Die Brutalität und die Effektivität der Isis-Terroristen, die den Irak überrennen und die ganze Region gefährden, sind schockierend. Und es gibt Hinweise, dass die USA an dem Drama nicht ganz unschuldig sind.
Um die Dimension der aktuellen Entwicklungen – und damit der US-Verantwortung – zu umreißen, muss man vorweg eines wissen: Die Kämpfer der Gruppe drohen nicht nur den chronisch instabilen Irak, sondern den ganzen Nahen Osten in Flammen zu setzen – und sie stellen eine Gefahr für Europa dar.
Ziel der Terroristen ist ein sunnitisch-islamistischer Großstaat, wie unter anderem aus ihrem Namen hervorgeht: Islamischer Staat im Irak und (Groß-)Syrien (Isis) beziehungsweise Islamischer Staat im Irak und der Levante (Isil). Damit sind also Jordanien, Palästina und der Libanon in ihrem Visier. Jordanien verstärkt bereits seine Truppenpräsenz an der Grenze.
Zu den Feinden der sunnitischen Kämpfer zählen insbesondere alle schiitischen Muslime, die sie als Ketzer bezeichnen. Es zeichnet sich bereits ab, dass nun der Iran, der sich als Schutzmacht der Schiiten versteht, Kämpfer gegen Isis in Stellung bringen wird. Damit ist eine Ausweitung des Konflikts noch wahrscheinlicher.
Zudem fürchten Experten wie Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin, dass die Extremisten auch Ziele in Europa im Blick haben. Im „Morgenmagazin“ von ARD und ZDF sagte er am Montag, die Isis wolle wohl auch Spanien „befreien“. „Sie sind eine konkrete Gefahr hier für uns in Europa.“
Zu dieser Einschätzung passt, dass die spanische Polizei am Montag meldete, sie habe eine Terrorgruppe ausgehoben, die Kämpfer für Isis rekrutierte.
Dieser Erfolg der Terroristen hat seinen Hintergrund in der irakischen Geschichte. Es gibt ernst zu nehmende Berichte, dass die Isis-Kämpfer diesen Vormarsch nicht allein geschafft haben, sondern mit Hilfe von Anhängern des 2003 gestürzten und 2006 hingerichteten irakischen Ex-Präsidenten Saddam Hussein.
Die Nakschbandi-Miliz, die aus der damaligen Baath-Partei Saddam Husseins hervorging, soll eine Zweckallianz mit Isis eingegangen sein, berichtete der Sender BBC. Der „Süddeutschen Zeitung“ sagte ein irakischer Kurdenpolitiker, außer Baathisten kämpften auch Stammesleute und weitere Teile der Bevölkerung auf der Seite von Isis.
Der Politiker hält dem Zeitungsbericht nach den ehemaligen Vizepräsidenten Husseins, Izzet Ibrahim al-Duri für einen der führenden Köpfe hinter den jüngsten Ereignissen. Denn er könne auf die ehemaligen hohen Offiziere Saddams zählen, die 2003 ihren Job verloren hatten.
Saddam Hussein war Sunnit, unter seiner Herrschaft wurden die Schiiten im Land benachteiligt. Nach seinem Sturz passierte die gleiche Ungerechtigkeit in umgekehrter Richtung. Deswegen hat der aktuelle irakische Regierungschef Nuri al-Maliki, ein Schiit, auch keinen guten Ruf unter der sunnitischen Bevölkerung.
Nun kann man den jüngsten Terror nicht den keinesfalls USA in allein die Schuhe schieben – doch Kommentatoren haben gute Argumente, die den USA eine Mitverantwortung zuschreiben. „Der Aufstieg der Gruppe ist direkt mit dem amerikanischen Vermächtnis im Irak verbunden“, schreibt die „New York Times“.
Hussein wurde mit Hilfe der USA gestürzt, die einmarschiert waren, weil sie den Irak verdächtigten Massenvernichtungswaffen zu besitzen und Al-Qaida zu unterstützen.
Nach seinem Sturz sorgten die USA dafür, dass die irakischen Soldaten von heute auf morgen ihren Job verloren. Dabei sei die Armee die einzige Organisation gewesen, in der „Sunniten, Schiiten und Kurden zusammenhielten“, schreibt die österreichische Zeitung „Die Presse“.
Jetzt kämpfen Sunniten wieder gegen Schiiten, frustrierte Ex-Soldaten haben sich den Isis-Kämpfern angeschlossen. Dazu kommen die vielen von den USA inhaftierten Iraker, unter denen die Dschihadisten leicht Rekruten finden konnten. Auch der Isis-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi war einst in US-Gefangenschaft.
