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Die 4 Sünden im Arbeitsalltag von Zalando - Fernseh-Enthüllung nach Undercover-Recherche

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Das Online-Vertriebsunternehmen Zalando steht nach einem Enthüllungsbericht im Fernsehen öffentlich am Pranger. Die verdeckte Recherche einer RTL-Journalistin hat gravierende Missstände für Beschäftigte im Arbeitsalltag aufgedeckt.

Eine Reporterin des Magazins "Extra" hatte sich bei Zalando drei Monate lang als Lagerarbeiterin am Standort Erfurt eingeschleust. Ihre Eindrücke liefern erschreckende Erkenntnisse. Bespitzelung, Gängelung und Verstöße gegen das Arbeitsrecht - all das scheint bei Zalando gängige Geschäftspraxis zu sein. Die Huffington Post nennt die 4 größten Sünden im Arbeitsalltag:


Systematischer Leistungsdruck


In den riesigen Lagerhallen des Vertiebsunternehmens werden die Beschäftigten zu wahren Fleißarbeitern. Weil sie dazu gedrängt werden. Mithilfe eines geheimen Schrittzählers hat die Journalistin die Wegstrecke gemessen, die die Zalando-Mitarbeiter zurücklegen: 20 bis 25 Kilometer sind an der Tagesordnung - an Spitzentagen erreichen sie sogar 27. Und all das für einen Stundenlohn von 8,79 Euro.

Noch viel schlimmer erscheint der systemmatische Leistungsdruck, den der Bericht vermittelt. Vorgesetzte konfrontieren Beschäftigte mehrmals täglich mit Anforderungen und Stückzahlen. Wer nicht von sich aus spurt, wird auf Akkordarbeit getrimmt. Obwohl der Arbeitsvertrag für jeden Langerarbeiter lediglich eine 40-Stunden-Pauschale ausweist.



An auftragsschwachen Tagen werden die Wegstrecken der Beschäftigten gezielt verlängert, um sie am Laufen zu halten und Pausenzeiten tunlicht zu vermeiden. Sitzende Belegschaft, so bekennt die Undercover-Reporterin in ihrem Beitrag, sei bei Teamleitern von Zalando verpönt.



Kontrollwahn


Zur Erfassung des Umsatzes setzt das Vertriebsunternehmen auf Warenscanner, mit denen verarbeitete Stückzahlen messen lassen. Das System wird offenbar aber auch gezielt zur Überwachung der Arbeitsfrequenz und -effizienz von Mitarbeitern eingesetzt.

Datenerfassung, die Rückschlüsse auf Leistungen von Mitarbeitern zulässt, ist laut Datenschutzrecht eindeutig verboten.

Doch das ist nicht das einzige Merkmal des Kontrollwahns in Zalando-Lagern. Sogar der Gang zur Toilette steht unter strenger Beobachtung. Zudem müssen sich Beschäftigte regelmäßig Diebstahlkontrollen unterziehen. Beim Verlassen des Gebäudes werden sie willkürlich in einen Nebenraum zitiert und von Sicherheitskräften mit Detektoren abgescannt. Das Recht auf Personenkontrollen nimmt sich das Online-Unternehmen ausdrücklich durch eine Bestimmung in einer Dienstanweisung heraus, obwohl Arbeitsrechtsexperten sie übereinstimmend für unzulässig erachten.




Kaum ein Tag ohne Krankenwagen


Durch den Knochenjob in den endlos langen Lagerhallen erleiden die Beschäftigten bei Zalando regelmäßig gesundheitliche Beeinträchtigungen. Staubhusten, Kreislaufzusammenbrüche - die Undercover-Journalistin selbst ist betroffen gewesen. Den Eindruck, den ihr Bericht vermittelt: Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht der Rettungswagen anrollt.

Als die „Extra"-Reporterin einen Kollaps erleidet, wird ihr medizinische Hilfe verwehrt. Stattdessen präsentiert ihr ihr Arbeitgeber eine Verzichtserklärung, mit der sie Zalando von dem Versicherungsschutz entbinden soll. Unter Rechtsexperten gilt ein solches Verhalten als eindeutiger Verstoß gegen die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers.



Bespitzelung durch Kollegen


„Traue keinem Kollegen, denn du weißt nicht, was er tut.” Dieser Leitspruch hilft Beschäftigten womöglich, bei Zalando nicht auf die Abschussliste zu geraten. Denn Bespitzelung ist in dem Online-Unternehmen offenbar usus - selbst wenn es der Kollege vom Nachbarregal ist.

Hintergrund der Spionagemaßnahme: Zalando gilt als sehr gewerkschaftskritisch. Beschäftigte, die gewerkschaftlich organisiert sind, stehen grundsätzlich auf der roten Listen. Aus diesem Grund, so suggeriert es der Fernsehbericht, setzt Zalando offenbar gezielt sogenannte „Mentoren" ein. Sie sollen Kollegen ausspähen und etwas über ihre gewerkschaftliche Gesinnung oder zum Thema Betriebsrat herausfinden.

Und nicht nur das: Jedem Beschäftigten, der einen Kollegen wegen Diebstahls verpetzt, erhält 500 Euro - als Belohnung.


Die Reaktion des Unternehmens:

Zalando wollte sich weder auf telefonische noch auf schriftliche Anfrage der HuffPost zu den Vorwürfen äußern.

In einer auf der Unternehmens-Homepage verbreiteten Stellungnahme erklärte Geschäftsführer David Schröder, dass die Darstellung des Fernsehberichtes „in keiner Weise der Unternehmenskultur und Mitarbeiterstimmung in der Logistik von Zalando” entspreche. Ziel und Anspruch bei Zalando sei es, ein guter und verantwortungsvoller Arbeitgeber zu sein, bei dem jeder einzelne Mitarbeiter mitdiskutieren und mitgestalten könne.


Auch auf HuffingtonPost.de: Sports Illustrated - 50 Geburtstag der Bademodeausgabe



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