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Primark: Die Schattenseite des Stinkeunternehmens

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Primark hat keinen Online-Shop und nur zwölf Filialen in Deutschland. Und trotzdem rasten vor allem junge Mädels regelmäßig aus, wenn sie in diesem Modeladen sind.

Schließlich gibt es hier - kreisch - Jeans für zehn Euro - und - kreisch - T-Shirts für 3 Euro. Über Primark als Crystal Meth für die junge Generation wird schon gesprochen. Vom Potenzial einer neuen Teenie-Droge.

Manche Filialen erzielen bessere Umsätze als H&M. Aber jeder Erfolg hat auch seine Schattenseite. Und bei Primark gibt es viele Dinge, die höchst umstritten sind - kritische Aspekte und Skandale in der Vergangenheit, die wir nicht vergessen sollten.

Taschenkontrollen:

Zumindest bei Primark Hannover gab es in der Vergangenheit nach Dienstschluss Taschenkontrollen aller Mitarbeiter. Das war, bevor es dort einen der vier deutschen Primark-Betriebsräte gab. „Ob dies eineinhalb Jahre später immer noch so ist, weiß ich nicht“, sagte Astrid Rogge-Musall von der Verdi-Bundesverwaltung der HuffPost. Primark antwortete auf eine Anfrage der HuffPost, dass das Unternehmen "gelegentliche Taschenkontrollen" bei den Mitarbeitern vornehme. Davon sei auch das Management nicht ausgeschlossen, hieß es.

Bezahlung:

Die wenigen Primark-Mitarbeiter, die eine Vollzeitstelle haben, würden 680 Euro weniger verdienen verdienen als bei einer Tarif-Bezahlung, berichtete Verdi in Frankfurt dem Magazin "Fluter" der Bundeszentrale für politische Bildung. Primark selbst teilte dem Magazin mit, dass man „den Richtlinien der Tarifvereinbarung" folge. Eine Primark-Mitarbeiterin in Frankfurt berichtet, dass sie für ihre Halbtagsstelle 700 Euro bekomme und 209 Euro Stütze vom Staat. Am Ende des Monats blieben der allein erziehenden Mutter nach eigenen Angaben 20 Euro.

Gestank:
Primark ist ein Stinkeladen, das weiß jeder, der schon mal in einer Filiale war. Die Mitarbeiter bekommen den Gestank noch intensiver ab. Die Lieferungen „riechen extrem“, sagte Imke Grupp vom Betriebsrat Primark Frankfurt in der ZDF-Reportage „Mode zum Wegwerfen – das Primark-Prinzip“. Beim Job-Bewerbungsportal Kununu klagen auch andere User, die sich als Ex-Mitarbeiter oder Angestellte ausgeben:

  • „Textilchemie-Gerüche steigen oft zu Kopf“ (Primark in Essen)

  • „Bestimmte Ware riecht stark nach Chemie o. Klebstoff. Lager schlecht belüftet“ (Primark Bremen)


Die Raumluft sei für die Kunden unbedenklich, erklärte das Bremer Umwelt-Institut in einer ZDF-Beitrag. Zwar seien in der Raumluft Stoffe, die im Verdacht stünden, krebserregend zu sein. Die Konzentration liege allerdings unter den gesetzlich festgelegten Grenzwerten. Arbeitsmediziner Johannes Schulze wies aber darauf hin, dass die Mitarbeiter im Lager diesen Stoffen wahrscheinlich viel stärker ausgesetzt seien.

Das Primark-Chaos

Die Primark-Läden sehen auf den ersten Blick ganz schick aus. Aber ist man erst einmal drin, beginnt das Chaos. Am Eingang steht zwar die Security, aber spätestens zwanzig Meter weiter (oder in der ersten Etage) - und das ist freilich kein Verschulden des Unternehmens - benehmen sich viele Kunden wie kleine Ferkel.

Dass die Mitarbeiter hin und wieder über nervige Kunden stöhnen? Kann man verstehen. Ein Kununu-User, der sich als Mitarbeiter von Primark Berlin ausgibt, schreibt: „Man wird ja verrückt, bei den ganzen Menschenmassen.“

Und bei den Klamottenbergen. Die liegen überall. Also wirklich ÜBERALL. Außer an der Stelle, von der die Kunden sie einst weggenommen haben. An einem Samstag gibt es ein Schieben und Schubsen, als gäb's kein Morgen mehr. Kunden rennen mit riesigen Tragetaschen durch die Gänge und schmeißen die Klamotten nach der Anprobe auf den Boden.