Dann, so kritisiert „Die Presse“, hätten die Amerikaner kein schlüssiges Konzept zum Wiederaufbau der Irak vorgelegt. Bis heute herrscht zwischen den Volksgruppen bestenfalls ein brüchiger Frieden. Eine Rolle spielte, dass die alte Unrechtspolitik unter neuen Vorzeichen fortgesetzt wurde, also nun die schiitischen Provinzen stärker von der neuen schiitischen Regierung gefördert wurden und sich die Sunniten zu Recht benachteiligt fühlten.
Außerdem gehen Experten davon aus, dass die Amerikaner sich zu früh aus dem Irak zurückgezogen haben, auch aufgrund der Stimmung in der heimischen Bevölkerung. Das sagte der Konfliktforscher Christian Hacke im Deutschlandfunk. Die Amerikaner hätten 2011 nicht hart genug mit al-Maliki verhandelt, so dass dieser durchsetzen konnte dass die Amerikaner das Land verlassen.
Des Weiteren hätten die Amerikaner, so vermutet es die „New York Times“, die die Lage womöglich unterschätzt oder heruntergespielt. 2007 stockten die USA ihre Truppen auf und es wurde verhältnismäßig friedlich in den sunnitischen Provinzen.
„Selbstzufrieden klopften sich die Generäle im Pentagon und die Außenpolitiker im Weißen Haus und im Kongress auf die Schultern. Doch tatsächlich sorgten weniger die zusätzlichen US-Soldaten für Ruhe als vielmehr die sunnitischen Milizen, von denen viele zuvor noch gegen die Amerikaner gekämpft hatten“, schreibt „Die Presse“.
2012, als die Anzahl der ermordeten Zivilisten tatsächlich stieg, habe der Sicherheitsberater von Vizepräsident Joe Biden noch geschrieben, die Gewalt im Irak sei auf einem „historischen Tief“, merkt die „New York Times an.“
Die Isis gab sogar Berichte über ihre terroristischen Fortschritte heraus.
Ein Analyst des Institute for the Study of War schreibt, die militärische Kontrolle hätten sie bereits 2012 ausgeübt
Kritiker werfen Obama außerdem vor, dass die Terroristen sich nicht hätten so ausbreiten können, hätte er zugestimmt, die moderateren Assad-Gegner zu bewaffnen. Denn die Isis ist auch in Syrien extrem aktiv.
Um die Dimension der aktuellen Entwicklungen – und damit der US-Verantwortung – zu umreißen, muss man vorweg eines wissen: Die Kämpfer der Gruppe drohen nicht nur den chronisch instabilen Irak, sondern den ganzen Nahen Osten in Flammen zu setzen – und sie stellen eine Gefahr für Europa dar.
Ziel der Terroristen ist ein sunnitisch-islamistischer Großstaat, wie unter anderem aus ihrem Namen hervorgeht: Islamischer Staat im Irak und (Groß-)Syrien (Isis) beziehungsweise Islamischer Staat im Irak und der Levante (Isil). Damit sind also Jordanien, Palästina und der Libanon in ihrem Visier. Jordanien verstärkt bereits seine Truppenpräsenz an der Grenze.
Lesen Sie auch: Isis-Terroristen feiern Massenhinrichtung
Zu den Feinden der sunnitischen Kämpfer zählen insbesondere alle schiitischen Muslime, die sie als Ketzer bezeichnen. Es zeichnet sich bereits ab, dass nun der Iran, der sich als Schutzmacht der Schiiten versteht, Kämpfer gegen Isis in Stellung bringen wird. Damit ist eine Ausweitung des Konflikts noch wahrscheinlicher.
Zudem fürchten Experten wie Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin, dass die Extremisten auch Ziele in Europa im Blick haben. Im „Morgenmagazin“ von ARD und ZDF sagte er am Montag, die Isis wolle wohl auch Spanien „befreien“. „Sie sind eine konkrete Gefahr hier für uns in Europa.“
Zu dieser Einschätzung passt, dass die spanische Polizei am Montag meldete, sie habe eine Terrorgruppe ausgehoben, die Kämpfer für Isis rekrutierte.
Lesen Sie auch: ISIS-Terroristen sagen sich von Al-Kaida los - nicht radikal genug
Dieser Erfolg der Terroristen hat seinen Hintergrund in der irakischen Geschichte. Es gibt ernst zu nehmende Berichte, dass die Isis-Kämpfer diesen Vormarsch nicht allein geschafft haben, sondern mit Hilfe von Anhängern des 2003 gestürzten und 2006 hingerichteten irakischen Ex-Präsidenten Saddam Hussein.
Die Nakschbandi-Miliz, die aus der damaligen Baath-Partei Saddam Husseins hervorging, soll eine Zweckallianz mit Isis eingegangen sein, berichtete der Sender BBC. Der „Süddeutschen Zeitung“ sagte ein irakischer Kurdenpolitiker, außer Baathisten kämpften auch Stammesleute und weitere Teile der Bevölkerung auf der Seite von Isis.
