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Krim-Krise ziwschen Russland und Ukraine: Halb Europa zittert vor dem Krieg

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Genau 25 Jahre ist es her, als sich die Welt zu verändern begann. Damals flammten die ersten Demonstrationen in den Staaten des Warschauer Paktes auf, den Anfang machte im Februar 1989 Polen. Ziele des Protests waren die von Moskau aus gesteuerten kommunistischen Regierungen. Die meisten Proteste verliefen gewaltlos, nur in Litauen intervenierte die Sowjetunion militärisch.

Bis heute gilt die friedliche Revolution von 1989 als ein Glücksfall der Geschichte. Umso mehr kommen in den Ländern des ehemaligen Ostblocks derzeit alte Ängste hoch: Auf der Krim könnte die erste russische Invasion in ein osteuropäisches Land seit dem Ende der Sowjetunion bevorstehen.

Besonders brisant ist die Lage im Baltikum: In Estland und Lettland leben große Minderheiten von ethnischen Russen, die vom Sowjetregime dort nach dem Zweiten Weltkrieg angesiedelt wurden und jeweils etwa ein Viertel der Bevölkerung ausmachen. Beide Staaten gehörten in der Europäischen Union zu denen, die schon früh einen harten Kurs gegen die russische Interventionspolitik forderten. Estlands Präsident Toomas Hendrik Ilves hat für den heutigen Sonntag den nationalen Sicherheitsrat einberufen. Dabei soll über die Konsequenzen aus der Krim-Krise beraten werden.




In der Vergangenheit war es in Estland immer wieder zu Spannungen zwischen der Regierung und den Angehörigen der russischen Minderheit gekommen, zuletzt 2007, als ein altes sowjetisches Kriegerdenkmal versetzt werden sollte. Damals kam es zu tagelangen Ausschreitungen in Tallin. Sollte Russland den ethnischen Russen auf der Krim „militärischen Schutz“ gewähren, wie es offiziell heißt, sähen das Politiker im Baltikum als eindeutigen Hinweis auf die ethnischen Probleme im eigenen Land.

Litauens Außenminister Linas Linkevicius twitterte am Samstag, dass aus seiner Sicht nach der russischen Intervention auf der Krim bereits jetzt der Nato-Bündnisfall vorliege.




Auch aus Tschechien sind schrille Töne zu vernehmen. Im Netz kursiert derzeit ein Zitat des ehemaligen Außenministers Karel Schwarzenberg. Der konservative Politiker wählte einen drastischen Vergleich für die aktuellen Ereignisse. „Wenn Adolf Hitler in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein fremdes Gebiet besetzen wollte, hat er immer erklärt, dass er die dortigen Deutschen schützen müsse“, so der 76-Jährige im Interview mit der Zeitschrift „Pravo“. „Es ist eindeutig klar, dass es nicht um den Schutz russischer Bürger geht, denn niemand greift sie an, und sie sind völlig in Sicherheit.“

So unangemessen die Parallele auch sein mag, sie erzählt viel von den tief sitzenden Ängsten in Tschechien, die sich aus zwei historischen Schlüsselerfahrungen des 20. Jahrhunderts ergeben haben: Dem Einmarsch deutscher Truppen ins Sudetenland und der Niederschlagung des Prager Frühlings durch Truppen des Warschauer Paktes. Tschechiens Präsident Milos Zeman etwa sagte ganz direkt, dass ihn die Intervention auf der Krim an die Niederschlagung der Demokratiebewegung von 1968 erinnern würde.

Folgen „nicht wieder gut zu machen"

In Warschau demonstrierten am Sonntag mehrere Hundert Menschen vor der russischen Botschaft. Polens Außenminister Radek Sikorski wird derzeit in den russischen Staatsmedien, ähnlich wie sein deutscher Kollege Frank-Walter Steinmeier, für die Eskalation in der Ukraine mitverantwortlich gemacht. Die Verbundenheit der Polen mit den Ukrainern ist groß: Weite Teile der Ukraine wurden ab 1569 bis ins späte 18. Jahrhundert von Krakau und Warschau aus regiert.

Lemberg war sogar noch bis 1939 eine polnische Stadt. In den vergangenen zehn Jahren seit dem polnischen Beitritt zur EU hat sich die Regierung in Warschau immer wieder für eine weitere Osterweiterung der Europäischen Union eingesetzt. Das polnische Außenministerium sprach am Wochenende von „provozierenden Truppenbewegungen“ auf der Krim und wies darauf hin, dass die Entscheidungen in diesem tagen Folgen haben könnten, die „nicht wieder gut zu machende Folgen für die internationale Ordnung“ haben könnten.

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