Am 10. August will der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdoğan zum Präsidenten gewählt werden. Er will noch einen Schritt weiter, noch eine Stufe höher, ein noch größerer Mann werden, als er es ohnehin schon ist.
Diese Sucht nach dem Maximalen beschränkt sich nicht auf das Amt. Erdogan will mit der Verwirklichung ein paar wahnsinniger Bauprojekten zeigen, dass er zu mehr imstande ist als alle seine Vorgänger.
Im Norden der Millionenmetropole lässt er gerade einen Flughafen bauen, der, natürlich, einer der größten weltweit werden soll.
Für 150 Millionen Passagiere pro Jahr wird er ausgelegt sein. In Frankfurt, dem größten deutschen Flughafen, sind es 58 Millionen. Im Fernseh-Werbespot sagt ein kleiner Junge: "Der wird soo groß, dass man ihn sogar aus dem Weltall sehen kann."
Regierungsnahe Zeitungen sind aus dem Häuschen. Da stört es auch nicht, dass für den Flughafen ein riesiges Waldgebiet abgeforstet wird.
Bei der Grundsteinlegung hat Erdogan persönlich vorbeigeschaut. Rekorde sind Chefsache.
Dritte Bosporus-Brücke
Bäume waren auch für die dritte Bosporus-Brücke kein Hindernis, an der seit vergangenem Jahr gebaut wird und die schon 2015 eröffnen soll.
Auch sie soll Maßstäbe setzen: Die Pfeiler sollen mit 322 Metern zu den höchsten der Welt gehören, zwei Schienen- und acht Autospuren über die 59 Meter breite und 1408 Meter lange Hängebrücke zwischen Asien und Europa führen.
Den Termin für den Baubeginn hatte Erdogan so bestimmt, dass auf den Tag genau vor 560 Jahren Sultan Mehmet II. mit seinem osmanischen Heer das christliche Konstantinopel erobert hatte.
Das habe den Lauf der Geschichte verändert, sagte Erdogan. Das sind die Dimensionen, in denen er so denkt.
Kritiker bemängeln, der Mega-Bau gefährde Trinkwasser-Reservoirs. Nun ja.
Der erste transkontinentale Tunnel
Erst im vorigen Jahr wurde in Istanbul der Marmaray-Bahntunnel eröffnet – der erste Tunnel, der zwei Kontinente verbindet, den europäischen und den asiatischen Teil des Landes.
Bis in eine Tiefe von etwa 56 Metern wurde von beiden Seiten auf den Grund der Meerenge gebohrt und dort elf Tunnelelemente aus Beton und Stahl verankert, das waren technische Höchstleistungen.
Und dann ist da noch das vierte Wahnsinns-Projekt, vielleicht das wahnsinnigste von allen. Um die Bosporus-Meerenge zwischem Schwarzem Meer und Marmarameer zu entlasten, will Erdogan einfach noch einen zweiten Bosporus, als alternative Schiffsroute zum ersten.
Bis 2023 soll eine 145 Meter breite und 25 Meter tiefe künstliche Wasserstraße entstehen.
Einfach noch ein zweiter Bosporus
Erdogan selbst spricht von einem "verrückten Projekt", und das will etwas heißen. Weil das Schwarze Meer höher liegt als das Marmarameer, fließt eine Oberströmung von Nord nach Süd. Es gibt aber auch eine Unterströmung, die das salzigere Wasser des Marmarameers in die Gegenrichtung transportiert.
"Was passiert, wenn man am Schwarzen Meer einen neuen Auslass öffnet, einen Kanal, 25 Meter tief?", zitiert die „Süddeutsche Zeitung“ den Meeresforscher Cemal Saydam. Der Professor, der an der Hacettepe Universität in Ankara lehrt, fürchtet, der Kanal werde, "wie ein Wasserhahn" das Schwarze Meer entleeren.
"In den ersten zehn Jahren werden die Leute glücklich sein und die Gegner verspotten, weil es im Marmarameer mehr Fisch geben wird." Wegen des zusätzlichen nährstoffreichen Schwarzmeerwassers. Dann aber werde das Marmarameer ersticken: "Es wird nach faulen Eiern stinken“, sagte er der „SZ“.
