterhalten.
„Trittin war der Horror"
Aus dieser Gabe hat Ikonomou einen Beruf gemacht. Zunächst war er Dolmetscher. Berühmte Politiker hat er wiedergegeben. Helmut Kohl, Tony Blair, Joschka Fischer.
„Einer der schlimmsten war Jürgen Trittin”, erzählt Ikonomou lachend. „Die Art wie er spricht, das ist die Hölle für einen Dolmetscher.”
Nach sechseinhalb an der Seite von Europas bekanntesten Persönlichkeiten ist Ikonomou Übersetzer geworden. Dabei steht er weniger im Rampenlicht. Doch wer Ioannis Ikonomou beim Erzählen zuhört, der erkennt: Das stört ihn nicht im Geringsten. Im Gegenteil.
„Hierbei bin ich unsichtbar”, sagt er. Und das ist die wirkliche Macht von Übersetzern. Dass sie manchmal Dinge erfahren, die weltpolitisch bedeutsam sind, und sie trotzdem für sich behalten.
Ikonomou weiß, was Putin im Schilde führt
So wie in der Ukraine-Krise. Die Dokumente, die Ikonomou mitunter einsieht und übersetzen muss, „sind spannender als alle Zeitungsartikel. Ich weiß mehr über Putin als viele andere”, sagt er.
Wenn Russlands Präsident vor die Kamera tritt, etwas sagt oder auch verschweigt, dann erkennt Ikonomou, welche Strategie dahinter steckt. Es hilft ihm, Weltgeschehen besser einzuordnen, zu deuten. Darüber reden mag er nicht.
Das tut er stattdessen über Sprachen. Japanisch zu lernen, das hat sich der Grieche fest vorgenommen. „Aber das ist eine Frage der Zeit”, sagt er.
Als nächstes steht erst einmal Hebräisch an. „Nächste Woche fahre ich nach Israel”, erzählt Ikonomou, „Urlaub machen.”
Selbst da lässt ihn seine Liebe, seine Leidenschaft nicht los. „Ich muss das auffrischen, was ich vergessen habe”, sagt er. Es wäre Sprache Nummer 33, die Ikonomou in seinem Repertoire hätte.
Auch auf HuffingtonPost.de: Internet-Phänomene - Diese Frau ist ein echtes Sprachwunder