Homosexuelle werden in Deutschland auch 2014 noch diskriminiert. Wer etwas anderes behauptet, der verschließt die Augen vor der Wirklichkeit. In manchen Lebensbereichen geschieht diese Diskriminierung eher unterschwellig. In anderen wird sie ganz offen gelebt.
Unvermittelt schlägt sie Homo- und Bisexuellen entgegen, wenn sie das Leben anderer Menschen retten wollen. Denn was viele nicht wissen: In Deutschland wird unterschieden zwischen gutem Blut und schlechtem Blut.
Männer, die Sex mit Männer haben, dürfen nicht Blut spenden
Männer, die Sex mit Männern haben, dürfen in Deutschland laut Gesetz kein Blut spenden. Vor jeder Blutspende müssen ‘Bewerber’ einen Fragebogen ausfüllen. Kreuzt ein Mann das Kästchen an, mit dem er bescheinigt, sexuellen Kontakt mit einem anderen Mann gehabt zu haben, darf er sein Blut nicht abgeben. Nicht dieses Mal und auch für den Rest seines Lebens nicht mehr.
Die offizielle Begründung der Bundesärztekammer: Homo- und Bisexuelle weisen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit auf, an Infektionskrankheiten zu leiden und gehören damit zu den “Risikogruppen”.
Veraltetes Transfusionsgesetz
Das Verbot bezieht sich auf ein Gesetz, das seit 1998 in Deutschland gilt. Verabschiedet wurde das Transfusionsgesetz als Reaktion auf den sogenannten “Blutskandal”: 1993 steckten sich mehrere hundert Patienten durch HIV-verseuchte Blutkonserven an.
Seither schließen die Richtlinien der Bundesärztekammer, die in diesem Gesetz festgeschrieben sind, bestimmte Bevölkerungsgruppen von der Blutspende aus.
Neben homosexuellen und bisexuellen Männern finden sich in der Liste der “Risikogruppen” unter anderem auch Drogenabhängige, Prostituierte und Häftlinge.
Blutspendedienste um höchstmögliche Sicherheit bemüht
Die Blutspendedienste rechtfertigen den Ausschluss mit der überdurchschnittlich hohen Anzahl an HIV-Erkrankungen in dieser Bevölkerungsgruppe. „Die Blutspendedienste haben den Auftrag (...), dass die Konserven, die wir herstellen, die höchstmögliche Sicherheit haben,” erklärt Friedrich-Ernst Düppe, Pressesprecher der DRK-Blutspendedienste im Gespräch mit der Huffington Post.
Über 60 Prozent der Neuinfektionen geschähen bei sogenannten MSM (Männer, die Sex mit Männern haben), sagt Düppe.
Eine Untersuchung des Robert-Koch-Instituts bestätigt das. Im Jahr 2012 infizierten sich nach Schätzung des Instituts etwa 3.400 Menschen mit HIV. Darunter waren circa 2.500 homo- oder bisexuelle Männer.
Wie zuverlässig sind die Tests?
Deshalb wird jede Spende getestet. Das Problem sei laut Düppe, dass es eine „Fensterphase“ von bis zu vier Monaten (bei Hepatitis B und C) nach dem Geschlechtsverkehr gebe, in der Infektionen mit den Tests nicht erkannt würden (bei HIV ist diese Phase etwas kürzer).
Allerdings sind gerade HIV-Tests dank neuer Technologien inzwischen schon viel schneller, günstiger und vor allem genauer geworden. Dass in Deutschland eine ganze Bevölkerungsgruppe daran gehindert wird, mit ihrem Blut das Leben tausender Menschen zu retten -dafür besteht also kein Grund mehr.
Nicht alle Länder schließen Schwule vom Blutspenden aus
Das veraltete Gesetz hätte schon längst hätte abgeschafft werden können. Das beweisen zahlreiche Gegenbeispiele. Denn nicht in allen Länder werden Schwule so dezidiert vom Blutspenden ausgeschlossen wie in Deutschland.
Italien, Spanien und Tschechien beispielsweise haben zumindest zeitlich befristete Ausschlüsse eingeführt, nach deren Ablauf die Spende wieder erlaubt ist.
