Natürlich springt er die drei Meter in die Tiefe. Die Leiter, die ihm angeboten wurde, ist ohnehin zu kurz. Manager Thomas Middelhoff flüchtete nach seinem Offenbarungseid aus dem Büro des Gerichtsvollziehers „wie die Katze übers Dach“. Regenrohr, Garagendach, Sprung. Und dann „fröhlich pfeifend“ zum Taxi. So einfach war’s. So fit ist er.
Die wartenden Fotografen hätten ihn „abschießen“ wollen wie „Freiwild“, erklärt Middelhoff die filmreife Aktion.
Seine Kritiker lauern womöglich schon darauf, dass der 61-Jährige von seinem Sprung noch einmal erzählt. Dramatischer. Dann könnte „Big T“ vielleicht sagen, es sei ein fünf Meter tiefer Abgrund vor ihm gewesen. Der Fotograf direkt hinter ihm. Und dann sei er wie Tom Cruise in „Mission Impossible“ hinuntergesprungen.
Warum? Weil Thomas Middelhoff für viele der Inbegriff des größenwahnsinnigen Managers ist, der es mit der Realität nicht so genau nimmt. Er ist bis heute der Meinung, er habe Karstadt gerettet und kann nicht nachvollziehen, warum in Artikeln sein Name und das Wort Managerversagen im selben Satz stehen. Zur Erinnerung: Der einstige Glamour-Manager musste 2009 als Chef von Arcandor (ehemals Karstadt/Quelle) zurücktreten. Kurze Zeit später meldete das Unternehmen Insolvenz an.
Jetzt ist Middelhoff in so viele Prozesse verstrickt, dass man es ihm nicht übel nehmen könnte, wenn er da mal den Überblick verlöre.
Doch egal um welchen Prozess es geht: Middelhoff ist unschuldig. Sagt Middelhoff.
"Das Wort ‚Middelhoff-Syndrom’ ist (...) auf dem besten Weg, in die Fachliteratur aufgenommen zu werden“, schrieb kürzlich die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. Es stehe für Manager, die glauben, übers Wasser gehen zu können. Weil sie geblendet werden - von ihrer eigenen Genialität.
Aber was ist das, dieses „Middelhoff-Syndrom“? Welche Symptome gibt es? Woran erkennt man, ob man selbst daran leidet?
1. Das Middelhoff-Syndrom haben Menschen, die nichts von Geldproblemen hören wollen oder diese Geldprobleme vollständig ausblenden können.
2,5 Millionen Euro schuldet Middelhoff seinem einstigen Freund Josef Esch; 6,8 Millionen Euro Roland Berger; 78 Millionen Euro will die Bank Sal. Oppenheim sehen; 3,4 Millionen Euro der Insolvenzverwalter von Arcandor. Middelhoff selbst sagte, er sei nicht pleite. Sein Problem sei lediglich, dass er nicht liquide sei, weil die Mittel von der Bank Sal. Oppenheim blockiert würden.
2. Das Middelhoff-Syndrom haben Menschen, die offenbar „privat veranlasste Termine“ von in finanziellen Schwierigkeiten steckenden Firmen bezahlen lassen.
Middelhoff nutzte offenbar bei fast jeder Dienstreise, aber auch bei vielen privaten Terminen, Privatjets, mit denen er auf Kosten der klammen Arcandor AG herumgflog. Mit seinen Privatreisen auf Konzernkosten soll er einen Schaden von rund einer Millionen Euro verursacht haben. Die Privatjets soll er auch für Strecken gechartert haben, auf denen „sie kaum hochkamen“, schrieb der "Spiegel" 2009. Etwa von Düsseldorf nach Frankfurt oder von Düsseldorf nach Paderborn. Oder von Bielefeld nach Essen.
Noch dazu soll er die Jets auch für Routen gebucht haben, auf denen ständig Linienmaschinen flogen. Der Anwalt von Middelhoff spricht von „vernünftigem Zeitmanagement". Außerdem habe es sich nicht um Privatreisen gehandelt.
Die Staatsanwaltschaft glaubt das nicht. Ein Beispiel von vielen: 1. Juni 2006: Middelhoff stellt eine Reise von Düsseldorf nach Nizza in Rechnung. Die Summe: 14.535 Euro. Themen des Tages waren unter anderem: Runde mit seiner 33-Meter-Yacht "Medici" (5500 PS) und "Power-Shopping" in St. Tropez. „(Für) die Bewirtung in seiner Villa Aldea rechnete Middelhoff laut Anklage weitere 3000 Euro ab“, berichtet die "Welt".
3. Das Middelhoff-Syndrom haben Menschen, die unabhängig von der Performance des Unternehmens nach unverschämt hohen Boni verlangen.
Als Thomas Middelhoff im März 2009 als Arcandor-Chef zurücktrat, kämpfte er für einen Bonus von 2,2 Millionen Euro. Zusätzlich. Dass er dafür nicht in der besten Verhandlungsposition war – Arcandor hatte gerade fast 750 Millionen Euro Verlust gemacht – vergaß er. Oder es war ihm egal.
4. Das Middelhoff-Syndrom haben Menschen, die in ihrer eigenen Realität leben, weil sie nicht mehr hören (hören wollen), was andere ihnen sagen.
Oder wie es Dieter Rickert, einer der bekanntesten Personalberater Deutschlands, in der „FAS“ ausdrückte: „Sind Leute eine Weile sehr erfolgreich, kommt irgendwann der Punkt, da hören sie nicht mehr zu. Irgendwann widerspricht dann auch keiner mehr. Und wenn niemand mehr widerspricht, verstärkt das ihr Gefühl: Sie haben immer recht.“
5. Das Middelhoff-Syndrom haben Menschen, die ihr Umfeld verführen können.
Middelhoff hat Charisma, und er hat Redetalent. „Mindestens überzeugend und meistens überwältigend zu sein, ist seine größte Stärke“, schrieb einmal der "Spiegel" über den Manager.
