DRESDEN - Nach dem spektakulären Tötungsfall in Sachsen und dem Fund einer zerstückelten Leiche sucht die Polizei weiter den Tatort ab. "Die Tatortarbeit ist noch nicht abgeschlossen", sagte Oberstaatsanwalt Lorenz Haase am Samstag. Sie werde wohl noch die nächsten Tage andauern.
Ersten Erkenntnissen der Ermittler zufolge hatte ein Hauptkommissar des Landeskriminalamts das Opfer, einen Geschäftsmann aus Hannover, auf dessen Wunsch getötet und die Leichenteile dann auf seinem Grundstück in Reichenau (Osterzgebirge) vergraben. Nach der Obduktion der Körperteile am Freitag sei ihm noch kein Ergebnis bekannt, sagte der Oberstaatsanwalt.
Getötet auf eigenen Wunsch?
Der 55-jährige Hauptkommissar soll sich Anfang November mit dem 59-jährigen Opfer getroffen haben. Der Polizist hat die Tat gestanden, bestreitet aber sexuelle oder kannibalistische Motive. Er habe den anderen Mann getötet, weil dieser sich das gewünscht habe. Er hat den Beamten Stellen gezeigt, an denen er die Überreste seines Opfers verscharrte.
Medienberichten zufolge engagierte sich das Opfer aus Hannover für die CDU in der Kommunalpolitik. Kannibalismus-Spekulationen waren aufgetaucht, weil die Männer sich in einem entsprechenden Internetforum kennengelernt hatten. Außerdem gaben mehrere Bekannte des getöteten Mannes bei der Polizei an, dass dieser nach eigenen Aussagen schon seit der Jugend die Fantasie gehegt habe, sich von einem Menschen töten und verspeisen zu lassen.
Der Chronologie des Verbrechens zufolge hatten sich Opfer und Täter für den 4. November verabredet. In einer E-Mail soll es konkret um eine Tötung an diesem Tag gegangen sein. Der 59-Jährige - Geschäftsführer einer Unternehmensberatung in Hannover - fuhr an diesem Morgen zunächst mit dem Bus nach Berlin. Von da ging es weiter mit dem Fernbus nach Dresden. Hier traf er gegen 15.15 Uhr ein und wartete dann auf seinen Mörder, der etwa eine halbe Stunde später kam. Zusammen fuhren beide mit dem Auto in das Wohnhaus nach Reichenau. Es wird auch als Pension betrieben, Gäste soll es zu diesem Zeitpunkt aber nicht gegeben haben.
"Grauenvollste Fantasien"
Der Fall zeige, "wie Menschen mit den grauenvollsten Fantasien im Internet zusammentreffen und dabei ihre Perversionen in immer krasserer Form ausleben", sagte der Dresdner Polizeipräsident Dieter Kroll. 99 Prozent der Betroffenen bezögen ihre Lust allerdings allein aus dem Austausch von Informationen. "In diesem Fall wurden mehrere Grenzen überschritten", sagte Kroll und nannte als Beispiel eine "bizarre Behandlung" des Leichnams: "Das hat wenige Beispiele."
Fragen und Antworten zum Thema Kannibalismus
Was ist Kannibalismus?
Wenn Menschen Menschenfleisch essen, nennt man das Kannibalismus (Anthropophagie). Es gibt verschiedene Ausprägungen. Bekannt sind zum Beispiel Fälle, in denen Menschen etwa nach Unglücken das Fleisch von anderen aßen, um zu überleben. Darüber hinaus gibt es Kannibalismus als Bestattungsritus: In einer Zeremonie trinken Hinterbliebene einen Trank aus speziell zubereiteter Knochenasche von Toten. Der rituelle Kannibalismus ist aus Südamerika, Ozeanien und Afrika bekannt. Dass Menschen gezielt gejagt und getötet wurden, um sich deren Fertigkeiten und Eigenschaften "einzuverleiben", bezweifeln Experten.
Wie häufig ist Kannibalismus in Deutschland?
Laut Bundeskriminalamt sind bundesweit nur Einzelfälle bekannt. Nach Angaben des Psychologen und Direktors der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden, Rudolf Egg, kann Kannibalismus als Mord oder als Totschlag gewertet werden. Sollte jemand aus der Not heraus Menschenfleisch essen, um zu überleben, wäre das Egg zufolge vermutlich keine Straftat. Es gibt keine Schätzungen, wie viele Kannibalismus-Fälle im Dunkeln bleiben.
Welche Fälle gab es zum Beispiel?
In jüngerer Zeit hat vor allem der "Kannibale von Rotenburg" großes Aufsehen erregt. Der damals 44-Jährige wurde im Jahr 2006 zu lebenslanger Haft wegen Mordes verurteilt. Er hatte 2001 einen Mann getötet und teilweise gegessen. 2011 wurde der Doppelmörder von Bodenfelde zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er zwei Jugendliche getötet, Blut getrunken und kleine Mengen an Menschenfleisch verzehrt hatte. Im Mai 2013 berichtete in den USA das Forschungsinstitut Smithsonian, dass die ersten dauerhaften englischen Siedler in Amerika aus der Not heraus im Hungerwinter 1609/1610 ein 14 Jahre altes Mädchen gegessen hätten.
Wie wird ein Mensch zum Kannibalen?
Egg weist darauf hin, dass sich bei dem "Kannibalen von Rotenburg" dessen sexuelle Abweichung schon in der Pubertät gezeigt habe. Dass jemand aber tatsächlich das Fleisch von Menschen isst, passiere sehr selten. Es gebe allerdings schätzungsweise mehrere hundert Leute, die Internetforen besuchten, in denen es um Kannibalismus geht - dies bedeute aber nicht, dass sie auch zur Tat schritten.
