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Angela Merkel in London: So haben Sie Deutsche und Briten noch nie zusammen gesehen (GIFs)

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Ausflug an die Themse! Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht an diesem Donnerstag Großbritannien, trifft die Königin und spricht vor dem Parlament.

Während die britische Presse schon lange im Voraus aufgeregt darüber philosophierte, was Merkel sagen wird, hatte in Deutschland bis zum Reisetag kaum jemand mitbekommen, dass sie überhaupt etwas sagen wird. Schließlich war die Kanzlerin doch gerade erst in Paris und in Jerusalem, sie ist eben gefragt. Der London-Besuch interessiert eher weniger. Die Hauptstadtpresse fliegt gar nicht erst mit.



Dabei kennen sich Deutsche und Briten schon so lange. Im fünften Jahrhundert nach Christus wanderten Angelsachsen aus dem Norddeutschen Tiefland in das zuvor von den römischen Truppen verlassene Großbritannien. So geht die heutige englische Sprache in ihren Wurzeln auf das Altenglisch der damals immigrierten germanischen Stämme der Angeln, Sachsen und Jüten zurück.



Im Mittelalter waren die deutsch-britischen Beziehungen schwach. Der englische König Richard Löwenherz wurde allerdings mal im Heiligen Römischen Reich festgehalten und kam erst nach der Zahlung von Lösegeld wieder frei.



Der Handel zwischen beiden Ländern begann offenbar im frühen 11. Jahrhundert. Dort ist erstmals festgehalten worden, dass rheinische Kaufleute sich in London aufhielten, die vor allem mit Wein handelten.



Deutschland ist heute der wichtigste Handelspartner Großbritanniens. Umgekehrt ist Großbritannien für Deutschland nur der fünfwichtigste Handelspartner.

Wir machen einen kleinen Sprung ans Ende des Ersten Weltkriegs. Damals versprach der britische Premierminister David Lloyd George seinem Volk, dem besiegten Deutschen Reich einen harten Frieden aufzulegen. Während der Pariser Friedenskonferenz 1919 nahmen die Briten dann aber eine moderate Verhandlungsposition ein.



Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörten auch ein Brite zu den "Großen Drei", die an der für die Nachkriegsordnung wichtigen Potsdamer Konferenz teilnahmen: Premierminister Winston Churchill.



Dort wurde die zukünftige britische Besatzungszone festgelegt. Sie umfasste den nordwestlichen Teil des besiegten Deutschen Reiches, also die heutigen Bundesländer Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Außerdem bekamen die Briten die Kontrolle über einen von vier Berliner Sektoren.

Nach der Wende wandelte sich das Deutschlandbild der Briten langsam. Die neue Hauptstadt Berlin zog viele Engländer an. Auch Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurde im Vereinigten Königreich positiv registriert.



Und während die Deutschen wegen Merkels harter Krisenpolitik in weiten Teilen des europäischen Festlandes mit einem negativen Image kämpfen, erfreuen sie sich auf der britischen Insel neuer Beliebtheit. Differenzen gibt es natürlich trotzdem, vor allem bei dem wichtigsten aller Themenbereiche, nämlich der EU. Grundsätzlich ist sich Deutschland nicht sicher, wie ernst es Großbritannien mit der europäischen Integration meint. Schließlich gibt es da das (unwahrscheinliche) Gespenst des britischen EU-Austritts.



Es gibt zwei Seiten im britischen Parlament: die europafreundlichen Briten, die die Mehrheit stellen, und die Skeptiker. Die einen hoffen, dass die Kanzlerin mit einer furiosen Rede die Stimmung in der sehr europakritischen britischen Bevölkerung dreht. Die anderen hoffen, dass sich Merkel in der Debatte um die EU-Reform auf die britische Seite schlägt.



Merkel wird vermutlich weder das eine noch das andere tun, sondern sich dafür aussprechen, dass die EU wettbewerbsfähiger wird. Das wird Cameron freuen. Seine Pläne, Europa zu einer großen Freihandelszone zurückzuentwickeln, teilt Merkel aber nicht.

Nicht die erste Absage. Schon als die Briten vorschlugen, Merkel möge ihre Rede auf Englisch halten, lehnte das Kanzleramt laut "Welt" ab.



Es ist eine gute Beziehung, die beide Seiten loben, aber eine Freundschaft ist es nicht. Die Briten sind deshalb mitunter auch etwas neidisch auf die Franzosen. Wenn es ihnen gelänge, die deutsch-französische Partnerschaft ein bisschen abzuschwächen, könnten sie gleichzeitig ihren Einfluss in der EU stärken.


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