Wäre ja auch zu aufwändig, sie 60 Zentimeter höher an den vorgesehen Ort zu packen, oder? Bei Kununu schreibt eine angebliche Primark-Angestellte in Hannover: "Der Kunde ist König, ist schon klar, aber die Kunden bei Primark dürfen wirklich alles. Inklusive die Mitarbeiter wie Dreck und Sklaven behandeln.

Lesen Sie auch: Der "Kunde ist König" - aber das gibt ihm nicht das Recht, Menschen wie Müll zu behandeln.


Konsumrausch als Botschaft:

Primark prägt das Konsumverständnis von vielen jungen Menschen. "Hier kannst du richtig Prassen, ohne arm zu werden", ist das Motto. Hippe Styles sind billig, und wenn sie nach fünf Mal waschen hinüber sind – kaufst du dir halt was Neues. Die Primark-Beutezüge zelebrieren junge Mädels bei YouTube. Schaut her. Geiz ist geil. Und schick. „Primark vermittelt Jugendlichen, dass Kleidung nichts kostet. Das prägt die jungen Kunden für den Rest ihres Lebens“, kritisiert Christiane Schnura von der "Kampagne für saubere Kleidung“ im Gespräch mit der HuffPost.

Betriebsklima:

Ein angeblicher Angestellter von Primark Düsseldorf berichtet im Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu von Redeverbot, Druck, ständigen Zurechtweisungen und fehlender Führungskompetenz der Chefs. „Kollegen, die sich gut verstehen, werden direkt getrennt“, schreibt der User.

Wie viel Wahrheitsgehalt in solchen Äußerungen steckt? Unklar, schließlich ist es ein anonymes Portal. Ein anderer User, der sich als Angestellter ausgibt, beklagt: "Ohne dass man gefragt wird, wirst Du von Frühschicht auf Spätschicht gesetzt. Nur die, die gut schleimen können, haben ihre Schichten behalten. Die, die ab und zu den Mund aufmachen, werden bestraft, dass sie jetzt teilweise bis 22.00 Uhr arbeiten müssen." Auch über Krankenstände von "bis zu 90 Prozent" wird dort berichtet.

Betriebsräte:

"In Betrieben, die überwiegend mit befristet Beschäftigten arbeiten ist es ungemein schwieriger, Betriebsräte zu gründen", erklärt Gewerkschaftssekretärin Astrid Rogge-Musall. Dies sei natürlich nicht nur bei Primark der Fall. "Das Arbeitsrecht bietet befristet Beschäftigten keinen ausreichenden Schutz. Sie laufen Gefahr, dass ihre Verträge gekündigt oder nicht verlängert werden, wenn sie sich für die Gründung eines Betriebsrat einsetzen."

Hässliches Licht:

Neben dem Lärm und den Menschenmassen ist da noch dieses schreckliche Primark-Licht. Das erinnert mehr an ein unangenehmes grelles Krankenhaus-Licht als an einen Konsumtempel. Primark ist - lichttechnisch gesehen - das Anti-Abercrombie&Fitch. A&F setzt ja bekanntlich auf Darkrooms.

Angorakaninchen-Skandal:

Achtung, dieses Video enthält brutale Szenen!


Ende 2013 schockte ein Video der Tierrechtsorganisation Peta die Verbraucher. Chinesen quälten Angorakaninchen, rupften ihnen das Fell aus. Modeketten wie H&M, C&A und Primark stoppten nach eigenen Auskünften die Produktion von Kleidung aus Kaninchenhaaren. Es brauchte erst einen Skandal, bis reagiert wurde. Wie so oft.

Rana-Plaza-Unglück:

Es war das schwerste Unglück in der Textilindustrie: 1130 Menschen starben, als der neunstöckige Fabrik-Komplex am 23. April 2013 in einem Vorort von Dhaka, der Hauptstadt Bangladeshs, zusammenstürzte. Die meisten Opfer waren junge Näherinnen. In den Trümmern lagen auch Klamotten, die einmal in Primark-Läden verkauft werden sollten.

