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Copa das Copas

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Die brasilianische Regierung, das ihr angeschlossenen Fremdenverkehrsamt Embratur und der brasilianische Fussballverband CBF werden nicht müde, die WM 2014 im eigenen Land als Copa das Copas (beste WM aller Zeiten) zu preisen. Unterfüttert wird das mit allerlei Zahlen, die belegen sollen, welchen wirtschaftlichen Gewinn Brasilien bereits jetzt davon getragen hat und für die Zukunft davon tragen wird. Wirklich erfüllen würde sich dieses wishfull thinking selbst aus Sicht der Funktionäre erst, wenn die brasilianische Seleção am Ende auch den Titel holen und damit das "Hexa" komplett machen würde. Danach sieht es gegenwärtig nicht aus.

Was Planung und Durchführung der WM 2014 in Brasilien angeht, ist sie alles andere als weltmeisterlich. Rekorde erzielte sie lediglich in den ausufernden Kosten, die der Bau von Stadien und Infrastrukturprojekten verursachte, ohne wirklich schlüsselfertig zu sein.

Auch der gewaltige Aufwand, der in Sachen Sicherheit betrieben wird, dürfte seinesgleichen suchen. Die Regierung fährt alles auf, was sie an Polizei- und Streitkräften zur Verfügung hat (und das ist viel!), damit die Spiele ungestört stattfinden können. Brasilien wirkt derzeit wie ein Land, in dem gerade ein Militärputsch stattfindet.

In sportlicher Hinsicht ist diese WM bisher allerdings wirklich sensationell und hat das Zeug, alle bisherigen in den Schatten zu stellen. Die Leidenschaft, die Kraft und die Spieltechnik, mit der sich die meisten der 32 teilnehmenden Mannschaften präsentieren, ist wirklich mitreissend.

Brasilien scheint den Spielern Flügel zu verleihen. Sie rufen mehr als ihre Bestleistungen ab, kämpfen und fighten, als gäbe es kein Morgen.

Eines der bemerkenswertesten Spiele der letzten Tage war sicher das Match Schweiz gegen Frankreich am 20. Juni in Salvador da Bahia. Das französische Team spielte wie entfesselt, haute den tapferen Schweizern ein Tor nach dem anderen in die Bude. Doch die Schweizer ließen die Köpfe nicht hängen und retteten ihre Ehre durch zwei Ausgleichstreffer in den letzten zehn Spielminuten. Ein Thriller!

Ohne Ribéry, dafür mit einem bestens aufgelegten Karim Benzema gehört Frankreich nun zweifellos zu den europäischen Favoriten auf den WM-Titel.

Das gilt nicht mehr für viele europäische Teams. Nach der unerwarteten Niederlage von Italien gegen Costa Rica sind die glücklosen Engländer definitiv ausgeschieden und dürfen wie der amtierende Weltmeister Spanien nach dem dritten Spiel der Gruppenphase ihre Koffer packen.

Immerhin hat Englands Top-Star Wayne Rooney endlich seine Ladehemmung überwunden und erzielte gegen Uruguay sein allererstes WM-Tor.

Auch das Spiel der Italiener war zu cool und leidenschaftslos, als dass man ihnen gegenwärtig große Chancen einräumen wollte. Sollten die azzurri am 24. Juni gegen Uruguay nur ein Unentschieden schaffen oder gar verlieren, dürfen sie ebenfalls zurück zu Mama.

Und die Deutschen? Die taten sich gegen Ghana in Fortaleza schwer, schafften erst mit den 20 Minuten vor Schluss eingewechselten Spielern Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose den Ausgleich zum 2:2 Endstand. Klose machte damit sein 15. Tor in einem WM-Spiel und zog mit dem bisherigen Rekordhalter, Brasiliens Fenômeno Ronaldo, gleich (womit Ronaldo diesen Ehrentitel eigentlich auch ablegen müsste).

Die DFB-Elf war dennoch weit von ihrer Top-Form entfernt, erweckte gar den Eindruck, sie gar nicht abrufen zu wollen. Schließlich sind idealerweise sieben Matches bis ins Finale zu absolvieren, wie Team-Manager Oliver Bierhoff vor dem Spiel erläuterte.

Gucken die keine anderen Spiele? Haben die nicht gesehen, mit welchem Elan, mit welcher Leidenschaft andere Teams an die Sache herangehen und selbst krasse Aussenseiter die Fussball-Experten Lügen strafen? Mit dieser Einstellung dürfte das Ziel Vierter WM-Titel kaum zu erreichen sein.

Bleiben die Brasilianer, deren Trainer im Vorfeld der WM tönte, der WM-Titel vor heimischem Publikum sei keine große Sache.

Inzwischen dürfte Felipe Scolari dämmern, dass er damit den Mund wohl zu voll genommen hat. Der gegenwärtig erste Platz in der Tabelle der Gruppe A ist für die Seleção angesichts ihrer Performance bisher mehr als schmeichelhaft und keineswegs gesichert. Der Gruppenletzte Kamerun ist zwar schon raus. Aber Kroatien und Mexiko haben noch alle Chancen auf's Weiterkommen, während Brasilien bei einer Niederlage gegen Kamerun sogar noch rausfliegen könnte und bei einem Unentschieden nur Gruppenzweiter wäre - beides Eventualitäten, die Felipão und Funktionäre wohl kaum auf dem Zettel hatten.

Ob als Gruppenerster oder -zweiter: Im Achtelfinale stünden die Niederlande oder Chile an. Und beide Teams haben das Zeug, den Brasilianern eine schmachvolle Niederlage und damit das vorzeitige Ausscheiden zu bescheren.

Die FIFA ist schon alarmiert und sieht Manipulationsgefahr (Link auf Portugiesisch) für das Spiel gegen Kamerun durch die Wettmafia. Es wäre auch nicht der erste Manipulationsverdacht im Zusammenhang mit Brasilien und dieser WM (siehe das Eröffnungsspiel gegen Kroatien)...

Da für Kamerun die Messe schon gesungen ist, könnte die Mannschaft unter ihrem deutschen Trainer Volker Finke aber genauso gut aus sportlicher Sicht alles geben wollen, sich verausgaben, um erhobenen Hauptes das Turnier zu verlassen.

Die Seleção steht so oder so unter Druck. Anspruch und Wirklichkeit liegen bislang weit auseinander. Und der Rückhalt in der Bevölkerung ist keineswegs so groß, wie von manchen Sportreportern behauptet. Auf #Muttivation von der Präsidentin, wie die DFB-Elf sie durch Angela Merkel erfuhr, wird die brasilianische Nationalmannschaft gerne verzichten.

Dilma Rousseff bleibt den Stadien möglichst fern, um von den brasilianischen Fans nicht ausgepfiffen zu werden (diejenigen, die sich die Karten leisten können, gehören eh nicht zu ihrer Klientel). Und sich angesichts der Unzufriedenheit im Volk und des gegenwärtigen Präsidentschaftswahlkampfes mit Dilma auf einem Foto zu zeigen, wäre für die Seleção imageschädigend und kontraproduktiv.

Die Seleção muss das Kunststück vollbringen, das gespaltene Volk zu begeistern, es aus seinem WM-Blues zu reissen, es hinter sich zu vereinen und sich nicht von den Funktionären vereinnahmen zu lassen. Dazu müsste sie mindestens überragende Leistungen auf dem Platz zeigen.

Diese Aufgabe gleicht der Quadratur des Kreises.

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