Morddrohungen, Mafia und Abou-Chaker Clan. Diese Worte sind in den letzten Wochen und Monaten aus den Medien nicht mehr wegzudenken. Und mittendrin: Rapper Bushido. Fast in jeder Ausgabe des sterns lassen sich neue Anschuldigungen und "Enthüllungen" über den Berliner Musiker finden - doch er selbst spricht wenig darüber, zumindest nicht vor der Presse. Sein Weg, seine Meinung zu sagen, sind der Rap und die Musikvideos dazu. So auch in seinem aktuellen Clip zum Song "Leben und Tod des Kenneth Glöckler", eine harte Abrechnung mit seinem früheren Freund Kay One, ebenfalls Rapper, allerdings lang nicht so erfolgreich wie Bushido. Natürlich sind die Bilder und Worte in Bushidos Videos nicht gerade harmlos, doch ist er wirklich so "böse" und "gefährlich"? Ich kann dazu nur sagen: Nein! Beim Interview in München Anfang Oktober nach seinem Konzert saßen wir um halb 1 Uhr nachts backstage zusammen, haben Pizza gegessen und geredet. Und Bushido antwortete auf alles, ohne Ausreden, ohne Einschränkungen und sehr ehrlich. Dafür danke ich ihm als Journalistin und auch als kritische Betrachterin seiner gesamten Situation. Ich bin nämlich ganz und gar nicht begeistert von den krassen Texten und schlimmen Bildern, aber ich habe Antworten erhalten, die seine Situation immerhin teilweise erklären. Und wer weiß, vielleicht bekomme ich ja nach der Veröffentlichung dieses Interviews Morddrohungen von Kay One? Schließlich ist Bushido nicht der einzige, der zu diesem Konflikt dazutut. Zum Streit gehören immer zwei.
Bushido veröffentlichte kürzlich dieses Bild auf Instagram - passend zu seinem Song Leben und Tod des Kenneth Glöckler seines neuen Albums Sonny Black (erscheint am 14.02.2014)
Wie wirst Du Deine Songtexte einmal Deinen Kindern erklären?
Hat sich Deine Familiensituation sehr auf Deine Karriere ausgewirkt?
Wusste Deine Mutter noch, dass Ihr Zwillinge bekommt?
Gibt es die Generalvollmacht mit dem Abou-Chaker-Clan und was hat es damit genau auf sich?
Also stimmt das auch nicht, dass sich die Vollmacht auf Dein Gesamtvermögen bezieht?
Teil II des Interviews folgt morgen. Stay tuned.
Bushido und ich beim Interview in München
Quelle: Max Kottenhahn
Wie wirst Du Deine Songtexte einmal Deinen Kindern erklären?
Den Masterplan gibt's noch nicht, aber ich würde damit offen umgehen. Das schlimmste, was man machen kann, ist so ein Tabu daraus zu machen. Darüber wird nicht geredet, das gibt's nicht. Ich würde alles, was Teil des Lebens ist, die guten und die schlechten Dinge, einfach immer ansprechen, immer zum Thema machen, diskutieren. Wir sind ein freies Land. Meine Tochter könnte Fußballspielerin werden oder Tennisspielerin oder keine Ahnung was. Das ist ihre eigene Entscheidung. Solange sie dahintersteht und das vernünftig macht, ist das kein Problem. Ich denke mal, das wird ja erst noch fünf, sechs, sieben Jahre noch dauern, bis das mal soweit ist.
Vielleicht mach ich bis dahin auch gar keine Musik mehr und meine Kinder kriegen das nicht mit. Ich habe meine kleine Tochter vor kurzer Zeit zum ersten Mal zum Konzert in Berlin mitgenommen und hab ihr das Mikrofon in die Hand gedrückt. Dann hat sie die ganze Zeit rumgeschrien. Ich bin kein schlechterer Mensch aufgrund meiner Musik. All die Fehler, die ich gemacht habe und wahrscheinlich noch machen werde, haben nichts mit meiner Musik zu tun. Das mache ich als Mensch. Das ist meine freie Entscheidung.
Alle meine Fehler habe ich als Mensch gemacht und nicht als Musiker. Naja, von daher versuche ich die Dinge auch offen anzusprechen mit meinen Kindern, dann, wenns mal soweit ist.
Hat sich Deine Familiensituation sehr auf Deine Karriere ausgewirkt?
