Ich hätte nie gedacht, dass Mütter untereinander so grausam sein können. Jeden Tag musste ich mir feindselige Kommentare anhören, warum ich kurz nach der Geburt meines Kindes wieder arbeiten gegangen bin.
Im Frühjahr 2016 kam meine Tochter zur Welt. Ich bin bis einen Tag vor der Geburt zur Arbeit gegangen und stand nach acht Wochen Mutterschutz wieder im Geschäft. Dann ging mein Mann für weitere zwei Monate in Elternzeit.
Als unser Kind vier Monate alt war, arbeiteten wir beide wieder 30 Stunden pro Woche. Einige meiner Freunde und Bekannten und vor allem viele Kunden, waren entsetzt.
Am meisten verletzen mich Kommentare wie "Naja, dann braucht man ja gar keine Kinder kriegen". Das kränkt mich sehr. Als Mutter zweifelt man doch selbst immer ein bisschen, egal wie man es macht.
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Und solche Sätze treffen genau den wunden Punkt - bei jeder Mutter, egal für welchen Weg sie sich entscheidet. Ich bin mir sicher, dass Mütter, die lange zuhause bleiben, genau die selben Erfahrungen machen.
Ich bin Unternehmerin, leite vier Filialen und trage die Verantwortung für 15 Mitarbeiter. Schon während meiner Schwangerschaft sah ich mich mit Kunden konfrontiert, die mein Vorhaben, schnell wieder in den Job zurückzukehren, stark kritisierten.
Ich liebe mein Kind und will keine schlechte Mutter sein. Meine Entscheidung, nach acht Wochen wieder arbeiten zu gehen, habe ich aus wirtschaftlichen Gründen getroffen. Um eine andere Führungskraft einzustellen, sind wir zu klein. Und das Unternehmen zu lange "herren"- bzw. "damenlos" zu lassen, wäre fatal.
Hinzu kommt, dass ich als Selbstständige kein Mutterschutzgeld bekomme und auch das Elterngeld gering ausfällt und nicht kalkulierbar ist.
➨ Mehr zum Thema: Diesen positiven Effekt hat es auf Kinder, wenn ihre Mütter früh in den Job zurückkehren
Ich wohne mit meiner Familie in einer Kleinstadt. Für viele Menschen bin ich hier der Sonderling. Gerade unter anderen Müttern. Ich kenne niemanden, der so früh wieder arbeiten gegangen ist. Vielleicht wäre das in einer Großstadt anders.
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Erste Worte, erstes Durchschlafen - und der erste Kita-Platz: All das ist Thema in unserer Eltern-Gruppe bei Facebook. Meldet euch hier an.
Als ich schwanger war, hätte ich nie gedacht, dass die Reaktionen so hart sein würden. Ich habe viel darüber nachgedacht, warum das so ist.
Meine Vermutung: Größere gesellschaftliche Gruppen - und dazu gehören Mütter definitiv - müssen das Lebensmodell, das sie gewählt haben, verteidigen. Und wenn ich mich als Mutter dafür entschieden haben, zu Hause zu bleiben, dann muss ich für dieses Modell Partei ergreifen. Das gelingt am besten, wenn ich andere Modelle kritisiere.
Deshalb glaube ich nicht, dass die Kommentare, mit denen ich zu kämpfen habe, durchdachte Meinungen sind. Sie sind vielmehr eine Rechtfertigung für die eigene Ansicht. Trotzdem verletzen sie mich.
Sie verletzen mich, weil auch ich keine schlechte Mutter sein will. Weil auch ich manchmal mit meiner Entscheidung hadere. Und weil auch ich mir manchmal wünsche, dass ich das erste Lebensjahr ausschließlich mit meinem Kind verbracht hätte.
Denn niemand gibt sein Kind gerne ab. Und das erste Jahr hat mich oft an meine Grenzen gebracht.
Doch mittlerweile läuft es sehr gut. Ich bin stolz auf uns Drei - auf meine kleine Familie.
Mein Mann und ich haben uns von Anfang an die Kindererziehung geteilt. Wir haben keine Diskussionen darüber, was anstrengender ist: zuhause zu bleiben oder zu arbeiten. Denn wir kennen beide Seiten. Dieses erste Jahr hat unsere Ehe sehr gestärkt. Wir sind uns viel näher gekommen.