Blutspenden in Italien deutlich gestiegen
In Italien ist der positive Effekt dieser Lockerung bereits deutlich zu spüren. Seit Homosexuelle zur Blutspende zugelassen sind, hat das Land laut einem Bericht des Nachrichtensenders “n-tv” einen Zuwachs der Spenden um 20 Prozent verzeichnet. Auch die Zahl der infizierten Spender ist laut dem Bericht gesunken.
Trotzdem macht die Bundesärztekammer keine Anstalten, die Regelungen für Blutspende in Deutschland zu reformieren.
Initiative "Bunt Spenden"
Seit Jahren gehen Schwule und Lesben auf die Straße und demonstrieren dafür, auch endlich ihr Blut abgeben zu dürfen. Bisher allerdings ohne erkennbaren Erfolg.
Eine Initiative will nun Schwung in die Debatte bringen und die Ärzte zum Handeln zwingen.
Unter dem Slogan “Bunt Spenden” hat der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) zusammen mit dem Christopher Street Day e.V. Berlin und der Werbeagentur DDB Tribal in Berlin eine Online-Petition gestartet, die gezielt gegen die anhaltende Diskriminierung vorgehen soll.
Online-Petition soll an Bundesärztekammer gehen
Die Aktivisten haben sich zum Ziel gesetzt, die kritischen Stimmen zu bündeln und so die Bundesärztekammer dazu zu bewegen, ihre Regelungen zu ändern.
Seit dem Start am diesjährigen Christopher Street Day hat die Internetseite buntspenden.de schon mehr als 22.500 Stimmen gesammelt. Gewinnen wollen die Initiatoren 50.000 Unterstützer, dann übergeben sie die Liste der Bundesärztekammer.
Änderung des Transfusionsgesetzes
Die Initiatoren fordern eine Abänderung des Transfusionsgesetzes. “Entscheidend in der Frage, wer geeigneter Spender ist und wer nicht, ist schließlich das Sexualverhalten und nicht die sexuelle Orientierung”, erklärt Matthias Schmidt, Geschäftsführer Kreation bei DDB Tribal Berlin und damit einer der kreativen Köpfe hinter “Bunt Spenden”.
Das Argument klingt plausibel. Denn der wichtigste Aspekt wird in dem Gesetz komplett außer Acht gelassen: Kriterium müsste “safer sex” sein. Ob jemand verhütet oder nicht, ist die entscheidende Frage - ganz egal, ob er Sex mit Partnern des gleichen oder des anderen Geschlechts hat.
Prominente Fürsprecher
“Was Sexualthemen angeht, sind wir generell ja ein liberales Volk. Da wundert es umso mehr, dass diese Problematik so auf taube Ohren stößt,” sagt Schmidt. “Wir wollen gemeinsam mit prominenten Unterstützern eine öffentliche Diskussion zu dem Thema anstoßen. Thomas Hitzlsperger ist schon an Bord.”
Die Aktion “Bunt Spenden” bedient sich eines etablierten Symbols der Schwulen- und Lesbenbewegung: Die Homepage schmückt eine riesige Regenbogenflagge. Der rote Balken am oberen Ende ist noch unvollständig. Je mehr Leute sich in die Liste eintragen, desto mehr füllt sich die weiße Fläche mit roter Farbe auf.
Unterstützung von Piratenpartei und Grünen
Unterstützung kommt auch aus der Politik. Die Piratenpartei weist auf ihrer Homepage auf die Kampagne hin.
Und der Chef der Grünen in Nordrhein-Westfalen, Sven Lehmann, sprach sich Anfang des Jahres gegenüber “n-tv” deutlich gegen das Verbot aus: "Der Ausschluss homosexueller Männer ist eine Diskriminierung ersten Grades. Er stellt Männer, die Sex mit Männern haben, unter Generalverdacht.”
Die Debatte wird in Deutschland seit Jahren geführt. Nun aber besteht tatsächlich die Chance, dass sich die diskriminierende Regelung ändert. Es ist höchste Zeit, dass sich die Bundesärztekammer ernsthaft mit der Frage auseinander setzt, ob sie ein solch veraltetes Gesetz weiter befolgen kann.
