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Offener Brief an pro-palästinensische Demonstranten

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Lieber Demonstrant,

ich schreibe diesen Brief am Quds-Tag, an dem pro-iranische Sympathisanten zu ihrem jährlichen Marsch für Palästina aufbrechen. Und am Tag vor einer weiteren Demonstration der „Stoppt den Krieg-Vereinigung"/ „Palästina SolidaritätsKampagne"/" Freunde des Al-Aqsa" in der Londoner Innenstadt.

Ich schreibe nicht im Namen Israels oder um Sie davon zu überzeugen nicht demonstrieren zu gehen. Wenn Sie gegen die israelische Politik und die Aktionen in Gaza protestieren wollen, dann machen Sie's. Es gibt reichlich Leid in Gaza, gegen das es sich protestieren lässt, soviel ist sicher. Auf Jiddisch würden wir sagen „Gai gezunderhait" (die jüdischen Demonstranten unter ihnen können das für Sie übersetzen).

Ich schreibe auch nicht um mit Ihnen zu diskutieren, wer die Schuld am Konflikt in Gaza und im Süden Israels trägt, wer dafür verantwortlich ist die Geschehnisse zu stoppen, oder gar um zu diskutieren, was in jenem Teil der Welt überhaupt passiert.

Der wirkliche Grund, warum ich Ihnen heute schreibe ist, um die Dinge die in Großbritannien und in anderen europäischen Ländern passieren zu diskutieren. Sehen Sie, manchmal scheint es einigen Leuten schwer zu fallen, zwischen Protesten gegen die israelische Politik und den Missbrauch von Juden in Großbritannien zu unterscheiden. Man sollte meinen, der Unterschied sei ziemlich offensichtlich, ist er aber offenbar nicht. In diesem Sinne, und um Ihnen dabei zu helfen Recht von Unrecht zu unterscheiden, hier sind ein paar Tipps:

Auf dem Weg zur oder von der Demonstration, schreien Sie jüdische Menschen, denen Sie zufällig auf der Straße begegnen, nicht mit „Heil Hitler" oder „Tod den Juden" oder „Brenne in der Hölle" an, so wie das in den vergangenen zwei Wochen in Manchester und London geschehen ist.

Wenn Passanten, während Sie auf der Demonstration sind, nicht Ihre Ansichten zu Israel und dem Gazastreifen teilen, umzingeln Sie sie nicht, schubsen Sie sie nicht, stehlen Sie ihnen nicht das Handy und nennen Sie sie nicht „Jude, Zionist".

Eine andere Sicht der Dinge zu haben, wo Schuld und Verantwortung im aktuellen Konflikt liegen, macht jemanden nicht gleichzeitig zum Kampfgegner Ihrer Attacke.

Während Sie auf der Demonstration sind, vergleichen Sie Israel nicht mit Nazi-Deutschland. Gaza ist nicht das Warschauer Ghetto. Wenn Sie nicht sagen können wo der Unterschied liegt, wird Ihnen dieser Beitrag das erklären. Es ist ein völlig falscher Vergleich, der auf jüdische Empfindlichkeiten anspielt, um eine Reaktion zu provozieren. Ein anderes Wort dafür ist Judenhetze. Tun Sie das nicht.

Im Ernst, nehmen Sie keine Banner oder Plakate mit, die ein Hakenkreuz auf sich tragen. Schon gar nicht, wenn es mit einem Davidstern gestaffelt ist und auch nicht wenn es auf Bibi Netanyahus Stirn gezeichnet ist. Finden Sie es nicht seltsam, dass die einzigen politischen Demonstrationen, auf denen es von politisch Linken als OK angesehen wird, mit ein Hakenkreuz zu winken, zufällig Proteste gegen den einzigen jüdischen Staat der Welt sind? Ein wirklich wahnsinniger Zufall.

Verwenden Sie den Davidstern nirgendwo anders als auf der israelischen Flagge. Das würde bedeuten, dass Sie auf Juden abzielen, nicht auf Israel.

Sollten Sie einen anderen Demonstranten dabei beobachten, wie er eine Hisbollah-Flagge schwenkt, weisen Sie ihn darauf hin, dass die Hisbollah derzeit zu sehr damit beschäftigt ist, das mörderische Assad-Regime in Syrien zu unterstützen, als den Palästinensern zu helfen. Vielleicht fragen Sie Ihren Mitdemonstranten, warum sie gegen den Tod von Unschuldigen in Gaza protestieren, während sie gleichzeitig für eine viel größere Zahl unschuldiger Toter in Syrien verantwortlich sind.

Wenn Sie schon dabei sind, warum fragen Sie nicht die Hisbollah-Unterstützer aus welchem Grund sie auf einer Demo, die zu Frieden aufruft, eine Fahne mit dem Bild eines AK47-Sturmgewehrs schwenken. Frieden durch den Lauf eines Gewehrs? Selbst China glaubt nicht mehr an Maoismus.

Falls einer der Redner dann sagt, dass dieser Marsch Teil einer globalen Protestbewegung für Palästina ist, rufen Sie sich ins Gedächtnis, dass diese globale Bewegung in Frankreich Synagogen angreift und jüdische Geschäfte abbrennt, während die Protestler „Schlachtet die Juden!" schreien. Wenn Sie die Proteste in Großbritannien mit denen in anderen Ländern in Verbindung bringen möchten, dürfen Sie nicht ignorieren, was bei diesen Demonstrationen tatsächlich passiert.

Wenn Sie an einer Filiale der Kette Marks & Spencer oder Starbucks vorbeimarschieren, lassen Sie Ihre Hände davon. Britische Geschäfte einzuschlagen und ihre Mitarbeiter in Angst und Schrecken zu versetzen, hilft keinem Palästinenser. Es ist aggressiv und bringt Ihre Beweggründe in Verruf.

Das Wichtigste ist aber, wenn alle jüdischen Menschen Ihnen sagen, dass sie über Antisemitismus besorgt sind, heißt das nicht, dass sie Verteidiger der israelischen Regierung sind oder jede Handlung dieser Regierung unterstützen. Es bedeutet lediglich, dass sie sich Sorgen über Antisemitismus machen. Hören Sie auf die Ängste dieser Menschen und versuchen sie sie zu verstehen.

Oh, eine Sache noch, halten Sie keine Fahne einer rechtsradikalen Partei aus dem Fenster eines Lamborghini. Das lässt sie nämlich aussehen wie ein "shmuck". Und ich wette, Sie brauchen noch nicht einmal Ihre jüdischen Freunde um zu übersetzen, was das bedeutet.

Beste Grüße,

Dave Rich

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