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Im Frühjahr 2016 kam meine Tochter zur Welt. Ich bin bis einen Tag vor der Geburt zur Arbeit gegangen und stand nach acht Wochen Mutterschutz wieder im Geschäft. Dann ging mein Mann für weitere zwei Monate in Elternzeit.
Als unser Kind vier Monate alt war, arbeiteten wir beide wieder 30 Stunden pro Woche. Einige meiner Freunde und Bekannten und vor allem viele Kunden, waren entsetzt.
Ich liebe mein Kind und will keine schlechte Mutter sein
Am meisten verletzen mich Kommentare wie "Naja, dann braucht man ja gar keine Kinder kriegen". Das kränkt mich sehr. Als Mutter zweifelt man doch selbst immer ein bisschen, egal wie man es macht.
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Und solche Sätze treffen genau den wunden Punkt - bei jeder Mutter, egal für welchen Weg sie sich entscheidet. Ich bin mir sicher, dass Mütter, die lange zuhause bleiben, genau die selben Erfahrungen machen.
Ich bin Unternehmerin, leite vier Filialen und trage die Verantwortung für 15 Mitarbeiter. Schon während meiner Schwangerschaft sah ich mich mit Kunden konfrontiert, die mein Vorhaben, schnell wieder in den Job zurückzukehren, stark kritisierten.
Ich liebe mein Kind und will keine schlechte Mutter sein. Meine Entscheidung, nach acht Wochen wieder arbeiten zu gehen, habe ich aus wirtschaftlichen Gründen getroffen. Um eine andere Führungskraft einzustellen, sind wir zu klein. Und das Unternehmen zu lange "herren"- bzw. "damenlos" zu lassen, wäre fatal.
Für viele Menschen bin ich in meiner Stadt der Sonderling
Hinzu kommt, dass ich als Selbstständige kein Mutterschutzgeld bekomme und auch das Elterngeld gering ausfällt und nicht kalkulierbar ist.
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Ich wohne mit meiner Familie in einer Kleinstadt. Für viele Menschen bin ich hier der Sonderling. Gerade unter anderen Müttern. Ich kenne niemanden, der so früh wieder arbeiten gegangen ist. Vielleicht wäre das in einer Großstadt anders.

Erste Worte, erstes Durchschlafen - und der erste Kita-Platz: All das ist Thema in unserer Eltern-Gruppe bei Facebook. Meldet euch hier an.
Als ich schwanger war, hätte ich nie gedacht, dass die Reaktionen so hart sein würden. Ich habe viel darüber nachgedacht, warum das so ist.
Meine Vermutung: Größere gesellschaftliche Gruppen - und dazu gehören Mütter definitiv - müssen das Lebensmodell, das sie gewählt haben, verteidigen. Und wenn ich mich als Mutter dafür entschieden haben, zu Hause zu bleiben, dann muss ich für dieses Modell Partei ergreifen. Das gelingt am besten, wenn ich andere Modelle kritisiere.
Ich bin stolz auf uns Drei - auf meine kleine Familie
Deshalb glaube ich nicht, dass die Kommentare, mit denen ich zu kämpfen habe, durchdachte Meinungen sind. Sie sind vielmehr eine Rechtfertigung für die eigene Ansicht. Trotzdem verletzen sie mich.
Sie verletzen mich, weil auch ich keine schlechte Mutter sein will. Weil auch ich manchmal mit meiner Entscheidung hadere. Und weil auch ich mir manchmal wünsche, dass ich das erste Lebensjahr ausschließlich mit meinem Kind verbracht hätte.
Denn niemand gibt sein Kind gerne ab. Und das erste Jahr hat mich oft an meine Grenzen gebracht.
Doch mittlerweile läuft es sehr gut. Ich bin stolz auf uns Drei - auf meine kleine Familie.
Mein Mann und ich haben uns von Anfang an die Kindererziehung geteilt. Wir haben keine Diskussionen darüber, was anstrengender ist: zuhause zu bleiben oder zu arbeiten. Denn wir kennen beide Seiten. Dieses erste Jahr hat unsere Ehe sehr gestärkt. Wir sind uns viel näher gekommen.
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