Unvermittelt schlägt sie Homo- und Bisexuellen entgegen, wenn sie das Leben anderer Menschen retten wollen. Denn was viele nicht wissen: In Deutschland wird unterschieden zwischen gutem Blut und schlechtem Blut.
Männer, die Sex mit Männer haben, dürfen nicht Blut spenden
Männer, die Sex mit Männern haben, dürfen in Deutschland laut Gesetz kein Blut spenden. Vor jeder Blutspende müssen ‘Bewerber’ einen Fragebogen ausfüllen. Kreuzt ein Mann das Kästchen an, mit dem er bescheinigt, sexuellen Kontakt mit einem anderen Mann gehabt zu haben, darf er sein Blut nicht abgeben. Nicht dieses Mal und auch für den Rest seines Lebens nicht mehr.
Die offizielle Begründung der Bundesärztekammer: Homo- und Bisexuelle weisen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit auf, an Infektionskrankheiten zu leiden und gehören damit zu den “Risikogruppen”.
Veraltetes Transfusionsgesetz
Das Verbot bezieht sich auf ein Gesetz, das seit 1998 in Deutschland gilt. Verabschiedet wurde das Transfusionsgesetz als Reaktion auf den sogenannten “Blutskandal”: 1993 steckten sich mehrere hundert Patienten durch HIV-verseuchte Blutkonserven an.
Seither schließen die Richtlinien der Bundesärztekammer, die in diesem Gesetz festgeschrieben sind, bestimmte Bevölkerungsgruppen von der Blutspende aus.
Neben homosexuellen und bisexuellen Männern finden sich in der Liste der “Risikogruppen” unter anderem auch Drogenabhängige, Prostituierte und Häftlinge.
Blutspendedienste um höchstmögliche Sicherheit bemüht
Die Blutspendedienste rechtfertigen den Ausschluss mit der überdurchschnittlich hohen Anzahl an HIV-Erkrankungen in dieser Bevölkerungsgruppe. „Die Blutspendedienste haben den Auftrag (...), dass die Konserven, die wir herstellen, die höchstmögliche Sicherheit haben,” erklärt Friedrich-Ernst Düppe, Pressesprecher der DRK-Blutspendedienste im Gespräch mit der Huffington Post.
Über 60 Prozent der Neuinfektionen geschähen bei sogenannten MSM (Männer, die Sex mit Männern haben), sagt Düppe.
Eine Untersuchung des Robert-Koch-Instituts bestätigt das. Im Jahr 2012 infizierten sich nach Schätzung des Instituts etwa 3.400 Menschen mit HIV. Darunter waren circa 2.500 homo- oder bisexuelle Männer.
Wie zuverlässig sind die Tests?
Deshalb wird jede Spende getestet. Das Problem sei laut Düppe, dass es eine „Fensterphase“ von bis zu vier Monaten (bei Hepatitis B und C) nach dem Geschlechtsverkehr gebe, in der Infektionen mit den Tests nicht erkannt würden (bei HIV ist diese Phase etwas kürzer).
Allerdings sind gerade HIV-Tests dank neuer Technologien inzwischen schon viel schneller, günstiger und vor allem genauer geworden. Dass in Deutschland eine ganze Bevölkerungsgruppe daran gehindert wird, mit ihrem Blut das Leben tausender Menschen zu retten -dafür besteht also kein Grund mehr.
Nicht alle Länder schließen Schwule vom Blutspenden aus
Das veraltete Gesetz hätte schon längst hätte abgeschafft werden können. Das beweisen zahlreiche Gegenbeispiele. Denn nicht in allen Länder werden Schwule so dezidiert vom Blutspenden ausgeschlossen wie in Deutschland.
Italien, Spanien und Tschechien beispielsweise haben zumindest zeitlich befristete Ausschlüsse eingeführt, nach deren Ablauf die Spende wieder erlaubt ist.