Der Asienexperte Christian Brüser sprach im "Deutschlandfunk" von einer fahrlässigen Tötung, weil ein Bauingenieur schon einen Tag vor der Katastrophe vor einem Zusammensturz des Gebäudes gewarnt habe. Auch Christiane Schnura von der Kampagne für saubere Kleidung sagt: „Es war schon vorher klar, dass Rana Plaza eine Todesfalle war.“ Ohnehin sei es ein Skandal, dass Primark dort überhaupt habe produzieren lassen, obwohl „sie von sich selbst behaupten, faire Arbeitsbedingungen einzuhalten“, kritisierte sie.

Das Unternehmen verteidigte sich: Primark mache jedes Jahr 2.000 Betriebsprüfungen, darunter auch unangekündigte. In Bangladesch habe Primark 88 Standorte. Die 40 "Hoch-Riskiogebäude" hätten Bauingenieure untersucht. "Wir haben keine einzige Fabrik gefunden, die Probleme machen könnte", sagt Primark.

Primark zahlte 723.000 Euro in einen Opfer-Fonds, 1,34 Millionen Euro an alle Rana-Plaza-Arbeiter und weitere 6,5 Millionen Euro direkt an die Arbeiter, die für einen Primark-Zulieferer im zweiten Stock des Gebäudes arbeiteten. „Wir haben unsere Verantwortung schon immer extrem ernst genommen“, erklärte Paul Lister, Jurist vom Primark-Mutterkonzern Associated British Foods, der "Zeit".

Primark wird für seine Entschädigungszahlungen auch von Kritikern gelobt. Zudem gibt es laut der "Kampagne für saubere Kleidung" derzeit keine Fälle, in denen Primark offenkundig "Menschenrechte mit Füßen tritt". Allerdings bleibe die Frage ungeklärt, "wie Primark zu diesen Billigpreisen fair produzieren will“, betont Christiane Schnura. Primark betont, dass das Unternehmen auf Werbung verzichte und die großen Absatzmengen die billigen Preise ermöglichen würden.

Gift auf unserer Haut:

Nachdem Greenpeace über einen hohen Weichmacher-Anteil in Primark-T-Shirts berichtete, reagierte Primark - und kündigte an, bis 2020 komplett auf Chemikalien zu verzichten. Die Primark-Konkurrenten H&M und Zara hatten die sogenannte "Detox"-Kampagne bereits unterzeichnet. "Kollektives Schulterzucken beim Umweltschutz funktioniert auch bei einem Discounter, der schnellebige Massenware herstellt, nicht mehr", sagte Kirsten Brodde, Chemie-Expertin von Greenpeace, der Huffington Post.

"Wir haben nie etwas Illegales gemacht, der Anteil der Phtalate (Weichmacher, Anm. d. Red.) hat nie EU-Grenzwerte überschritten", betonte Paul Lister in der "Zeit".

Löhne für Näherinnen in Asien:

"Egal, ob Primark oder eine Luxusmarke: Alle Unternehmen zahlen den gleichen Lohn", sagt Primark-Jurist Lister. Primark teile sich schließlich 98 Prozent der Fabrik "mit anderen führenden Marken". Gegenüber der "Welt" ließ sich Lister sogar zu folgender Aussage hinreißen: "Wir können nicht die Lohnhöhe bestimmen, da es nicht unsere Fabriken sind.“

Das ist natürlich Unsinn. Die Textilbranche könnte gemeinsam etwas bewegen. Beispiel Bangladesh: Bei einer T-Shirt-Produktion entfallen derzeit 18 Cent auf die Arbeitslöhne. Wenn Primark & Co. das Vierfache des aktuellen Mindestlohns in der dortigen Textilbranche (68 Euro im Monat, 48 Stunden-Woche) zahlen würden, müsste der Verbraucher am Ende vielleicht zwei oder drei Euro mehr Zahlen. Das sollte dann doch auch noch für die Primark-Teenies irgendwie bezahlbar sein.

Auch auf HuffingtonPost.de: Mode-Preisverleihung in New York:
Rihanna trägt ein durchsichtiges Kleid




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