Mich als Menschen hat das alles schon sehr verändert. Allein die Tatsache, dass ich geheiratet habe, hat mich sehr verändert. Dann hat meine Frau einen Sohn, den sie in die Ehe mitgebracht hatte. Das war auch etwas, was mich persönlich verändert hat. Mittlerweile habe ich meine eigenen Kinder. Mich als Person hat das unglaublich verändert. Zum Positiven. Ich habe trotz all des Ruhms und des Geldes immer Tage gehabt, an denen ich mich einfach nach etwas gesehnt habe, was ich nicht hatte, und ich konnte das auch nicht mit Worten beschreiben. Mittlerweile ist das so: ich hatte ja im September Geburtstag und ich konnte zuhause schlafen, weil wir an dem Tag davor in Berlin waren und an dem Tag selbst habe ich frei gehabt. Ich bin morgens aufgewacht und meine Familie hat für mich gesungen. Meine Frau hat meiner Tochter „Geburtstag" beigebracht und dann hat sie gesagt „Papa, Geburtstag" und dann hat die Kleine mich angeguckt und gesagt „Kebutag". Das sind so Dinge, die mir sehr viel Trost und auch Kraft geben in meinem Leben. Ich habe meine Mutter verloren im April und das war und ist auch immer noch sehr schlimm für mich, weil ich ein wirklich sehr, sehr gutes und inniges Verhältnis mit meiner Mutter hatte. Die Familie, die ich habe, im Moment, und die auch hoffentlich immer größer wird, die gibt mir auch wirklich sehr viel Gleichgewicht. Aber das hat mit meiner Musik gar nichts zu tun. Ich kann auf die eine Art und Weise Musik machen, für die mich die Leute verurteilen und auch teilweise hassen, kann aber trotzdem ein vernünftiger Vater und guter Ehemann sein und jemand, der auf seine Kinder gut aufpasst. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich denke mal, ich bin ein ganz vernünftiger Mensch. Ich bin mittlerweile 35 und meine Mutter hat mir sehr viel beigebracht. Zu glauben, dass irgendwelche Texte, die irgendjemanden stören, so sind, weil ich als Person oder als Mensch charaktermäßig ein Versager bin, ist natürlich auch sehr weit hergeholt. Ich kann morgen auch noch schlimmere Musik machen, ich als Mensch bin absolut relaxed und ein ganz gechillter Typ.
Wusste Deine Mutter noch, dass Ihr Zwillinge bekommt?
Nein. Wir haben es eine Woche nach dem Tod meiner Mutter erfahren. Mein Bruder wird jetzt auch Vater, das hat meine Mutter auch nicht mehr mitbekommen. Es gibt immer noch Situationen, da ist man traurig und denkt sich „Ach, Mann". Ich war auch an meinem Geburtstag auf dem Friedhof. Das war der erste Geburtstag ohne meine Mutter und man denkt sich halt „Hätte, hätte, hätte", aber es ist halt so. Du musst jeden Tag das Beste daraus machen, Du musst den Menschen, die Du liebst, immer zeigen, dass sie wichtig sind für Dich und die Zeit so gut nutzen. Weil keiner weiß, wann es einfach aufhört.
Gibt es die Generalvollmacht mit dem Abou-Chaker-Clan und was hat es damit genau auf sich?
Ja. Es gibt zwei. Es gibt eine, die ich ihm ausgestellt habe und es gibt eine, die er mir ausgestellt hat. Wir betreiben unsere Firmen zusammen und jeder von uns muss in der Position sein, Geschäfte führen zu können, wenn der eine oder der andere nicht da ist. Ich bin sehr oft unterwegs, auch geschäftlich und auf Tour und so habe ich mich halt abgesichert, dass Sachen weiterhin funktionieren, auch wenn ich nicht da bin und umgekehrt genauso, wenn er nicht da ist, mach ich das. Es ist natürlich viel spannender, nur einseitig darüber zu berichten, um etwas Gefährliches darzustellen. Das ist in unserer geschäftlichen und auch persönlichen Beziehung auf rein geschäftlicher Basis. Ich vertraue ihm blind, er vertraut mir blind. Deswegen haben wir das auch notariell festgemacht, so dass wir unsere Geschäfte gegenseitig führen können.
Also stimmt das auch nicht, dass sich die Vollmacht auf Dein Gesamtvermögen bezieht?
Nein, sie ist beschränkt auf die Immobilienfirma.
Teil II des Interviews folgt morgen. Stay tuned.