Blutspenden in Italien deutlich gestiegen
In Italien ist der positive Effekt dieser Lockerung bereits deutlich zu spüren. Seit Homosexuelle zur Blutspende zugelassen sind, hat das Land laut einem Bericht des Nachrichtensenders “n-tv” einen Zuwachs der Spenden um 20 Prozent verzeichnet. Auch die Zahl der infizierten Spender ist laut dem Bericht gesunken.
Trotzdem macht die Bundesärztekammer keine Anstalten, die Regelungen für Blutspende in Deutschland zu reformieren.
Initiative "Bunt Spenden"
Seit Jahren gehen Schwule und Lesben auf die Straße und demonstrieren dafür, auch endlich ihr Blut abgeben zu dürfen. Bisher allerdings ohne erkennbaren Erfolg.
Eine Initiative will nun Schwung in die Debatte bringen und die Ärzte zum Handeln zwingen.
Unter dem Slogan “Bunt Spenden” hat der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) zusammen mit dem Christopher Street Day e.V. Berlin und der Werbeagentur DDB Tribal in Berlin eine Online-Petition gestartet, die gezielt gegen die anhaltende Diskriminierung vorgehen soll.
Online-Petition soll an Bundesärztekammer gehen
Die Aktivisten haben sich zum Ziel gesetzt, die kritischen Stimmen zu bündeln und so die Bundesärztekammer dazu zu bewegen, ihre Regelungen zu ändern.
Seit dem Start am diesjährigen Christopher Street Day hat die Internetseite buntspenden.de schon mehr als 22.500 Stimmen gesammelt. Gewinnen wollen die Initiatoren 50.000 Unterstützer, dann übergeben sie die Liste der Bundesärztekammer.
Änderung des Transfusionsgesetzes
Die Initiatoren fordern eine Abänderung des Transfusionsgesetzes. “Entscheidend in der Frage, wer geeigneter Spender ist und wer nicht, ist schließlich das Sexualverhalten und nicht die sexuelle Orientierung”, erklärt Matthias Schmidt, Geschäftsführer Kreation bei DDB Tribal Berlin und damit einer der kreativen Köpfe hinter “Bunt Spenden”.
Das Argument klingt plausibel. Denn der wichtigste Aspekt wird in dem Gesetz komplett außer Acht gelassen: Kriterium müsste “safer sex” sein. Ob jemand verhütet oder nicht, ist die entscheidende Frage - ganz egal, ob er Sex mit Partnern des gleichen oder des anderen Geschlechts hat.
Prominente Fürsprecher
“Was Sexualthemen angeht, sind wir generell ja ein liberales Volk. Da wundert es umso mehr, dass diese Problematik so auf taube Ohren stößt,” sagt Schmidt. “Wir wollen gemeinsam mit prominenten Unterstützern eine öffentliche Diskussion zu dem Thema anstoßen. Thomas Hitzlsperger ist schon an Bord.”
Die Aktion “Bunt Spenden” bedient sich eines etablierten Symbols der Schwulen- und Lesbenbewegung: Die Homepage schmückt eine riesige Regenbogenflagge. Der rote Balken am oberen Ende ist noch unvollständig. Je mehr Leute sich in die Liste eintragen, desto mehr füllt sich die weiße Fläche mit roter Farbe auf.
Unterstützung von Piratenpartei und Grünen
Unterstützung kommt auch aus der Politik. Die Piratenpartei weist auf ihrer Homepage auf die Kampagne hin.
Und der Chef der Grünen in Nordrhein-Westfalen, Sven Lehmann, sprach sich Anfang des Jahres gegenüber “n-tv” deutlich gegen das Verbot aus: "Der Ausschluss homosexueller Männer ist eine Diskriminierung ersten Grades. Er stellt Männer, die Sex mit Männern haben, unter Generalverdacht.”
Die Debatte wird in Deutschland seit Jahren geführt. Nun aber besteht tatsächlich die Chance, dass sich die diskriminierende Regelung ändert. Es ist höchste Zeit, dass sich die Bundesärztekammer ernsthaft mit der Frage auseinander setzt, ob sie ein solch veraltetes Gesetz weiter befolgen kann.
Auch auf HuffingtonPost.de: Homo-Ehe in England und Wales eingeführt