Ersten Erkenntnissen der Ermittler zufolge hatte ein Hauptkommissar des Landeskriminalamts das Opfer, einen Geschäftsmann aus Hannover, auf dessen Wunsch getötet und die Leichenteile dann auf seinem Grundstück in Reichenau (Osterzgebirge) vergraben. Nach der Obduktion der Körperteile am Freitag sei ihm noch kein Ergebnis bekannt, sagte der Oberstaatsanwalt.
Getötet auf eigenen Wunsch?
Der 55-jährige Hauptkommissar soll sich Anfang November mit dem 59-jährigen Opfer getroffen haben. Der Polizist hat die Tat gestanden, bestreitet aber sexuelle oder kannibalistische Motive. Er habe den anderen Mann getötet, weil dieser sich das gewünscht habe. Er hat den Beamten Stellen gezeigt, an denen er die Überreste seines Opfers verscharrte.
Medienberichten zufolge engagierte sich das Opfer aus Hannover für die CDU in der Kommunalpolitik. Kannibalismus-Spekulationen waren aufgetaucht, weil die Männer sich in einem entsprechenden Internetforum kennengelernt hatten. Außerdem gaben mehrere Bekannte des getöteten Mannes bei der Polizei an, dass dieser nach eigenen Aussagen schon seit der Jugend die Fantasie gehegt habe, sich von einem Menschen töten und verspeisen zu lassen.
Der Chronologie des Verbrechens zufolge hatten sich Opfer und Täter für den 4. November verabredet. In einer E-Mail soll es konkret um eine Tötung an diesem Tag gegangen sein. Der 59-Jährige - Geschäftsführer einer Unternehmensberatung in Hannover - fuhr an diesem Morgen zunächst mit dem Bus nach Berlin. Von da ging es weiter mit dem Fernbus nach Dresden. Hier traf er gegen 15.15 Uhr ein und wartete dann auf seinen Mörder, der etwa eine halbe Stunde später kam. Zusammen fuhren beide mit dem Auto in das Wohnhaus nach Reichenau. Es wird auch als Pension betrieben, Gäste soll es zu diesem Zeitpunkt aber nicht gegeben haben.
"Grauenvollste Fantasien"
Der Fall zeige, "wie Menschen mit den grauenvollsten Fantasien im Internet zusammentreffen und dabei ihre Perversionen in immer krasserer Form ausleben", sagte der Dresdner Polizeipräsident Dieter Kroll. 99 Prozent der Betroffenen bezögen ihre Lust allerdings allein aus dem Austausch von Informationen. "In diesem Fall wurden mehrere Grenzen überschritten", sagte Kroll und nannte als Beispiel eine "bizarre Behandlung" des Leichnams: "Das hat wenige Beispiele."
Fragen und Antworten zum Thema Kannibalismus
Was ist Kannibalismus?
Wenn Menschen Menschenfleisch essen, nennt man das Kannibalismus (Anthropophagie). Es gibt verschiedene Ausprägungen. Bekannt sind zum Beispiel Fälle, in denen Menschen etwa nach Unglücken das Fleisch von anderen aßen, um zu überleben. Darüber hinaus gibt es Kannibalismus als Bestattungsritus: In einer Zeremonie trinken Hinterbliebene einen Trank aus speziell zubereiteter Knochenasche von Toten. Der rituelle Kannibalismus ist aus Südamerika, Ozeanien und Afrika bekannt. Dass Menschen gezielt gejagt und getötet wurden, um sich deren Fertigkeiten und Eigenschaften "einzuverleiben", bezweifeln Experten.
Wie häufig ist Kannibalismus in Deutschland?
Laut Bundeskriminalamt sind bundesweit nur Einzelfälle bekannt. Nach Angaben des Psychologen und Direktors der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden, Rudolf Egg, kann Kannibalismus als Mord oder als Totschlag gewertet werden. Sollte jemand aus der Not heraus Menschenfleisch essen, um zu überleben, wäre das Egg zufolge vermutlich keine Straftat. Es gibt keine Schätzungen, wie viele Kannibalismus-Fälle im Dunkeln bleiben.
Welche Fälle gab es zum Beispiel?
In jüngerer Zeit hat vor allem der "Kannibale von Rotenburg" großes Aufsehen erregt. Der damals 44-Jährige wurde im Jahr 2006 zu lebenslanger Haft wegen Mordes verurteilt. Er hatte 2001 einen Mann getötet und teilweise gegessen. 2011 wurde der Doppelmörder von Bodenfelde zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er zwei Jugendliche getötet, Blut getrunken und kleine Mengen an Menschenfleisch verzehrt hatte. Im Mai 2013 berichtete in den USA das Forschungsinstitut Smithsonian, dass die ersten dauerhaften englischen Siedler in Amerika aus der Not heraus im Hungerwinter 1609/1610 ein 14 Jahre altes Mädchen gegessen hätten.
Wie wird ein Mensch zum Kannibalen?
Egg weist darauf hin, dass sich bei dem "Kannibalen von Rotenburg" dessen sexuelle Abweichung schon in der Pubertät gezeigt habe. Dass jemand aber tatsächlich das Fleisch von Menschen isst, passiere sehr selten. Es gebe allerdings schätzungsweise mehrere hundert Leute, die Internetforen besuchten, in denen es um Kannibalismus geht - dies bedeute aber nicht, dass sie auch zur Tat schritten.