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Kinderhandel - das schmutzige Geschäft mit Minderjährigen im Fußball

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Der FC Barcelona hat gewonnen, was es zu gewinnen gab, national und international. Und das mit technisch überragender Spielweise, die andere Vereine weltweit zu kopieren versuchten, aber nie erfolgreich waren. Der spanische Topklub gilt als das Maximum in der Fußballwelt, als Vorreiter eines neuen Stils, als Vorbild.

Vor ein paar Tagen war der FC Barcelona mal wieder in der Öffentlichkeit, aber nicht wegen seiner fußballerischen Klasse. Der Verein wurde vom Weltfußballverband Fifa mit einer Transfersperre bestraft, weil er mit minderjährigen Fußballern handelte. Die Sache ist: Auch wenn der Fall riesige Aufmerksamkeit bekam, ist Barcelona kein Vorreiter, sondern anders als sonst nur ein Klub von vielen. Der Kinderhandel im Fußball blüht.

Bekannte Fälle waren das elfjährige Ausnahmetalent Jeremy Boga, das der FC Chelsea vom ASPTT Marseille kaufte. Oder der siebenjährige Sohn des niederländischen Fußballstars Robin van Persie, zu dem Arsenal London bereits Kontakt aufgenommen hat. Oder eben der zehnjährige Take Kubo, um den der FC Barcelona das Rennen gewonnen hat.

"Die Bindung an die Familie ist extrem wichtig"

Was die Vereine nicht bedenken: Die Kicker sind in einer Lebensphase, die enorm wichtig für die persönliche Entwicklung ist. "Es ist kritisch, wenn Kinder und Jugendliche aus ihrem familiären Umfeld gerissen werden" sagt Gerd Mietzel, Professor für Entwicklungspsychologie an der Uni Duisburg/Essen, der Huffington Post. "Gerade die Bereiche im Gehirn, die für Planung und Organisation zuständig sind, sind in dem Alter noch nicht entwickelt. Die Bindung an die Familie ist für die meisten jungen Menschen extrem wichtig.“

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(Junge Nachwuchs-Fußballer des FC Barcelona mit ihrem Idol Neymar. Quelle: Getty)

Den Top-Klubs ist das egal. Für sie sind die Mini-Kicker lediglich eine Art Investment - in der Hoffnung, dass aus den jungen Menschen irgendwann einmal Superstarts werden, die die Kassen durch Fanartikel-Verkäufe füllen. Mietzel sieht das kritisch. Die wichtigste Frage bei Kindern und Jugendlichen sei immer, wer ihnen Halt im Leben gibt. "Der Umgang mit Gleichaltrigen ist zwar auch wichtig, trotzdem brauchen Jugendliche ältere Bezugspersonen, die Verantwortung übernehmen. Ein Wechsel zu einem Profifußball-Klub kann daher durchaus schädlich für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sein", sagt Mietzel.

Länderübergreifende Talente-Transfers sind gängige Praxis, seitdem in den 1990er-Jahren die Beschränkungen fielen, die die Zahl der ausländischen Spieler in einer Profimannschaft festlegte. In Südamerika, Asien und Afrika wird das rücksichtslose Geschäft mit Minderjährigen im großen Stil betrieben.

"Für ein Wunderkind zahlen die Klubs bis zu sieben Millionen Euro"

Besonders afrikanische Kinder werden skrupellos nach Europa gelockt. Mittlerweile gibt es eine regelrechte Industrie um die Fußballtalente. „Tausende Talentscouts durchkämmen die provisorischen Fußballplätze in Afrika, immer auf der Suche nach dem einen fantastischen Spieler, der dem Scout zu Reichtum verhelfen kann", schreiben die norwegischen Journalisten Lars Madsen und Jens Johansson in ihrem Buch ("Der verschwundene Diamant") über Kinderhandel im Fußball. "Für so ein Wunderkind zahlen die Klubs zwischen sechs und sieben Millionen Euro".

Laut Madsen und Johansson sollen sich etwa 20.000 Kinder in Europa aufhalten, denen eine rosige Zukunft versprochen wurde, die jedoch nie zur Realität wurde. Einige schaffen es wieder zurück in ihre Heimat, vielen gelingt das allerdings nicht. „Wir haben viele Schicksale kennengelernt. Die Kinder leben auf der Straße, manche arbeiten illegal, manche sind Prostituierte", schreiben die Journalisten.

Laut Fifa-Artikel 19 darf ein Spieler nur international transferiert werden, wenn er mindestens 18 Jahre alt ist. Es gibt allerdings ein paar Ausnahmen: Wenn die Eltern des Spielers aus Gründen, die nichts mit dem Fußball zu tun haben, Wohnsitz im Land des neuen Vereins nehmen, geht der Transfer in Ordnung. Das Gleiche gilt, wenn die Distanz zwischen Wohnort des Spielers und Sitz des Vereins höchstens 100 Kilometer beträgt. Oder aber, wenn der Wechsel innerhalb der EU stattfindet und der Spieler mindestens 16 ist.

Andere Vereine könnten schon längst zugeschlagen haben

Die Konkurrenz ist groß. Es reicht für Vereine mittlerweile nicht mehr aus, Fußballer zu sich zu holen, wenn sie erwachsen sind. Weil sie dann schon lange nicht mehr auf dem Markt sind. Andere Klubs könnten schon längst zugeschlagen haben.

Wenn ein Siebenjähriger auf irgendeinem Bolzplatz in Südamerika ein Tor schießt, das man sonst eher von Superstars wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo oder Franck Ribéry gewöhnt ist, und irgendwer ein Video davon bei Youtube postet, dann muss er damit rechnen, dass sich relativ bald Spielerberater bei seiner Familie melden. Sie erzählen bettelarmen Eltern Märchen vom europäischen Fußball-Paradies, die so verlockend klingen, aber meistens Märchen bleiben.

Es gibt sogar Unternehmen, die den Vereinen die Arbeit abnehmen. Sie sitzen zum Beispiel in Brasilien, scouten dort Talente und geben Vereinen schließlich das Geld für einen geplanten Spieler-Transfer. Im Gegenzug sichert sich die Firma das Recht, am Weiterverkauf des Spielers mitzukassieren. Zu welchem Anteil ist Verhandlungssache.

"Ein Kind zu bezahlen, damit es gegen einen Ball tritt, unterscheidet sich kaum davon, ein Kind zu bezahlen, am Fließband zu arbeiten. In beiden Fällen handelt es sich um die Ausbeutung von Minderjährigen", hat Michel Platini gesagt, der Präsident des europäischen Fußballverbands Uefa. Das ist eine löbliche Sicht der Dinge. Nennenswerte Unternehmungen, die Ausbeutung zu stoppen, sind von Platini aber nicht bekannt.



Auch auf HuffingtonPost.de: Barcelona und Real Madrid jagen den Mini-Messi


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