Der Politiker hält dem Zeitungsbericht nach den ehemaligen Vizepräsidenten Husseins, Izzet Ibrahim al-Duri für einen der führenden Köpfe hinter den jüngsten Ereignissen. Denn er könne auf die ehemaligen hohen Offiziere Saddams zählen, die 2003 ihren Job verloren hatten.
Auch auf HuffingtonPost.de: Terrorgruppe ISIS erobert immer weitere Teile des Iraks
Saddam Hussein war Sunnit, unter seiner Herrschaft wurden die Schiiten im Land benachteiligt. Nach seinem Sturz passierte die gleiche Ungerechtigkeit in umgekehrter Richtung. Deswegen hat der aktuelle irakische Regierungschef Nuri al-Maliki, ein Schiit, auch keinen guten Ruf unter der sunnitischen Bevölkerung.
Nun kann man den jüngsten Terror nicht den keinesfalls USA in allein die Schuhe schieben – doch Kommentatoren haben gute Argumente, die den USA eine Mitverantwortung zuschreiben. „Der Aufstieg der Gruppe ist direkt mit dem amerikanischen Vermächtnis im Irak verbunden“, schreibt die „New York Times“.
Hussein wurde mit Hilfe der USA gestürzt, die einmarschiert waren, weil sie den Irak verdächtigten Massenvernichtungswaffen zu besitzen und Al-Qaida zu unterstützen.
Lesen Sie auch: Terror-Gruppe Isis stellt Hinrichtungs-Video ins Netz - Polizist vor laufender Kamera geköpft
Nach seinem Sturz sorgten die USA dafür, dass die irakischen Soldaten von heute auf morgen ihren Job verloren. Dabei sei die Armee die einzige Organisation gewesen, in der „Sunniten, Schiiten und Kurden zusammenhielten“, schreibt die österreichische Zeitung „Die Presse“.
Jetzt kämpfen Sunniten wieder gegen Schiiten, frustrierte Ex-Soldaten haben sich den Isis-Kämpfern angeschlossen. Dazu kommen die vielen von den USA inhaftierten Iraker, unter denen die Dschihadisten leicht Rekruten finden konnten. Auch der Isis-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi war einst in US-Gefangenschaft.
Dann, so kritisiert „Die Presse“, hätten die Amerikaner kein schlüssiges Konzept zum Wiederaufbau der Irak vorgelegt. Bis heute herrscht zwischen den Volksgruppen bestenfalls ein brüchiger Frieden. Eine Rolle spielte, dass die alte Unrechtspolitik unter neuen Vorzeichen fortgesetzt wurde, also nun die schiitischen Provinzen stärker von der neuen schiitischen Regierung gefördert wurden und sich die Sunniten zu Recht benachteiligt fühlten.
Lesen Sie auch: USA behalten sich direkte militärische Reaktion gegen Isis-Terroristen
Außerdem gehen Experten davon aus, dass die Amerikaner sich zu früh aus dem Irak zurückgezogen haben, auch aufgrund der Stimmung in der heimischen Bevölkerung. Das sagte der Konfliktforscher Christian Hacke im Deutschlandfunk. Die Amerikaner hätten 2011 nicht hart genug mit al-Maliki verhandelt, so dass dieser durchsetzen konnte dass die Amerikaner das Land verlassen.
Des Weiteren hätten die Amerikaner, so vermutet es die „New York Times“, die die Lage womöglich unterschätzt oder heruntergespielt. 2007 stockten die USA ihre Truppen auf und es wurde verhältnismäßig friedlich in den sunnitischen Provinzen.
„Selbstzufrieden klopften sich die Generäle im Pentagon und die Außenpolitiker im Weißen Haus und im Kongress auf die Schultern. Doch tatsächlich sorgten weniger die zusätzlichen US-Soldaten für Ruhe als vielmehr die sunnitischen Milizen, von denen viele zuvor noch gegen die Amerikaner gekämpft hatten“, schreibt „Die Presse“.
Lesen Sie auch: Terror vor Bagdad: Isis-Kämpfer wollen irakische Hauptstadt stürmen
2012, als die Anzahl der ermordeten Zivilisten tatsächlich stieg, habe der Sicherheitsberater von Vizepräsident Joe Biden noch geschrieben, die Gewalt im Irak sei auf einem „historischen Tief“, merkt die „New York Times an.“
Die Isis gab sogar Berichte über ihre terroristischen Fortschritte heraus.
Ein Analyst des Institute for the Study of War schreibt, die militärische Kontrolle hätten sie bereits 2012 ausgeübt
Kritiker werfen Obama außerdem vor, dass die Terroristen sich nicht hätten so ausbreiten können, hätte er zugestimmt, die moderateren Assad-Gegner zu bewaffnen. Denn die Isis ist auch in Syrien extrem aktiv.