Klar, wer immer weiter will, stößt immer wieder an neue Grenzen. Aber Erdogan ignoriert sie einfach. Mal sehen, wie lange das gutgeht.
Diese Sucht nach dem Maximalen beschränkt sich nicht auf das Amt. Erdogan will mit der Verwirklichung ein paar wahnsinniger Bauprojekten zeigen, dass er zu mehr imstande ist als alle seine Vorgänger.
Im Norden der Millionenmetropole lässt er gerade einen Flughafen bauen, der, natürlich, einer der größten weltweit werden soll.
Für 150 Millionen Passagiere pro Jahr wird er ausgelegt sein. In Frankfurt, dem größten deutschen Flughafen, sind es 58 Millionen. Im Fernseh-Werbespot sagt ein kleiner Junge: "Der wird soo groß, dass man ihn sogar aus dem Weltall sehen kann."
Regierungsnahe Zeitungen sind aus dem Häuschen. Da stört es auch nicht, dass für den Flughafen ein riesiges Waldgebiet abgeforstet wird.
Bei der Grundsteinlegung hat Erdogan persönlich vorbeigeschaut. Rekorde sind Chefsache.
Dritte Bosporus-Brücke
Bäume waren auch für die dritte Bosporus-Brücke kein Hindernis, an der seit vergangenem Jahr gebaut wird und die schon 2015 eröffnen soll.
Auch sie soll Maßstäbe setzen: Die Pfeiler sollen mit 322 Metern zu den höchsten der Welt gehören, zwei Schienen- und acht Autospuren über die 59 Meter breite und 1408 Meter lange Hängebrücke zwischen Asien und Europa führen.
Den Termin für den Baubeginn hatte Erdogan so bestimmt, dass auf den Tag genau vor 560 Jahren Sultan Mehmet II. mit seinem osmanischen Heer das christliche Konstantinopel erobert hatte.
Das habe den Lauf der Geschichte verändert, sagte Erdogan. Das sind die Dimensionen, in denen er so denkt.
Kritiker bemängeln, der Mega-Bau gefährde Trinkwasser-Reservoirs. Nun ja.
Der erste transkontinentale Tunnel
Erst im vorigen Jahr wurde in Istanbul der Marmaray-Bahntunnel eröffnet – der erste Tunnel, der zwei Kontinente verbindet, den europäischen und den asiatischen Teil des Landes.
Bis in eine Tiefe von etwa 56 Metern wurde von beiden Seiten auf den Grund der Meerenge gebohrt und dort elf Tunnelelemente aus Beton und Stahl verankert, das waren technische Höchstleistungen.
Und dann ist da noch das vierte Wahnsinns-Projekt, vielleicht das wahnsinnigste von allen. Um die Bosporus-Meerenge zwischem Schwarzem Meer und Marmarameer zu entlasten, will Erdogan einfach noch einen zweiten Bosporus, als alternative Schiffsroute zum ersten.
Bis 2023 soll eine 145 Meter breite und 25 Meter tiefe künstliche Wasserstraße entstehen.
Einfach noch ein zweiter Bosporus
Erdogan selbst spricht von einem "verrückten Projekt", und das will etwas heißen. Weil das Schwarze Meer höher liegt als das Marmarameer, fließt eine Oberströmung von Nord nach Süd. Es gibt aber auch eine Unterströmung, die das salzigere Wasser des Marmarameers in die Gegenrichtung transportiert.
"Was passiert, wenn man am Schwarzen Meer einen neuen Auslass öffnet, einen Kanal, 25 Meter tief?", zitiert die „Süddeutsche Zeitung“ den Meeresforscher Cemal Saydam. Der Professor, der an der Hacettepe Universität in Ankara lehrt, fürchtet, der Kanal werde, "wie ein Wasserhahn" das Schwarze Meer entleeren.
"In den ersten zehn Jahren werden die Leute glücklich sein und die Gegner verspotten, weil es im Marmarameer mehr Fisch geben wird." Wegen des zusätzlichen nährstoffreichen Schwarzmeerwassers. Dann aber werde das Marmarameer ersticken: "Es wird nach faulen Eiern stinken“, sagte er der „SZ“.
Klar, wer immer weiter will, stößt immer wieder an neue Grenzen. Aber Erdogan ignoriert sie einfach. Mal sehen, wie lange das gutgeht.
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