Die wartenden Fotografen hätten ihn „abschießen“ wollen wie „Freiwild“, erklärt Middelhoff die filmreife Aktion.
Seine Kritiker lauern womöglich schon darauf, dass der 61-Jährige von seinem Sprung noch einmal erzählt. Dramatischer. Dann könnte „Big T“ vielleicht sagen, es sei ein fünf Meter tiefer Abgrund vor ihm gewesen. Der Fotograf direkt hinter ihm. Und dann sei er wie Tom Cruise in „Mission Impossible“ hinuntergesprungen.
Warum? Weil Thomas Middelhoff für viele der Inbegriff des größenwahnsinnigen Managers ist, der es mit der Realität nicht so genau nimmt. Er ist bis heute der Meinung, er habe Karstadt gerettet und kann nicht nachvollziehen, warum in Artikeln sein Name und das Wort Managerversagen im selben Satz stehen. Zur Erinnerung: Der einstige Glamour-Manager musste 2009 als Chef von Arcandor (ehemals Karstadt/Quelle) zurücktreten. Kurze Zeit später meldete das Unternehmen Insolvenz an.
Jetzt ist Middelhoff in so viele Prozesse verstrickt, dass man es ihm nicht übel nehmen könnte, wenn er da mal den Überblick verlöre.
Doch egal um welchen Prozess es geht: Middelhoff ist unschuldig. Sagt Middelhoff.
"Das Wort ‚Middelhoff-Syndrom’ ist (...) auf dem besten Weg, in die Fachliteratur aufgenommen zu werden“, schrieb kürzlich die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. Es stehe für Manager, die glauben, übers Wasser gehen zu können. Weil sie geblendet werden - von ihrer eigenen Genialität.
Aber was ist das, dieses „Middelhoff-Syndrom“? Welche Symptome gibt es? Woran erkennt man, ob man selbst daran leidet?
1. Das Middelhoff-Syndrom haben Menschen, die nichts von Geldproblemen hören wollen oder diese Geldprobleme vollständig ausblenden können.
2,5 Millionen Euro schuldet Middelhoff seinem einstigen Freund Josef Esch; 6,8 Millionen Euro Roland Berger; 78 Millionen Euro will die Bank Sal. Oppenheim sehen; 3,4 Millionen Euro der Insolvenzverwalter von Arcandor. Middelhoff selbst sagte, er sei nicht pleite. Sein Problem sei lediglich, dass er nicht liquide sei, weil die Mittel von der Bank Sal. Oppenheim blockiert würden.
2. Das Middelhoff-Syndrom haben Menschen, die offenbar „privat veranlasste Termine“ von in finanziellen Schwierigkeiten steckenden Firmen bezahlen lassen.
Middelhoff nutzte offenbar bei fast jeder Dienstreise, aber auch bei vielen privaten Terminen, Privatjets, mit denen er auf Kosten der klammen Arcandor AG herumgflog. Mit seinen Privatreisen auf Konzernkosten soll er einen Schaden von rund einer Millionen Euro verursacht haben. Die Privatjets soll er auch für Strecken gechartert haben, auf denen „sie kaum hochkamen“, schrieb der "Spiegel" 2009. Etwa von Düsseldorf nach Frankfurt oder von Düsseldorf nach Paderborn. Oder von Bielefeld nach Essen.
Noch dazu soll er die Jets auch für Routen gebucht haben, auf denen ständig Linienmaschinen flogen. Der Anwalt von Middelhoff spricht von „vernünftigem Zeitmanagement". Außerdem habe es sich nicht um Privatreisen gehandelt.
Die Staatsanwaltschaft glaubt das nicht. Ein Beispiel von vielen: 1. Juni 2006: Middelhoff stellt eine Reise von Düsseldorf nach Nizza in Rechnung. Die Summe: 14.535 Euro. Themen des Tages waren unter anderem: Runde mit seiner 33-Meter-Yacht "Medici" (5500 PS) und "Power-Shopping" in St. Tropez. „(Für) die Bewirtung in seiner Villa Aldea rechnete Middelhoff laut Anklage weitere 3000 Euro ab“, berichtet die "Welt".
3. Das Middelhoff-Syndrom haben Menschen, die unabhängig von der Performance des Unternehmens nach unverschämt hohen Boni verlangen.
Als Thomas Middelhoff im März 2009 als Arcandor-Chef zurücktrat, kämpfte er für einen Bonus von 2,2 Millionen Euro. Zusätzlich. Dass er dafür nicht in der besten Verhandlungsposition war – Arcandor hatte gerade fast 750 Millionen Euro Verlust gemacht – vergaß er. Oder es war ihm egal.
4. Das Middelhoff-Syndrom haben Menschen, die in ihrer eigenen Realität leben, weil sie nicht mehr hören (hören wollen), was andere ihnen sagen.
Oder wie es Dieter Rickert, einer der bekanntesten Personalberater Deutschlands, in der „FAS“ ausdrückte: „Sind Leute eine Weile sehr erfolgreich, kommt irgendwann der Punkt, da hören sie nicht mehr zu. Irgendwann widerspricht dann auch keiner mehr. Und wenn niemand mehr widerspricht, verstärkt das ihr Gefühl: Sie haben immer recht.“
5. Das Middelhoff-Syndrom haben Menschen, die ihr Umfeld verführen können.
Middelhoff hat Charisma, und er hat Redetalent. „Mindestens überzeugend und meistens überwältigend zu sein, ist seine größte Stärke“, schrieb einmal der "Spiegel" über den Manager.
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