Das Phänomen E-Sports: Schreiende, Schlüpfer schmeißende Groupies, Fernsehübertragungen zur Prime Time, ausverkaufte Veranstaltungshallen und Millionengehälter durch Sponsoring, Werbung und Merchandising, ein Phänomen, welches wir bislang nur aus dem asiatischen Raum kannten, schwappt nun in homöopathischen Dosen auch in den amerikanischen und europäischen Sprachraum.
E-Sport?
Unter E-Sports versteht man den sportlichen Wettkampf zwischen zwei einzelnen Spielern bzw. Teams, welcher im Mulitplayermodus eines Computerspiels ausgetragen wird. Auch wenn man nur im geringen Maße körperlich tätig werden muss, zum Schwitzen kommt man auch hier.
Free2Play goes E-Sports!
So offensichtlich wie in diesem Jahr ist der Trend zum E-Sport im Freemiumsektor noch nie zu Tage getreten. Von jeher übt das Kräftemessen zwischen Spielern eine große Faszination aus und im Bereich des E-Sports wird die passende Bühne bzw. der passende Rahmen geliefert, schließlich bringt es nur halb so viel Spaß sich über seine Gegner zu erheben, wenn es sonst niemand mitbekommt. Dies haben auch die Publisher und Entwickler von Free2play MMOs erkannt. Nach und nach haben sie ihre Spiele auf E-Sports-Tauglichkeit getrimmt oder sind Kooperationen mit renommierten E-Sports-Veranstaltern wie etwa der European Sports League (ESL) eingegangen. E-Sports-Veteranen wie RioT Games' MOBA-Klassiker League of Legends (kurz: LoL) oder Valves MOBA-Schwergewicht Defense of the Ancients 2 (kurz: DotA2) haben es vorgemacht, nun sprangen dieses Jahr vor allem Shooter auf den Zug des digital-modernen Gladiatorenkampfes auf. Free2Play Shooter wie Brick-Force, PlanetSide 2, Tom Clancy's Ghost Recon Online oder S.K.I.L.L. - Special Force 2 sind seit diesem Jahr nun im E-Sports-Segment vertreten.
Auch wächst die Akzeptanz für E-Sport stetig. Seit diesem Juli werden z.B. League-of-Legends-Spieler (nicht nur die!) in den USA als Athleten anerkannt und können somit für die dortige Einreise die komfortableren Sportler-Visa beantragen. Somit wird E-Sport mittlerweile unter anderem in den USA, Niederlande, Südkorea, China, Schweden, Bulgarien, Großbritannien und Brasilien von den dortigen Sportverbänden als offizielle Sportart anerkannt, das der konservativ eingestellte Deutsche Olympische Sportbund dies anders sieht, dürfte sich von selbst verstehen, sei aber der Form halber erwähnt.
Reich durch E-Sports?
Kann man seinen Lebensunterhalt verdienen oder gar vermögend werden, indem man hauptberuflich E-Sports betreibt? Ja, wenn man sich die richtigen Spiele aussucht. Wer mit E-Sports jetzt schon richtig Kohle machen will, sollte mit dem MOBA-Actionern LoL oder DotA 2 liebäugeln. Die Preisgelder auf Turnieren sind mittlerweile astronomisch. So betrug das finale Preisgeld bei der im Oktober beendeten dritten Season des "League of Legends World Championship" stattliche zwei Millionen US-Dollar. Mit 32 Millionen Viewers übrigens das meistgesehene E-Sports-Event der Geschichte!
Auch nicht zu verachten sind die Preisgelder auf großen DotA2-Turnieren. So gewann Luo Feichi mit dem fünf Mann starken Team "Invictus Gaming" beim "The International 2012: Dota 2 Championships" ein Preisgeld von einer Millionen US-Dollar, bei fünf Spielern ein stolzes Pro-Kopf-Preisgeld von 200.000 Dollar. Weniger hoch fällt das Preisgeld beim Shooter S.K.I.L.L. - Special Force 2 aus. Beim Ende November gestarteten "Allstars Cup 2013", dem ersten E-Sports-Turnier, welches der Publisher Gameforge in Zusammenarbeit mit der ESL veranstaltet, beträgt das Preisgeld 1.000 Euro. Von den Preisgeldern in Millionenhöhe ist man da noch weit entfernt, aber auch hier lässt sich schon der eine oder andere Euro verdienen und die Konkurrenz ist auch bei weitem nicht so massiv wie bei LoL und DotA 2.
Mittlerweile sind aber Turnierpreisgelder nicht mehr die einzigen Einnahmequellen von professionellen E-Sportlern. Dass man durch E-Sports zum Millionär werden kann, hat unlängst der spanische LoL-Spieler Carlos "Ocelote" Rodriguez Santiago von "SK Gaming" eindrucksvoll bewiesen. Der Pro-Gamer verdient, Gehalt, Einnahmen durch Preisgelder und Merchandising zusammengerechnet, jährlich 600.000-700.000 Euro. Ein "Ocelote"-Cappy gibt's schon für einen Zwanni.
Zweitkarriere als E-Sportler?
Rockstar-mäßiges Angehimmeltwerden, Groupies und Megagehalt: Klingt verlockend, vielleicht sogar erstrebenswert, wäre ich ein impulsiver Mensch, hätte ich mein Job jetzt gekündigt, hätte mich bis zum Jahresende in meiner Wohnung eingeschlossen und hätte das hauseigene League-of-Legends-Traininingslager begonnen, um mich auf meine späte Zweitkarriere als professioneller E-Sportler vorzubereiten. Als halbwegs rational denkender Mensch hab ich nichts dergleichen getan. Es gibt da nämlich ein unüberbrückbares Hindernis.
Wie so oft bei professionell-betriebenem Leistungssport gibt's auch hier beim E-Sports nur eine kurze Zeitspanne, wo man obenauf mitspielen kann, denn mit zunehmendem Alter lassen die Reaktionsgeschwindigkeit und Fingerfertigkeit deutlich nach. Als Mittdreißiger ist der E-Sports-Zug für mich mittlerweile abgefahren, nicht dass ich jemals eine besondere Begabung für Aufbaustrategie, MOBA oder Shooter gehabt hätte. Wer hingegen jünger, schneller und wagemutiger durchs Leben schreitet als meine Wenigkeit, für den könnte eine Karriere als E-Sportler eine echte Option darstellen.
Infobox:
Wer einen näheren Blick auf E-Sports werfen möchte, kann diesen Samstag (30. November 2013) auf Twitch.tv das Finale des Well Played Promotion Qualifier Turniers von League of Legends anschauen und sollte auch der offiziellen Webseite der European Sports League einen Besuch abstatten.