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NSU-Prozess: Polizei war Beate Zschäpe dicht auf den Fersen

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MÜNCHEN - Die sächsische Polizei war den drei mutmaßlichen NSU-Terroristen einst dicht auf den Fersen - ohne es zu wissen. Das bestätigte am Montag die Aussage eines Beamten der Zwickauer Kriminalpolizei im Münchner NSU-Prozess.

Der Polizist berichtete, wie er nach einem Wasserschaden in einer Zwickauer Wohnung eine Nachbarin befragte. Dabei handelte es sich laut Anklage um die Hauptangeklagte Beate Zschäpe.

Zeugin Zschäpe benutzte einen Tarnnamen

Die Frau sei ihm als Lisa Dienelt vorgestellt worden, habe sich aber dann in ihrer Befragung Susann E. genannt, sagte der Beamte. Sie habe sich als eine Bekannte des Mieters Matthias Dienelt ausgegeben. Sowohl Lisa Dienelt als auch Susann E. waren Tarnnamen Zschäpes.

Doch obwohl es anfangs wegen der verschiedenen Namen eine „etwas komische Sache" gewesen sei, wurde der Polizist nicht misstrauisch. „Ich habe die Frau vernommen, die mir dir Tür geöffnet hat und die zwei Tage später dann auch erschienen ist auf der Dienststelle", erklärte er. Er habe in der Woche sehr wenig Zeit gehabt. Zudem sei die Frau für seine Ermittlungen aufgrund ihrer Aussage als Zeugin ausgefallen.

Die Begegnung fand rund vier Monate vor dem letzten von zehn Morden statt, die der rechtsextremen Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) zugeschrieben werden: dem Mord an einer Heilbronner Polizistin. Dem NSU werden neben den Morden auch zwei Sprengstoffanschläge zur Last gelegt. Zschäpe ist als Mittäterin bei allen Anschlägen angeklagt.

Angeklagte erschien sogar auf der Dienststelle

Auf der Polizeidienststelle erschien Zschäpe laut Anklage zusammen mit dem Mitangeklagten André E., der sich als ihr Ehemann ausgab. „Er war halt gleich mit da", berichtete der Beamte. „Sie sagten, sie kümmern sich in der Wohnung um die Katzen, weil Dienelt oft weg sei." Das ganze sei eine „Standardvernehmung" und dazu sehr kurz gewesen. Für den Beamten war die Sache damit erledigt - und Zschäpe und André E. verließen die Polizeidienststelle unbehelligt.

Eine Beamtin des Bundeskriminalamts berichtete am Montag unter anderem über die Tage zwischen dem Selbstmord von Böhnhardt und Mundlos und Zschäpes Gang zur Polizei, wo sie sich am 8. November 2011 stellte. Die Polizistin berichtete von einem Anruf Zschäpes auf der Mobilnummer von André E. sowie von ihren Anrufen bei Böhnhardts und Mundlos' Eltern. Und sie gab Zeuganaussagen wieder, wonach Zschäpe in dieser Zeit sehr durcheinander und nervös gewesen sei.

Lockere Atmosphäre - wie im Zugabteil

Zudem berichtete die Ermittlerin von zwei mehrstündigen Unterhaltungen mit Zschäpe - auf einem Transport, mit dem Zschäpe im Sommer 2012 zu einem Besuch bei ihrer Mutter und Großmutter gebracht wurde, begleitet von Beamten. „Frau Zschäpe machte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass sie nicht sprechen wollte." Es sei eine sehr lockere Atmosphäre gewesen, etwa wie in einem Zugabteil.

Nur einmal habe es eine „Veränderung" gegeben: als man an Jena vorbeigefahren sei und ein Beamter gesagt habe, das sei doch da, wo Uwe Böhnhardt aufgewachsen sei. „Als wir auf der Höhe waren, haben wir auch dorthin geguckt - woraufhin Frau Zschäpe sehr ruhig geworden ist für längere Zeit. Das haben wir auch nicht unterbrochen."

Zschäpes Verteidigung forderte, die Aussage der Beamtin für das Urteil nicht zu verwerten. Es habe sich eigentlich um eine Vernehmung gehandelt; hierüber sei Zschäpe jedoch nicht ausreichend belehrt worden. Die Beamtin betonte in dem Zusammenhang, sie habe Zschäpe explizit darauf hingewiesen, dass es keine Vernehmung sei - habe aber auch gesagt, dass man sich für die Ermittlungen Notizen mache.

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